São Paulo: Wiederholt Toyota seinen Coup?

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Letztes Jahr erfocht Toyota in São Paulo seinen ersten Triumph in der Langstrecken-WM. Um nächsten Sonntag diesen Coup zu wiederholen, hat TMG ein neues Aerodynamik-Paket geschnürt. Audi tritt allerdings gleichermaßen mit Detailverbesserungen an und schielt bereits auf den Herstellertitel.

Nach zweimonatiger Unterbrechung nimmt die Langstrecken-WM wieder den Rennbetrieb auf. Am kommenden Wochenende findet im Autódromo José Carlos Pace das Sechs-Stunden-Rennen von São Paulo statt – der vierte von acht Wertungsläufen. An selbigem Schauplatz brachte Herausforderer Toyota seinem Konkurrenten Audi vergangenes Jahr erstmals eine Niederlage bei. Die TMG-Abordnung dominierte das Gefecht in der brasilianischen Metropole regelrecht und landete ihren ersten Coup. 

Im bisherigen Saisonverlauf konnte Toyota allerdings bis dato wenige Akzente setzen. Um an den Erfolg im Vorjahr anzuknüpfen, setzt der japanisch-deutsche Rennstall auf eine neue Aerodynamik-Spezifikation, die weitaus mehr Abtrieb erzeugt. Denn im Gegensatz zu den Kursen in Silverstone, Spa-Francorchamps und Le Mans – auf denen Höchstgeschwindigkeit gefragt war –, verlangen die verbleibenden Strecken Anpressdruck. 

En détail haben die Toyota-Techniker den Radkasten, die Motorverkleidung, den Heckflügel sowie diverse weitere Einzelheiten überarbeitetet. Darüber hinaus wurde auch der Antriebsstrang des TS030-Protoyps verbessert. Das neue Paket haben Anthony Davidson und Sébastien Buemi abschlließend auf dem Lausitzring erprobt. „Unsere Testfahrten am Lausitzring verliefen gut. Es war großartig, nach so einer langen Pause endlich wieder im Auto zu sitzen; und das neue Aeropaket fühlte sich ebenfalls gut an“, bilanziert Davidson die Sommerpause. 

„Es wird schwierig werden, Audi zu schlagen“

Teampräsident Yoshiaki Kinoshita hegt derweil die Ambition, Audi auf dem lateinamerikanischen Traditionskurs neuerlich bezwingen zu können, ist sich der schwierige Aufgabe aber nichtsdestotrotz bewusst. „Es wird schwierig werden, Audi zu schlagen“, gesteht sich Kinoshita ein. „Angesichts unseres Erfolges im Vorjahr in Brasilien, bleiben wir optimistisch. Das sind schöne Erinnerungen, die uns jetzt vorantreiben, und wir werden hart daran arbeiten, ein ähnliches Resultat zu erzielen.“ 

Sofern Toyota in São Paulo tatsächlich den Triumph davontrüge, sammelte der Konstrukteur aus Fernost zudem wichtige Punkte im Titelkampf. Denn das Audi-Trio Loïc Duval, Allan McNish und Tom Kristensen führt nach seinem Le-Mans-Sieg die Tabelle mit 94 Zählern an. Damit verbucht das französisch-schottisch-dänische Gespann nicht nur dreißig Zähler Vorsprung auf seine Stallgefährten Marcel Fässler, Benoît Tréluyer und André Lotterer, sondern noch einen weiteren auf Davidson, Buemi und Stéphane Sarrazin.

Bei noch 130 zu vergebenden Punkten ist die Meisterschaft allerdings noch weitgehend offen. Zumal Audi den Mannschaftsgeist fördert. „Unsere Priorität ist es, bei den verbleibenden WEC-Läufen, um den Herstellertitel zu kämpfen“, betont Ralf Jüttner, Technischer Direktor bei dem Ingolstädter Konstrukteur. „Dafür ziehen alle sechs Rennfahrer an einem Strang, ehe es dann auch um die Entscheidung in der Fahrerwertung geht.“ In der Hersteller Tabelle verzeichnet Audi allerdings schon beinahe die doppelte Punktzahl wie Toyota.

Audi ebenfalls mit Verbesserungen

Um beim zweiten Gastspiel im Autódromo José Carlos Pace die oberste Podiumsstufe zu erklimmen, hat Audi seinen R18-Prototyp gleichermaßen weiterentwickelt. „Die beiden vom Audi Sport Team Joest komplett revidierten Audi R18 e-tron quattro wurden in Ingolstadt detaillierten Abnahmen unterzogen, denn die Chassis kehren zwischen den Einsätzen nicht nach Deutschland zurück“, erläutert LMP-Leiter Chris Reinke den Ablauf.

Darum formuliert Motorsport-Chef Doktor Wolfgang Ullrich nach den siegreichen Rennen in Sebring, Silverstone, Spa-Francorchamps und in Le Mans die Zielsetzung für die Restsaison wie folgt: „Das ist eine schöne Serie, aber ich bin mir sicher, dass es in diesem Jahr noch sehr spannend im Kampf mit unserem Mitbewerber Toyota wird. Natürlich wollen wir diesmal auch in Brasilien gewinnen.“

Das Duell der Privatiers ist hingegen vorzeitig beendet. Denn die britische Honda-Delegation Strakka Racing hat ihr diesjähriges Engagement eingestellt und sich vorübergehend zurückgezogen. Damit ist Rebellion-Toyota designierter LMP1-Weltmeister. Das Sechs-Stunden-Rennen vor den Toren São Paulo bestreiten Nicolas Prost, Nick Heidfeld und Mathias Beche. Der Startschuss fällt am Sonntag um 17 Uhr Mitteleuropäischer Zeit.