FIA-GT-Neubeginn: Audi-Dominanz beim Auftakt in Nogaro

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Obwohl die Audi-Fraktion noch vor dem Rennwochenende ihre Einsatzfahrzeuge abrüsten musste, dominierte die Ingolstädter Delegation den FIA-GT-Auftakt in Nogaro über weite Strecken. Einzig die McLaren-Equipe von Sébastien Loeb Racing leistete Widerstand gegen den dominanten Jahreswagen.

Die Balance of Performance bleibt auch in der neuen Saison ein pikantes Sujet: Bereits nach dem FIA-GT-Auftakt in Nogaro führt die GT-Gemeinde kontroverse Diskussionen über die Audi-Dominanz. Einerseits haben die SRO-Regelhüter die Homologation des R8-Aufrüstungspaketes zurückgewiesen; andererseits zelebrierte die belgische WRT-Delegation im Hauptrennen einen triumphalen Dreifachsieg – zumindest bis zur Intervention der Rennleitung.

Bereits in der Qualifikation bestimmte die Audi-Fraktion die Gangart in der Region Midi-Pyrénées. Schlussendlich sicherte WRT-Schützling René Rast die erste Poleposition der wiederbelebten FIA-GT-Serie. Zudem durfte sich der Mindener der Rückendeckung seiner Markenkollegen gewiss sein: fünf der sieben Audianer glückte der Einzug in die Superpole-Endausscheidung – unter den besten Zehn klassierten sich gar sechs Audi-Abordnungen.

Einzig das McLaren-Gespann um die Rallye-Ikone Sébastien Loeb entpuppte sich als ebenbürtiger Gegner und zeigte sich willens, dem Ingolstädter Konstrukteur seinen Primat abspenstig zu machen. Diese Mission war im Qualifikationsrennen noch von Erfolg gekrönt. Mit einem behänden Manöver auf der langen Gegengerade zirkelte sich der Franzose an Spitzenreiter Nikolaus Mayr-Melnhof vorbei und setzte sich in Führung. Somit gewannen Loeb und sein portugiesischer Kumpane Álvaro Parente den Sonntagslauf und brachten der Audi-Übermacht vorerst eine Niederlage bei.

Rennleitung ahndet drei Regelverstöße am Montag 

Im Hauptrennen vertändelte jedoch Loeb höchstpersönlich den Laufsieg, da der Franzose sich voreilig abschnallte, ehe sein Arbeitsgerät beim Pflichtstopp zum Stillstand kam. Daher belegten die Rennkommissare das romanischsprachige Fahrerduo mit einer Durchfahrtsstrafe. Eine rüde Attacke seines Stallgefährten Parente, welcher den Sieg anschließend erzwingen wollte, blieb darum letzten Endes zwecklos.

Die McLaren-Delegation hatte nämlich obendrein das Fernduell gegen das WRT-Audi-Gespann Rast und Mayr-Melnhof verloren, das sich nach seinem obligatorischen Boxenbesuch in Führung setzte. Parente blies deshalb zur Offensive. Beim Anbremsen der Kurve am Ende der Gegengerade stach Parente schließlich in eine Lücke, die Rast wiederum schließen wollte. Das Resultat: Die beiden Kontrahenten kollidierten, und Rast rutschte mit seinem R8-Renner auf den Grünstreifen.

Obzwar Parente noch Stunden nach dem Rennen für dieses Intermezzo mit einer 30-Sekunden-Strafe belegt wurde, demonstrierte Audi hinfort sein Potenzial. Im Stechschritt pirschte sich Rast sukzessive wieder an das Heck des McLaren-Boliden, bis Parente schließlich in die Boxengasse abbog, um seine Strafe abzusitzen. Der Audi-Treter schaukelte seine Führungsrolle lediglich noch über die Zeit.

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Audi-Demonstration mit abgerüsteten Jahreswagen 

Das Hauptrennen der FIA-GT-Serie in Nogaro endete letztlich mit einem regelrechten Schaulaufen des Ingolstädter Konstrukteurs: Im Kampf um die verbleibenden Podiumsplatzierungen überwältigten Edward Sandström und Laurens Vanthoor (beide WRT-Audi) den Mercedes-Benz-Piloten Alon Day und machten den Audi-Dreifachsieg perfekt, bis die Rennleitung Rast und seinen Kollegen Mayr-Melnhof mit einer 30-Sekunden-Strafe belegte, da der Motor beim Boxenstopp nicht während der gesamten Standzeit ausgeschaltet war.

Nichtsdestotrotz: Audi deklassierte die Konkurrenz in der furiosen Schlussphase förmlich, obwohl die Kunden des süddeutschen Autobauers ihre Einsatzfahrzeuge noch zu Beginn des Rennwochenendes in Südwestfrankreich abrüsten musste. Nach den Testfahrten in Le Castellet hatte die SRO den neuen Heckdiffusor des R8-Boliden als nicht regelkonform eingestuft, weshalb die Techniker kurzerhand wieder umdisponieren mussten. Damit trat die Audi-Sektion de facto mit einem Jahreswagen an.

Die Resultate in Nogaro illustrieren jedoch, inwieweit es den Regelhütern missglückt ist, die Audi-Vormachtstellung einzuhegen: Fünf Audi-Fahrerpaarungen rangierten im Hauptrennen unter den besten Sechs – bloß Day und Maximilian Buhk (H.T.P.-Mercedes-Benz) mogelten sich dazwischen auf Position drei. Ein ähnliches Bild ergab sich am Vortag, als sich drei Audianer unter den ersten Fünf klassierten. Hat Audi seine Konkurrenten auf einen bevorstehenden Siegeszug eingenordet?

WRT-Teamchef Vincent Vosse wisse seine Freude über den Erfolg nicht in Worte zu fassen, kenne aber die Schlüsselfaktoren für den Triumphzug in Nogaro: „Erstens: die Wettbewerbsfähigkeit der Audi R8, wofür wir Audi Sport zu danken haben. Zweites: Die Arbeit, welche das gesamte Team geleistet hat, insbesondere bei den Boxenstopps, die entscheidend waren, um unserer Schützling in Front zu bringen.“ Und drittens habe die „traumhafte Darbietung“ Darbietung seiner Fahrer zu dem siegreichen Ausgang beigetragen.

Freilich lassen sich nach der ersten Saisonrunde nur partiell Rückschlüsse in puncto Kräfteverhältnis und Hackordnung ziehen, aber Audi scheint die Marschroute vorzugeben. Lediglich Sébastien Loeb Racing und seine McLaren-Entourage boten bislang Paroli. Denn der BMW-Sektor sowie die Akteure aus dem Hause Mercedes-Benz hielten sich unterdessen im Hintergrund. Es bleibt dennoch die Frage, inwieweit Audi seine Vorstellung fortsetzen kann oder von der Balance of Performance eingebremst wird.