VLN-Klasse V6: Brisanz in Serie

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Die größte Serienwagen-Klasse der VLN boomt wie lange nicht. Große Starterfelder bieten den Fahrern der Klasse gute Chancen in der Gesamtwertung. Aber es brodelt im Kessel. Proteste sorgten für eine bislang undurchsichtige Wertung und die Balance of Performance hat inzwischen Einzug gehalten.

Lange waren in der größten Serienwagen-Klasse der VLN, der Klasse V6 für Produktionswagen bis dreieinhalb Liter Hubraum, BMW-Modelle tonangebend. Der BMW M3 CSL der Baureihe E46 war der Klassenprimus. Da aber Basisfahrzeuge des Leichtbau-Dreiers schwer zu bekommen waren, wurden auch der Basis-M3 und vor allem das BMW Z4 M Coupé sehr beliebt und auch erfolgreich.

Als aber Porsche die derzeit aktuelle Baureihe des Carrera – den 991 – vorstellte und auch mit 3,4 Litern Hubraum anbot, dauerte es nicht lange, bis die ersten Neunelfer in der Serienwagen-Liga auftauchten. Inzwischen hat auch die aktuelle Version des Porsche Cayman Einzug in der Klasse gehalten und wie sein großer Bruder bereits die ersten Klassensiege eingefahren.

Die Porsche-Modelle erwiesen sich als gute Wahl. Zu BMW-Zeiten war man mit Zeiten um die 9:20 Minuten auf der VLN-Variante des Nürburgrings noch die allererste Sahne. In diesem Jahr liegt die schnellste bisher gefahrene Runde bei knapp über neun Minuten. Gefahren in einem Porsche Carrera. Die Cayman-Teams kamen nur selten an diese Zeiten heran und waren von daher im Nachteil.

Kai Riemer: „Die Technik-Kommission hat einen hervorragenden Job gemacht“

Wir haben bei Kai Riemer nachgefragt, wo die Gründe für die Dominanz der Neunelfer liegen. Als Fahrinstruktor kennt er beide Modelle und startete in der VLN im Cayman von Mathol Racing. „Der Cayman ist durch sein Mittelmotor-Konzept sicher das bessere Auto auf Kursen mit engen Kurven und kurzen Geraden. In den schnellen, langen Kurven der Nordschleife spielt der Neunelfer aber seine Vorteile durch den längeren Radstand und die damit verbundene hohe Fahrstabilität aus. Um mit den Elfern mitzuhalten, musst Du am Steuer des agilen Cayman extrem viel arbeiten und oft über einhundert Prozent gehen. Dazu kommt, dass der 991 nominell mehr Leistung und ein deutlich besseres Drehmoment hat.“

Riemers Teamchef Matthias Holle merkte schon Anfang der Saison an, dass die Cayman in puncto Leistungsgewicht den Neunelfern nominel unterlegen seien. Nach dem dritten Lauf hat er der Technik-Kommission daher seine Auswertung aller Daten der ersten drei Läufe zur Verfügung gestellt. Die Kommission folgte Holles Argumenten und die Neunelfer-Fraktion musste vor dem vierten Rennen ebenjene dreißig Kilogramm zuladen.

Am Ende des Rennens standen Riemer und Karch im Cayman ganz oben auf dem Klassentreppchen. Obwohl die Neunelfer-Fraktion ob der Zuladung lautstark protestiert hatte, ging die schnellste Rennrunde aber immer noch mit einer 9:05 Minuten an Markus Schmickler im Porsche 991. „Die Technik-Kommission hat einen hervorragenden Job gemacht und die beiden Porsche-Modelle nominell auf das gleiche Leistungsniveau gebracht“, kommentiert Riemer. „Um aber mit dem Cayman dauerhaft vorne mitzufahren, musst du weiterhin alles geben und darfst dir keine Fehler erlauben.“

Wiederholte Proteste im bisherigen Saisonverlauf

Gerade jetzt, wo es gut läuft und Riemer und Karch der Neunelfer-Armada weiter in die Suppe spucken könnten, muss sich das schnelle Duo jedoch trennen. Während Karch sich zunächst als Solostarter versucht, hofft Riemer bald wieder in einem anderen Cockpit um schnelle Runden zu kämpfen.

Aber in der Klasse gibt es noch ein weiteres Reizthema. Nach den beiden ersten Rennen wurden Proteste gegen einzelne Wagen eingelegt und die Wertung für die beiden Läufe wurde ausgesetzt. Inzwischen wurden die Proteste aber bestätigt und die betroffenen Wagen in den jeweiligen Rennen aus der Wertung genommen.

Besonders das Black-Falcon-Trio Manuel Metzger, Christian Schmitz und Ivan Jacoma wurde hart getroffen. Zusammen mit den Klassensiegen im zweiten und dritten Lauf und dem dritten Platz beim letzten Rennen wären die Drei ganz heiße Anwärter auf die Meisterschaft. Da Wertungsausschlüsse aber nicht als Streichergebnis herangezogen werden können, ist der Titel für die Truppe schon jetzt außer Reichweite.