Auch in Spa-Francorchamps rührte niemand an Toyotas Vorrangstellung in der FIA World Endurance Championship. Der Konstrukteur aus Fernost errang einen Doppelsieg. Nichtsdestoweniger verkürzten Ferrari und Porsche den Abstand zum Branchenprimus.
Toyota bleibt in der Erfolgsspur. Die Werksabordnung des japanischen Automobilherstellers erstritt bei den Sechs Stunden von Spa-Francorchamps einen Doppelsieg und hat somit alle drei bisherigen Saisonrennen der FIA World Endurance Championship gewonnen. Losgefahren von der Poleposition, entschieden Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López die Le-Mans-Generalprobe auf der Ardenner Grand-Prix-Rennbahn letztendlich zu ihren Gunsten.
Die Stallgefährten Sébastien Buemi, Brendon Hartley und Ryō Hirakawa mussten indes den Wettbewerb wegen eines Unfalls in der Qualifikation vom letzten Startplatz beginnen. In seiner Aufwärmrunde hatte Hartley beim Durchfahren der Hochgeschwindigkeitskurve Raidillon die Kontrolle über sein Hypercar verloren, obwohl der TMG-Werkspilot sich mitnichten am Limit bewegte.
Hartley schlug infolgedessen in die Reifenbarriere ein. Der Unfall Hartleys entfachte daraufhin eine Debatte über das Verbot der Reifenwärmer, weil bei den vorherigen Trainingsfahrten bereits einige Teilnehmer der GTE-Am-Kategorie mit Reifen, die sich noch nicht auf Betriebstemperatur befanden, verunfallt waren. Beim Fallen der Zielflagge betrug der Abstand zwischen den beiden Toyota-Besatzungen ungefähr elfeinhalb Sekunden.
Toyota baut Tabellenvorsprung aus
Das Toyota-Trio mit der Startnummer sieben belegte den ersten Platz überdies unbeschadet einer fünfsekündigen Zeitstrafe, welche die Regelwächter Kobayashi auferlegten, da er seinen innerbetrieblichen Kontrahenten Hartley jenseits der Streckenbegrenzung überholte. In der Fahrertabelle liegen nun Buemi, Hartley und Hirakaway mit fünf Punkten Vorsprung auf Conway, Kobayashi und López an erster Stelle.
In der Konstrukteurwertung der FIA World Endurance Championship beträgt der Vorsprung Toyotas bereits dreiundzwanzig Punkte auf Ferrari, achtundvierzig auf Porsche. Gleichwohl rückte die Konkurrenz in Spa-Francorchamps näher heran an Branchenprimus Toyota. Sowohl Ferrari als auch Porsche befanden sich beim Erreichen der Ziellinie im selben Umlauf wie die siegreiche Toyota-Truppe.
Das Siegertreppchen vervollständigten die Ferrari-Athleten Antonio Giovinazzi, James Calado and Alessandro Pier Guidi; die Porsche-Widersacher Dane Cameron, Michael Christensen und Frédéric Makowiecki mussten sich mit Position vier bescheiden. Calado beförderte sich in der Schlussphase in der Kurvenkombination Les Combes an seinem Kontrahenten Makowiecki vorbei und kreuzte den Zielstrich mit einem Drei-Sekunden-Abstand.
Team Jota belegt Platz sechs beim LMDh-Debüt
Dahingegen schied die zweite AF-Corse-Mannschaft – Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen – im letzten Veranstaltungsdrittel aus, als Fuoco auf noch nicht aufgewärmten Reifen die Boxengasse verließ und auf der alten Start-Ziel-Gerade die Gewalt über seinen Ferrari-Prototyp einbüßte. Fuoco schrammte zunächst gegen die Boxenmauer, prallte sodann gegen die gegenüberliegende Leitplanke.
Technische Probleme verhinderten unterdessen die Zielankunft des zweiten Porsche-Werksteams. Kévin Estre, André Lotterer und Laurens Vanthoor überstanden nicht einmal die erste Rennhälfte, da Letzterwähnter seinen LMDh-Sportwagen mit einem Elektrikdefekt auf der neuen Start-Ziel-Gerade abstellen musste. Das Porsche-Kundenteam Jota Sport belegte bei seinem LMDh-Debüt derweil Platz sechs. Am Steuer: Antonio Felix da Costa, Will Stevens und Yifei Ye.
„Wir haben den Podestplatz erst in der allerletzten Runde verloren und sind auf Platz vier ins Ziel gefahren – die Enttäuschung ist daher groß“, meint Porsche-Motorsportleiter Thomas Laudenbach in einer Pressemitteilung. Und ordnet die Leistung ein: „Wir hatten eine erstklassige Strategie und uns beim Start für die richtigen Reifen entschieden. Dennoch müssen wir festhalten: Aufgrund des aktuellen Kräfteverhältnisses liegt bisher für uns nicht viel mehr in Reichweite. Das heutige Ergebnis müssen wir abschütteln und weiter hart an weiteren Verbesserungen arbeiten.“
Cadillac unter den besten Fünf, Peugeot desolat
Die besten Fünf komplettierte Cadillac. Earl Bamber, Alexander Lynn und Richard Westbrook beendeten die Wettfahrt mit einer Runde Rückstand, während die Markenkollegen Sébastien Bourdais, Renger van der Zande und Jack Aitken für einen weiteren Schrecken erregenden Unfall sorgten. Beim Ansteuern des Streckenabschnitts Eau Rouge versagte van der Zande die Lenkung, weshalb der Cadillac-Fahrer frontal in die Reifenstapel einschlug. Van der Zande blieb unverletzt.
Peugeot entschwand währenddessen im Mittelfeld des Gesamtklassements. Paul di Resta, Mikkel Jensen und Jean-Éric Vergne wurden Vierzehnte, Loïc Duval, Gustavo Menezes und Nico Müller Siebzehnte. Die Scuderia Cameron Glickenhaus landete mit Romain Dumas, Olivier Pla und Franck Mailleux auf dem gesamtdreizehnten Rang. Jacques Villeneuve flog im Vanwall Vandervell 680 in Stavelot ab und kollidierte mit GTE-Am-Mittbewerber Francesco Castellacci.
Die LMP2-Wertung gewann das W Racing Team. Rui Pinto de Andrade, Louis Delétraz und Robert Kubica erfochten die Siegertrophäe. AF Corse triumphierte wiederum in der GTE-Am-Division. Am Ferrari-Lenkrad drehten Luis Pérez-Companc, Alessio Rovera und Lilou Wadoux. Nächste Station im Weltmeisterschaftskalender: Le Mans. Am ersten Juniwochenende findet der Testtag statt, eine Woche später das 24-Stunden-Rennen.
Schreibe einen Kommentar