Shanghai: Krönt sich Porsche vorzeitig zum Markenweltmeister?

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Erfolgt in Shanghai bereits die Kür? Baut Porsche seinen Vorsprung beim WM-Halbfinale aus, wären die Weissacher uneinholbar – also vorzeitiger Markenweltmeister. Eine unterhaltsamere Ausgangslage ergibt sich im Kampf um den Fahrertitel: nur ein Zähler Vorsprung auf die Audi-Kontrahenten.

Krönt sich Porsche bereits beim Semifinale der Langstrecken-WM zum Markenweltmeister? Ein Blick auf die Tabelle der Herstellerwertung offenbart: Widerpart Audi vermag, die Titelentscheidung in Shanghai zwar zu vertagen, höchstwahrscheinlich aber nicht zu verhindern. Die Differenz beträgt nach sechs von acht Begegnungen mittlerweile dreiundfünfzig Punkte, achtundachtzig sind noch zu vergeben.

Folglich muss Audi mindestens neun Zähler aufschließen, um zumindest theoretische Chancen zu wahren. Falls sich der Werksmannschaft aus Weissach an diesem Wochenende also keine kapitalen Fehler leistet, erfolgt womöglich schon in der chinesischen Metropole die Kür. Damit gelänge Porsche der erste Gewinn einer Weltmeisterschaft seit 1986. Angesichts dieser Konstellation rückt allerdings der Wettstreit um den Fahrertitel in den Fokus.

Die Ausgangslage: ein Ein-Punkte-Abstand zwischen den Kontrahenten. Behaupteten André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer dank ihrer Erfolge zu Saisonbeginn bis dato wacker die vorderste Tabellenposition, machten Brendon Hartley, Mark Webber und Timo Bernhard den konzerninternen Rivalen die Führungsrolle am Fuji schließlich abspenstig. Bahnt sich also ein Endspurt mit offenem Ausgang an? 

Schlüsselfaktor in Shanghai: der Umgang mit den Reifen

Zuletzt kontrollierte Porsche den Wettbewerb im Oberhaus der Sportwagen, feierte vier dominante Siege en suite – darunter drei Doppelerfolge. Allerdings strauchelte der Hersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen am Fuji auf nassem Asphalt, wogegen Konkurrent Audi auftrumpfte. Zumal die Marke mit den vier Ringen ohnehin Fortschritte erzielt hat – wenngleich minimale. Rückt Audi in Shanghai nochmals näher heran? 

Die Porsche-Chefetage vergegenwärtigt die Entwicklung bei Audi und räumt zudem ein: Der Shanghai International Circuit komme ihrem Prototyp nicht zupass. „In Shanghai spitzt sich die Situation jetzt noch einmal mehr zu“, meint Einsatzleiter Fritz Enzinger. „Der Kurs ist nicht unbedingt eine Paradestrecke für unseren Porsche 919 Hybrid, und die Konkurrenz von Audi hat noch einmal nachgelegt.“ 

Neuerlich ein entscheidender Faktor: der Umgang mit Reifen. Denn der Rundkurs in Shanghai strapaziert die Pneus immens. Gleichwohl räumt das Reglement acht Gummisätze ein, wodurch keine Doppelstints notwendig sind. „Aber auch über ein Tankintervall wird es nicht leicht, die Reifenperformance hochzuhalten, um permanent im Verkehr attackieren zu können“, merkt Teamchef Andreas Seidl an. 

Toyota strebt Podiumsergebnis an

Überdies genießt Audi den Vorteil, nicht die Last der Favoritenstellung schultern zu müssen. Stattdessen beflügeln die jüngsten Ergebnisse der Weiterentwicklung. „Uns ist in der entscheidenden Phase im Titelkampf ein Schritt nach vorn gelungen“, stellt Einsatzleiter Chris Reinke vor dem Halbfinale im Reich der Mitte heraus. „Wir wollen uns auch in Shanghai als harte Gegner präsentieren, um alle Chancen bis zum Schluss zu wahren.“ 

Derweil kämpft Toyota weiterhin auf einem Nebenkriegsschauplatz. Obwohl die TMG-Abordnung ohne jeden Zweifel außerstande ist, mit Porsche und Audi zu konkurrieren, strebt der Konstrukteur aus Fernost dennoch einen Podiumsrang an. „Wir freuen uns auf das Rennen in Shanghai“, bekräftigt Teamchef Toshio Sato. „Dies ist eine Strecke, auf der Toyota in der Vergangenheit schon sehr stark war und bei jedem unserer Starts in China gelang uns ein Podestplatz.“ 

Toyota gedenkt keineswegs, das Rennen in Shanghai im Vorhinein abzuschenken. „Wir werden alles geben, um auch am kommenden Wochenende einen Platz auf dem Podium zu erkämpfen, auch wenn uns klar sein muss, dass die Konkurrenz sehr stark ist“, ergänzt Sato. „Eine lange Saison neigt sich dem Ende zu, doch das Team ist unverändert fokussiert und entschlossen das bestmögliche Resultat zu erreichen. Alle werden hart dafür arbeiten und das Beste dafür in Shanghai geben.“