Rückspiegel: Das letzte Euro-GT-Kapitel

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Markenvielfalt, aber geringe Starterzahlen: die letzte Saison der Euro-GT-Serie | © Maximilian Graf

Es war einer der letzten Versuche, eine internationale Gran-Turismo-Meisterschaft für den Breitensport zu etablieren: die Euro-GT-Serie. Allerdings scheiterte das Unternehmen im Jahr 2006 bereits nach vier Veranstaltungen. Stattdessen befand sich das GT3-Konzept unlängst auf seinem Siegeszug.

Die Gruppe GT3 prosperiert. Weiterhin. Der unaufhaltsame Erfolg manifestiert sich auch im Generationswechsel, den die zahlreichen engagierten Werke im Augenblick vollziehen: Voraussichtlich homologiert die FIA in unmittelbarer Zukunft den fünfzigsten GT3-Sportwagen, indes empfangen die Kundensportabteilungen der Hersteller Bestellungen en masse. Gleichwohl beäugt mancher die Entwicklung auch skeptisch.

Ein Jahrzehnt, nachdem Stéphane Ratel das gleichermaßen simple wie originelle GT3-Konzept inaugurierte, sind sich die Liebhaber des GT-Sports uneins. Kurzweilige Wettbewerbe, ein hohes Maß an Chancengleichheit auf der einen Seite, signifikant steigende Kosten und regelrechte Konformität auf der anderen. Um es überspitzt zusammenzufassen: Mittlerweile fahren allerorten die gleichen GT3-Sportwagen.

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Angesichts des endlosen Einerlei, der fortwährenden Monotonie schwelgt der ein oder andere Sportwagenromantiker bisweilen nostalgisch in Erinnerung, als der GT-Sport noch ein Goldland für Schrauber und Bastler war. Als Vehikel verschiedenster Couleur in unterschiedlichen Wertungen gegeneinander antraten. Als exotische Boliden noch ein Charakteristikum des unbeachteten GT-Spartensports darstellten.

Einen der letzten Versuche, solch eine Meisterschaft zu etablieren, unternahm das Organisatorengespann um Pierre von Mentlen sowie Hein und Anja Hartmann. In der Saison 2006 ging das Ensemble daran, die Euro-GT-Serie zu revitalisieren. Bei diesem Vorhaben gewährte Getränkeproduzent Rhino’s seine Unterstützung, weshalb auch die Namensgebung zustande kam: rhino’s GT Series.

Diese Umbenennung bedingten zudem weitere Umstände. Im selben Jahr richtete die SRO-Gruppe erstmals die FIA-GT3-Europameisterschaft aus, die GT-Sport-Organisation wiederum die International GT Open. Daher schwante der FIA offenbar Verwechslungsgefahren, weshalb die Euro-GT-Serie fortan nicht mehr unter ebenjenem Namen firmieren durfte. Nichtsdestoweniger war der Grundstein für internationalen GT-Breitensport gelegt.

Verheißungsvoller Auftakt auf dem Nürburgring

Bei der Eröffnungsveranstaltung auf dem Nürburgring umfasste das Teilnehmerfeld schließlich zwanzig Renner – dank einiger Gaststarter aus dem Divinol-Cup und dem GTP-Lager. Einziges Manko: Das Markenspektrum erschöpfte sich meistenteils in Porsche-Neunelfern – dreizehn in Summe. Ein Hingucker waren dagegen der Marcos Mantis von Peter van der Kolk sowie der Stealth B6 von Rob Knook.

Letzterem war beim Auftaktrennen das Glück jedoch nicht hold. Schon beim Start kollidierte Knook mit von Mentlen im knallgelben V8-Star-Boliden. Dieser trat als Organisator und Pilot in Personalunion an. Obwohl sich Knook anschließend dennoch in der Spitzengruppe behauptete, fiel der Niederländer schlussendlich einem Folgeschaden des Zusammenpralls zum Opfer. Die Aufhängung brach nach dem Pflichtstopp.

Indes kontrollierte Wieth Racing beide einstündigen Sprintrennen auf der Kurzanbindung des Nürburgrings. Wolfang Kaufmann erstritt mit dem – wie der Streckensprecher nicht müde wurde zu erwähnen – „pfeilschnellen“ Ferrari F550 Maranello zwei Kantersiege. Im ersten Durchgang belegten Thomas Probst und Norbert Pauls im Porsche 993 GT2 den zweiten Platz. Bronze errang Markenkollege Heinz-Bert Wolters mit seinem GT3-RS-Modell, der im nachfolgenden Gefecht sogar die zweithöchste Stufe erklomm. Dritter wurde Robert Wallenborn im Porsche 996 GT2 MR.