Audi-Stimmen: „Haben noch eine Rechnung offen“

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Audi sinnt in São Paulo auf Revanche. Nach der ersten Niederlage gegen Toyota in der vergangen Saison greift der Ingolstädter Konstrukteur nach dem Siegerpokal. „Natürlich wollen wir diesmal auch in Brasilien gewinnen“, kündigt Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich an. Stimmen vor dem Rennen in Interlagos.

Im letzten Jahr brachte Toyota dem etablierten Hersteller Audi in São Paulo erstmals eine Niederlage bei. „Deshalb haben wir noch eine Rechnung offen“, sinnt Titelverteidiger André Lotterer auf Revanche. Um sich auf die verbleibenden Rennen in Übersee vorzubereiten, haben die beiden Einsatzfahrzeuge eine akribische Abnahme durchlaufen. Die Stimmen aus dem Audi-Lager vor dem Sechs-Stunden-Rennen in Lateinamerika.

Doktor Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Audi hat mit dem Erfolg in Le Mans den vierten Sportwagen-Sieg in der Saison 2013 gefeiert. Das ist eine schöne Serie, aber ich bin mir sicher, dass es in diesem Jahr noch sehr spannend im Kampf mit unserem Mitbewerber Toyota wird. Natürlich wollen wir diesmal auch in Brasilien gewinnen. Wir haben uns auf die zweite Saisonhälfte gut vorbereitet und sind alle sehr motiviert, in den verbleibenden Läufen starke Ergebnisse einzufahren.“
 
Chris Reinke (LMP-Leiter): „Nach der bislang sehr erfolgreichen Saison haben wir intensiv auf die Übersee-Rennen hingearbeitet. Die beiden vom Audi Sport Team Joest komplett revidierten Audi R18 e-tron quattro wurden in Ingolstadt detaillierten Abnahmen unterzogen, denn die Chassis kehren zwischen den Einsätzen nicht nach Deutschland zurück. Vor einem Jahr haben wir die Brasilien-Premiere erlebt, deshalb können wir das Rennen nun mit einer guten Datenbasis und entsprechenden Simulationen angehen. Im Kampf um den prestigeträchtigen Weltmeisterschaftstitel haben wir mit den Fahrern der Startnummern eins und zwei bei fünf noch ausstehenden Rennen weiterhin zwei Eisen im Feuer.“
 
Ralf Jüttner (Technischer Direktor von Audi Sport Team Joest): „Nach der harten Arbeit bis Le Mans und dem schönen Lohn dafür kämpfen wir nun um die Weltmeisterschaft. Wir haben die Autos und unser Material gründlich auf die Übersee-Rennen vorbereitet. Per Luftfracht sind die beiden R18 e-tron quattro am Dienstag auf die Reise gegangen. Unsere Priorität ist es, bei den verbleibenden WEC-Läufen um den Herstellertitel zu kämpfen. Dafür ziehen alle sechs Rennfahrer an einem Strang, ehe es dann auch um die Entscheidung in der Fahrerwertung geht.“
 
Marcel Fässler (Startnummer eins): „Ich freue mich sehr auf den zweiten Teil der Saison, in dem weitere tolle Rennstrecken auf uns zukommen – beginnend mit dem Traditionskurs in Brasilien. Das gesamte Audi-Team präsentiert sich sehr stark. Bei den Punkten haben meine beiden Mitstreiter und ich einen Rückstand auf unsere Teamkollegen. Nur wenn wir in jedem Rennen vor ihnen ins Ziel kommen, haben wir eine Chance auf den Titel. Auf diese Herausforderung freue ich mich.“

André Lotterer (Startnummer eins): „Vor einem Jahr bin ich zum ersten Mal in São Paulo gefahren. Die Strecke ist super. Es ist ein Ort mit großer Motorsport-Geschichte. Außerdem bin ich ein Fan von Ayrton Senna, der so viele Zuschauer in seiner Heimat begeistert hat. Leider konnten wir im Vorjahr in Brasilien nicht gewinnen. Deshalb haben wir noch eine Rechnung offen. In der Weltmeisterschaft müssen wir einen großen Rückstand von 30 Punkten verringern – jetzt also beginnt unsere Aufholjagd. Im Anschluss an das Rennen werde ich zu der Familie meines Vaters nach Peru reisen.“

Benoît Tréluyer (Startnummer eins): „Vor einem Jahr bin ich endlich auf einer Strecke gefahren, die ich schon als Kind bei den Formel-1-Fernsehübertragungen bewundert habe – Interlagos ist einzigartig. Etwas überrascht war ich, wie wenig Haftung der Asphalt dort bietet. Unser Brasilien-Debüt war daher sehr schwer. Wir kamen ohne Streckenerfahrungen an und mussten uns geschlagen geben. Inzwischen haben wir den R18 e-tron quattro deutlich weiterentwickelt und zudem liegen uns die Daten des Kurses vor. Für meine Teamkollegen Marcel Fässler, André Lotterer und mich geht es darum, in Brasilien eine Aufholjagd in der Punktetabelle zu starten. Wir sind extrem motiviert.“

Loïc Duval (Startnummer zwei): „Der Kurs in São Paulo ist für mich Neuland. Darauf bin ich schon gespannt. Nach unserem Le-Mans-Sieg war das Medieninteresse riesig. Diese Dimension von Anfragen kannte ich in meiner Motorsport-Karriere noch nicht. Nun geht die Weltmeisterschaft in ihre entscheidende Phase. Audi hat sich gut vorbereitet und ich habe mein Trainingspensum nach einem entspannenden Sommer wieder hochgefahren. Ich erwarte einen spannenden Kampf mit unserem Gegner Toyota.“
 
Tom Kristensen (Startnummer zwei): „Die Strecke in Interlagos ist eine Art klassisches Autodrom, das sich in einen modernen Kurs verwandelt hat. Unser Teamchef Reinhold Joest hat uns im vergangenen Jahr gezeigt, wie der Streckenverlauf war, als er noch selbst gefahren ist. Wir Fahrer mögen diese Strecke sehr. Sie hat alles: schnelle und langsame Kurven, nicht einsehbare Ecken, Abwärtspassagen, Sektionen, die aufwärts gehen – gespickt mit vielen Bremszonen. Das wird eine große Herausforderung vor einem Publikum, das unglaublich enthusiastisch ist.“
 
Allan McNish (Startnummer zwei): „Ich freue mich nach unserem Le-Mans-Sieg und vielen Medien- und Marketing-Terminen schon auf das Rennen in Brasilien. Dort könnte sich ein anderes Bild ergeben als in den ersten Rennen, die auf sehr schnellen, flüssig zu befahrenden Kursen ausgetragen wurden. In Interlagos erwarten uns viele sehr langsame Kurven. Toyota wird ein starker Gegner sein, daher sollten wir uns in Brasilien im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. Die Ingenieure haben unser Hybridsystem verbessert, was uns vor allem beim Beschleunigen aus der letzten Kurve hilft. Wichtig ist auch ein gutes Verständnis beim Überholen von GT-Fahrzeugen.“