Olaf Manthey: „Breiter als in der VLN kann Motorsport nicht sein“

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Olaf Manthey: „Die Teilnehmer professionalisieren sich auch selbst, gewissermaßen von innen heraus“ | © Porsche

Olaf Manthey analysiert die Entwicklungen in der VLN-Langstreckenmeisterschaft. Der Breitensport sei demnach durch die Tendenz zur Professionalisierung nicht gefährdet. Stattdessen seien die Amateure ebenfalls Profiteure – zumal sich dadurch neue Geschäftsfelder erschließen lassen.

Vollzieht sich in der VLN-Langstreckenmeisterschaft eine Professionalisierung zuungunsten des Breitensports? In seiner Kolumne bei Racing News erörtert der ehemalige Teamchef Olaf Manthey diese Frage, welche die Szene seit geraumer Weile kontrovers diskutiert. Seine Überzeugung: Obwohl diese Entwicklung tatsächlich voranschreite, könne das erwachsende Profitum mit den Amateuren auf der Nürburgring-Nordschleife koexistieren.

Nach der Auffassung Mantheys müsse der Veranstalter die Interessen beider Parteien berücksichtigen. „Es gibt diese großen Teams, und die VLN braucht sie“, meint Manthey. „Und es gibt die kleinen Teams noch, und die VLN braucht auch sie. Daher müssen die Macher der VLN alles, wirklich alles dafür tun, dass die kleinen Teams der VLN erhalten bleiben, dass auch sie als Kunden behandelt werden.“

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Nutznießer der Professionalisierung – auf sämtlichen Ebenen – seien nicht bloß diejenigen Mannschaften, die unnachgiebig aufrüsten, sondern gleichermaßen die kleinen Mannschaften. „Davon profitieren alle, die Kleinen wie die Großen, die Amateure wie die Profis“, kehrt Manthey hervor. Seine These: „Die Teilnehmer professionalisieren sich auch selbst, gewissermaßen von innen heraus.“

Demgemäß sei der sportlich Ehrgeiz gewissermaßen ein Vehikel, wodurch die Beteiligten unentwegt den Versuch unternehmen, sich zu verbessern. Dieser Prozess gehe mit einer Tendenz zur Professionalisierung einher. „Und wenn die Ambitionen nicht schon am Anfang da sind, erwachen sie im Wettbewerb“, urteilt Manthey. Niemand wolle sich der Rennerei „nur zum Spaß“ zuwenden – auch er seinerzeit nicht.

„Was sie zusammenschweißt, ist ihre Leidenschaft für die Nordschleife“

Ein weitere Vorteil: Die Professionalisierung ermögliche neue Geschäftsmodelle. „So gibt es seit einigen Jahren Teams, die die Freizeitbeschäftigung Rennfahren als Geschäftsinhalt entdeckt haben“, erklärt Manthey, was wiederum weitere Vorteile berge. „Und mit der Zahl der Paydriver steigt die Zahl der Rennautos, die diese Teams in der VLN einsetzen (können) – und die Größe der Autos wächst gleich mit.“

Aus diesen verschiedenen Teilnehmertypen – „Hobbypiloten, die Paydriver, die semiprofessionellen Teams und die Profi“ – ergebe sich eine heterogene Gruppe, die jedoch drei Formen des „Respektes“ eine. „Respekt vor dem Konkurrenten, Respekt vor dem anderen und seinen Interessen, Respekt vor dem Motorsport, vor seinen Entwicklungen, seinen inneren Dynamiken und Gesetzmäßigkeiten“, fasst Manthey zusammen.

Kurzum: das integrierende Element sei die VLN-Langstreckenmeisterschaft. Auf diese Weise definiert Manthey den Begriff „Breitensport“ gleichsam neu. „Somit ist die VLN doch Breitensport“, vermeint Manthey. „Breiter als in der VLN kann der Motorsport doch gar nicht sein.“ Der Kitt dieses vielgestaltigen Konglomerats: „Was sie zusammenschweißt, ist ihre Leidenschaft für die Nordschleife.“