Spa 24: McLaren-Talfahrt durch die Ardennen

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Für ART Grand Prix erwies sich der Pfad durch die Ardennen als dornenreich. Keiner der beiden McLaren-Sportwagen erreichte bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps das Ziel. „Eine Abfolge von Pannen ruinierte uns das Wochenende“, resümiert Teamchef Frédéric Vasseur das Fiasko.

Dank der bisherigen Erfolge in der SRO-Langstreckenserie hatte sich McLaren in den im Vorfeld der 24 Stunden von Spa-Francorchamps in den Kreis der Favoriten emporgearbeitet. Mancherorts hegten Beobachter der Rennen in Monza, Silverstone und Le Castellet gar die Erwartung, ART Grand Prix sei in der Lage, die dominante Stellung von Audi, BMW und Mercedes-Benz anzufechten. Der Pfad durch den Ardenner Wald erwies sich jedoch als dornenreich.

Letzten Endes widerfuhr ART Grand Prix ein Fiasko: Keiner der zwei McLaren-Sportwagen kreuzte am Sonntagnachmittag die Ziellinie. „Es ist eine herbe Enttäuschung, weil unsere Darbietung verheißungsvoll war“, lamentiert Teamchef Frédéric Vasseur, dessen Ensemble trotz Pechsträhne wiederholt Kampfgeist demonstrierte. „Unser Rennstall und unsere Fahrer hätten ein besseres Ergebnis verdient gehabt als ein Doppelausfall ohne Selbstverschulden.

Bereits nach dem Training am Donnerstagmittag stand das McLaren-Gespann buchstäblich vor einem Trümmerhaufen. Denn Álvaro Parente war ohne Eigenverschulden schwer verunfallt und kletterte nach einem vehementen Einschlag in die Streckenbarriere aus einem Wrack, das bis zur Unkenntlichkeit havariert war. Der Fahrer selbst trugt allerdings keine Blessuren davon. „Daher stand uns vor dem Rennen nur wenig Zeit auf der Strecke zur Verfügung“, merkt Stallgefährte Nicolas Lapierre an. „Zudem war nach dem Unfall kaum mehr als das Monocoque übrig.“

Technischer Defekt beendet Aufholjagd

Derweil qualifizierte sich die zweite Besatzung im Super-Pole-Einzelzeitfahren für Startposition acht. „Wir haben wirklich Fortschritte mit dem Fahrzeug erzielt und verbesserten dessen Fahrverhalten, da die Balance zu Beginn der Woche nicht perfekt war“, analysiert Kévin Estre rückblickend. „Wir verbuchten die Qualifikation als Erfolg – im Wissen, dass die Balance of Performance uns im Vergleich zum Rest des Jahres nicht gerade begünstigte.“ 

Aber auch im Rennen war der McLaren-Delegation das Glück nicht hold. Schon während der Anfangsphase des Wettstreits zwang Estre, Andy Sou?ek und Kevin Korjus ein Defekt am Turbosensor zu einem außerplanmäßigen Boxenstopp. „Anschließend gelang Andy, Kevin und mir eine erfolgreiche Aufholjagd, und das Fahrzeug arbeitete bei niedrigeren Temperaturen zunehmend effizienter“, rapportiert Estre.

Fortan eroberte das Fahrertrio Platzierung um Platzierung zurück. „Andy verrichtete einen sagenhaften zweiten Stint“, attestiert Estre seinem Kollegen. „Und wir waren in der Lage, zu nächtlicher Stunde um Positionen unter den besten Fünf zu kämpfen.“ Doch die Defekthexe vereitelte die Weiterfahrt. „Dann erlitten wir einen endgültigen Rückschlag – ein technischer Defekt, den wir zunächst lokalisieren mussten“, begründet Estre den Rückzug.

Lapierre standet mit drei Rädern

Zuvor begannen Parente, Lapierre und Grégoire Démoustier den Wettbewerb aus der letzten Reihe der Startaufstellung. Durch eine Reifenpanne und einen Zusammenstoß mit einem Konkurrenten geriet die McLaren-Equipe allerdings abermals ins Hintertreffen. „Wir hatten einen Reifenschaden, der uns zwei Runden kostete, sowie eine Kollision mit einem zu überrundenden Fahrzeug, die uns zwang mitten in der Nacht den Kühler auszutauschen“, erklärt Lapierre.

Ein weiteres Intermezzo besiegelte schließlich das Schicksal von ART Grand Prix. „Schlussendlich verlor ich ein Rad und war nicht imstande, zur Boxengasse zurückzukehren“, gibt Lapierre zu Protokoll. „Ich verpasste sie um hundert Meter. Es ist sehr hart für ART Grand Prix und die Mechaniker. Denn niemand hat etwas falsch gemacht – ganz im Gegenteil. Die Leistung war vorhanden, jedermann bewahrte Ruhe und arbeitete professionell trotz all unserer Sorgen. Und ich bin stolz, Teil dieses Abenteuers zu sein.“

Die Chefetage hofft nun nach dem unheilvollen Rennen im Hohen Venn auf ein versöhnliches Saisonfinale auf dem Nürburgring. „Beide Mannschaften waren ausgezeichnet, und es wurde bereits erwähnt aber eine Abfolge von Pannen ruinierte uns das Wochenende“, fasst Vasseur die Talfahrt durch die Ardennen zusammen. „Ich hoffe, dass wir die Früchte unserer Arbeit auf dem Nürburgring ernten können.“