Nissan: Mitfavorit aus Fernost?

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Ist Nissan klammheimlich zum Mitfavoriten bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps avanciert? Obwohl während der letzten Wochen und Monaten Negativschlagzeilen überwogen, erzielte der fernöstliche Hersteller wiederholt bemerkenswerte Erfolge: Sieg in Bathurst und bei der Generalprobe in Le Castellet.

Bislang überwogen die negativen Schlagzeilen über Nissan während der diesjährigen Saison. Im Juni gipfelte die Posse um die Entwicklung eines Hybridprototyps in einem desolaten Auftritt in Le Mans, wofür der japanische Hersteller ins Kreuzfeuer polemischer Kritik geriet. Zuvor überschattete ein tödlicher Unfall beim VLN-Auftakt das Nismo-Engagement auf der Nürburgring-Nordschleife. 

Die positiven Resultate blendete ein Gros der Presse dagegen geradezu aus. Schließlich startete Nissan bravourös in die Langstreckensaison. Zu Jahresbeginn trugen Katsumasa Chiyo, Florian Strauß und Wolfgang Reip in einem nervenzerreißenden Finale den Gesamtsieg beim Zwölf-Stunden-Rennen von Bathurst davon. Einen weiteren Erfolg feierte Nissan in der Provence: Die GT-Akademie gewann das sechsstündige Nachtrennen auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet.

Damit entschied der Konstrukteur aus Fernost zugleich die Generalprobe für die 24 Stunden von Spa-Francorchamps zu seinen Gunsten. Avancierte Nissan daher klammheimlich zum Mitfavoriten für die GT3-Machtprobe im Hohen Venn? Wenngleich Nismo wiederholt sein Potenzial demonstriert, zaudert mancher Beobachter, diese Frage zu bejahen. Denn ein Urteil über das Kräfteverhältnis in der SRO-GT-Langstreckenserie bereitet Schwierigkeiten. 

Favorit in der Pro-Am-Wertung?

Frappant bei den bisherigen Begegnungen: die Semiwerksmannschaften von Audi und BMW hielten sich im Hintergrund, stattdessen reüssierten die Abordnungen von Lamborghini, McLaren und eben Nissan. Zugleich stellt aber niemand das Potenzial der fernöstlichen GT-Fahrschule in Abrede. In der gesamtsiegfähigen Spitzenklasse tritt Nismo allerdings nur mit einer Besatzung an. Reip, Chiyo und Alex Buncombe rotieren am Lenkrad. 

Zudem flankiert die Kundenmannschaft von Molitor Racing den Einsatz in der professionellen Wertung. Im Nissan-Interieur teilen sich Sean Walkinshaw, Martin Plowman und Craig Dolby die Arbeit. Das Engagement beim Ardennen-Marathon umfasst überdies einen Start in der semiprofessionellen Pro-Am-Kategorie. Die Besatzung rekrutiert sich aus Strauß, Ricardo Sánchez, Gaëtan Paletou und Olivier Pla. 

Somit tritt Nissan mit einem Drei-Wagen-Gespann auf dem Circuit de Spa-Francorchamps an. In der Pro-Am-Wertung ist die Delegation aus dem Land der aufgehenden Sonne fraglos imstande, um den Klassensieg zu kämpfen. Ein Spitzenresultat in der Gesamtwertung stellt wiederum ein schwieriges Unterfangen dar – ein Platz unter den besten Fünf oder wenigstens Zehn dürfte für die GT-Akademie oder auch Molitor Racing aber eine realistische Maßgabe sein.