Tipp der Redaktion: Audi oder Mercedes-AMG?

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Stoppt Audi die Rekordsieger von Black Falcon und Mercedes-AMG? | © Dubai Autodrome

Erringt Black Falcon den vierten Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Dubai? Auch in diesem Jahr startet Mercedes-AMG mit berechtigten Aspirationen auf die Trophäe beim Wüstenmarathon. Allerdings schickt sich Audi an, die Titelverteidigung zu vereiteln. Die SportsCar-Info-Redaktion wagt eine Prognose.

Maximilian Graf: Innerhalb einer Dekade hat es die Creventic-Agentur fertiggebracht, einen reputable Langstreckenwettstreit in der Arabischen Wüste zu etablieren. Allein das eifrige Engagement der Hersteller indiziert das Renommee des 24-Stunden-Rennens von Dubai. Die Veranstaltung ermöglicht nicht bloß eine Standortbestimmung, sondern eine erste Kraftprobe der GT3-Akteure.

An diesem Wochenende rückt das Aufeinandertreffen der neuen GT3-Modellgenerationen zweier Konstrukteure in den Fokus: Titelverteidiger Mercedes-AMG versus Gegenspieler Audi. Wer verbucht die aussichtsreicheren Chancen? Zweifelsohne bleibt Erfahrung eine Determinante des angestrebten Erfolgs. Und: Gegenüber der Marke mit dem Stern verfügen die vier Ringe letztlich einen einjährigen Praxisvorsprung. Vorteil für die Ingolstädter Delegation?

Stellt sich folglich nur die Frage, welches Audi-Gespann den Triumph in Dubai davonträgt? Namentlich Land Motorsport ragt heraus: Marc Basseng, Christopher Mies, Carsten Tilke und Connor de Phillippi sind fraglos Erfolgsgaranten – somit auch Hauptanwärter auf die Siegertrophäe. Gleichwohl sind die beiden fünfköpfigen Black-Falcon-Besatzungen imstande, den Titel am Persischen Golf zu verteidigen – befinden sich aber in der Defensive.

Wer vermag jedoch, einen Achtungserfolg oder gar einen Überraschungscoup zu erzielen? Die Abordnungen von Porsche und Ferrari müssen sich mit Jahreswagen begnügen, BMW ist dagegen absent. Sofern die Missionen der Favoriten scheitern, wären Konrad Motorsport und Lamborghini eventuell Kandidaten für ein unerwartetes Resultat. Am Lenkrad: Mark Ineichen, Rolf Ineichen, Fabio Babini, Christian Engelhart und Teamchef Franz Konrad.

Daniel Schnichels: Im Grunde läuft alles auf das große Duell zwischen Audi und Mercedes-Benz hinaus. Die Sternenkrieger und allen voran die Titelverteidiger von Black Falcon haben sicherlich alle Trümpfe in der Hand und kennen den Kurs sowie die Bedingungen bei dem Wüstenmarathon am besten. Zudem startet Black Falcon mit zwei gleichstarken Besatzungen, sodass sich die VLN-Mannschaft auch gegenseitig Schützenhilfe leisten kann. Im Duell mit Audi muss Mercedes-Benz dennoch den Kürzeren ziehen, da Audi deutlich mehr Erfahrung mit seinem neuen GT3-Modell hat.

Der Sieg bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring und ein zweiter Platz beim Ardennen-Klassiker von Spa-Francorchamps sprechen für sich. Die Ingolstädter beeindruckten bei den ersten Einsätzen des neuen R8 LMS mit einer unglaublichen Beständigkeit und waren vom ersten Moment an mit von der Partie. Dazu kommt die überragende Besatzung von Land Motorsport, welche sich den Sieg am Persischen Golf schnappt, da bin ich mir sicher. Doch auch Car Collection Motorsport ist nicht zu unterschätzen. Schließlich hat der nunmehrige Audi-Rennstall mit Markus Winkelhock und Claudia Hürtgen zwei GT-Spezialisten mit an Bord.

Außenseiterchancen räume ich hingegen HB Racing und MRS GT-Racing ein, auch die Mannschaften mit dem älteren GT3-Modell von Mercedes-Benz sind nicht aussichtslos. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass Lamborghini und Nissan das Duell zwischen den deutschen Traditionsherstellern bestenfalls in der Anfangsphase des Rennens beeinflussen können.

Daniel Stauche: Meiner Meinung nach sind die Titelverteidiger auch die Favoriten. Black Falcon hat drei fast gleichstarke Besatzungen zusammengestellt, darüber hinaus sind zwei der Fahrzeuge aus der AMG-GT-Baureihe. Für beide Autos wurden GT-Asse wie Jeroen Bleekemolen, Maro Engel, Yelmer Buurman und Bernd Schneider verpflichtet. Weiterhin kennt sich die Mannschaft bestens auf dem Wüstenkurs aus. Lediglich technische Gebrechen mit dem neuen Fahrzeug könnten für Probleme sorgen.

Erstmals in der Geschichte des Rennens ist Audi mit einem sichtbaren Aufgebot in Dubai. Unter anderem reisen die Vorzeigemannschaften W Racing Team und C. Abt Racing in das Emirat. Daneben starten die Neukunden Car Collection Motorsport, Optimum Motorsport und Land Motorsport. Gleichwohl sind die Ingolstädter noch in der ungewohnten Position des Underdogs – Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Ebenfalls einen Abstaubersieg traue ich der Scuderia Praha mit einem Ferrari oder SPS Automotive Performance, einem Mercedes-Benz-Team, zu. Die tschechische Ferrari-Truppe hat über das vergangene Jahr stark an Konstanz gewonnen und könnte davon profitieren. Der SPS-Flügeltürer ist nominell mit Alex Müller und Lance David Arnold recht gut besetzt.