DP versus LMP: Missglückte Angleichung zweier Konzepte?

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Ist die Angleichung zwischen DP- und LMP-Prototypen misslungen? Bei den 24 Stunden von Daytona herrschte fraglos ein asymetrisches Kräfteverhältnis. Corvette und Riley-Ford waren auf der Strecke überlegen. Nach dem Dafürhalten Lucas Luhrs solle die IMSA die Fahrzeugeinstufung nochmals überdenken.

Bereits nach den Trainingssitzungen und der Qualifikation schwante den Protagonisten, welch aussichtslose Mission die LMP2-Rennställe bei den 24 Stunden von Daytona unternehmen. Die DP-Prototypen dominierten gegenüber den Le-Mans-Sportwagen sowohl zahlenmäßig als sportlich. „Die Sache ist die: Die DP sind im Moment einfach zu schnell für uns“, analysierte Oreca-Pilot Lucas Luhr nach dem Zeitfahren prosaisch.

In der Startaufstellung standen Pickett Racing, Extreme Speed Motorsports und Oak Racing schließlich jenseits der besten Zehn – keine optimale Ausgangslage im Wettstreit mit den übermächtigen Konkurrenten. Letzten Endes verdankte es die Nissan-Mannschaft um Greg Pickett ihrerer konstanten Leistung, am Sonntagnachmittag als Gesamtfünfte die Ziellinie auf dem Daytona International Speedway überquert zu haben.

Nachdem ein Reifenschaden in der Anfangsphase Luhr und seine Fahrerkollegen Klaus Graf und Alex Brundle zunächst einbremste, unterliefen dem Oreca-Trio fortan keine weiteren Missgeschicke. Damit beendete Pickett Racing das 24-Stunden-Rennen an der Küste Floridas als bestes LMP2-Gespann. Für den Teamchef sei es jedoch evident, inwieweit ein asymmetrisches Kräfteverhältnis herrscht. „Wir fuhren hier hinterher. Jedermann konnte das sehen, es war wirklich offensichtlich“, bilanzierte Pickett.

Immenser Leistungsunterschied zwischen LMP und DP 

Ist der IMSA der Spagat, die Ungleichheit zwischen Daytona- und Le Mans-Prototypen auszublancieren, missglückt? Schon im Vorfeld war es den Verantwortlichen bewusst, sich eine Herkulesaufgabe aufzubürden, die diametralen Konzepte der beiden Fahrzeutypen anzugleichen. Auf der einen Seite die DP-Renner, ausgestattet mit einem anachronistischen Fahrgestell aus einem Stahlrohrrahmen – einer Bauweise aus den siebziger Jahren. 

Demgegenüber verfügen die LMP-Boliden über ein modernes Monocoques und eine ausgefeilte, sensible Aerodynamik, welche weitaus mehr Abtrieb erzeugt als die DP-Kontrahenten. Der Versuch, besagte Defizite in puncto Anpressdruck zu kompensieren, misslang jedoch: Nach Unterluft-Abflügen bei den Wintertestfahrten in Daytona wurden die Diffusoren der ehemaligen Grand-Am-Spitzenfahrzeuge wieder demontiert. 

Stattdessen erhöhten die Regelhüter die Motorleistung der Daytona-Prototypen eminent. Die Triebwerke von Corvette und Ford können 600 PS abrufen, wohingegen die Gegenspieler von Nissan, Judd und Mazda lediglich 450 PS haben. Diesen Trumpf spielte das DP-Lager am vergangenen Wochende schließlich schonungslos aus. Zumal der Daytona International Speedway zu jenen Strecken gehört, welche leistungsstarke Fahrzeuge begünstigen. 

DP-Renner sind bis zu zwanzig Kilometer pro Stunde schneller 

Der Unterschied war eklatant. Auf der Steilkurve fehlten den LMP-Rennern etwa zehn bis zwölf Meilen pro Stunde. Umgrechnet sind das annährungsweise zwanzig Kilometer pro Stunde. Diese Abweichung schlug sich folglich in den Rundenzeiten nieder: Im Schnitt waren die DP-Gefährte zirka ein bis zwei Sekunden schneller. „Ich denke, sie sollten die Balance of Performance noch einmal überdenken – insbesondere auf einem Hochgeschwindigkeitskurs wie hier oder später in diesem Jahr auf der Road America“, meinte Luhr nach der Qualifikation. 

Im Rennen waren sowohl Pickett Racing als auch die Mitstreiter von Extreme Speed Motorsports und Oak Racing chancenlos unterlegen. Obendrein plagten die Honda-Equipe technische Gebrechen. „Es war ein schwieriger Tag für uns“, resümiert ESM-Athlet Scott Sharp. „Es war nicht das, was wir erwartet haben. Wir dachten wirklich, sofern wir das Tempo etwas drosselten, wäre Zuverlässigkeit unsere Stärke. Leider war das Gegenteil der Fall.“ 

Allerdings räumte Sharp ebenso ein: „In gewisser Weise war es schön zu sehen, ein wenig konkurrenzfähiger zu sein, als wir erwartet hatten.“ Schlussendlich belegte Extreme Speed Motorsports die Ränge sieben und 15. Darum bleibt auch Stallgefährte Johannes Overbeek zuversichtlich: „Ich freue mich wirklich auf Sebring, um zu sehen inwieweit die Balance of Performance und der Wettbewerb sich ändert.“ 

Bei Pickett Racing vertreten die Akeure dagegen eine eindeutiges Dafürhalten. „Ich denke, wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns – aber ebenso die Regelhüter, welche an der Balance of Performance arbeiten müssten“, konstatiert Luhr nach dem USCC-Auftakt in Daytona Beach. „Ich hoffe, sie werden Änderungen vornehmen. Man kann nicht kämpfen, wenn man zwölf Meilen pro Stunde langsamer als der Rest der Jungs ist.“ 

Sein Boss bleibt indes langmütig. „Alles, was wir tun werden, ist zu hoffen, dass sie halten, was sie versprochen haben und uns zusicherten im Hinblick darauf, einen Wettbewerb für zwei Fahrzeugtypen zu schaffen, die auf Augenhöhe miteinander konkurrieren“, erklärt Teamchef Pickett. „Und ich denke nicht, dass dies, jedes Mal wenn wir auf eine Gerade fahren, ein Defizit von zehn Meilen pro Stunde bedeutet.“