Sportwagen in Nordamerika: Das erwarten die Starter

40

Die beiden nordamerikanischen Langstreckenrennserien ALMS und Grand-Am bestätigten gestern offiziell die Fusion zur Saison 2014. Nun spekuliert die gesamte Sportwagen-Gemeinde, inklusive Fahrern und Teamchefs, was man von der neuen Rennserie erwarten darf.

Für viele Beobachter war der Zusammenschluss der beiden Sportwagenserien Grand-Am und ALMS nur noch eine Frage Zeit. Beide Championate verfolgten dasselbe Rennkonzept aus Prototypen und GT in einem Feld, das heißt sie machten sich seit ihrer Gründung Konkurrenz. Dennoch schafften sie es über zehn Jahre – für David Donohue allerdings zu viel: „Diese Entwicklung kann nur gut sein, das ist mehr als zehn Jahre überfällig.“

In den vergangenen Jahren gingen in beiden Meisterschaften, vor allem in den Prototypenklassen, aber die Starterzahlen zurück. Nun entschlossen sich die Verantwortlichen in den Büros der NASCAR und IMSA dazu, die Reißleine zu ziehen und die Langstreckenserien zu fusionieren. Allerdings stehen jetzt Jim France, Don Panoz und Konsorten vor einer Herkulesaufgabe, sie müssen zwei Fahrzeugfelder mit unterschiedlichsten Konzepten miteinander verbinden und konkurrenzfähig machen.

„Rückblickend kann man sagen, obwohl zwei unterschiedliche Strategien ausgeführt wurden, war die eine wenig erfolgreich und die andere nicht so viel Erfolg. Die Lektionen wurden gelernt und hoffentlich entsteht eine einzelne starke Organisation“, fuhr Donohue exklusiv für SportsCar-Info seine Analyse fort. „Ich bin mir sicher, dass viele Dinge betrachtet werden müssen, wenn es hinter den Kulissen zu einer vertraglichen Bindung kommt und alle Zulieferer und Hersteller eingebunden sind, ganz zu schweigen von den Strecken. Wir werden sehen, wie es ausgeht, aber alle, inklusive mir, sind sehr gespannt.“

Dieses Unterfangen stellt jedoch ein großes Risiko dar. Es wäre eine gute Sache, solange die Klassen, der Rennkalender und die Organisation der Serie logisch wären und alles reibungslos funktioniere, sagt GTC-Fahrer Cooper MacNeil. „Passiert das nicht, könnte das ganze Ding ein Durcheinander werden.“ Ähnlich sieht es auch Grand-Am-Pilot Brian Frisselle, der gegenüber der Redaktion anmerkte, dass es großartig sei: „Es sollte die Sportwagenrennen in Nordamerika wieder gesünder machen.“

Grundlagen für guten Sport vorhanden

In der Tat bringen beide Meisterschaften ein großes Potential mit. Die Teams sind den Serien seit Jahren treu geblieben und gehen auch positiv gestimmt in die nächsten Saisons. Dazu kommen Langstreckenklassiker, die seit jeher auch international Resonanz bekommen und regelmäßig von Gaststartern aus aller Welt, oder gar der Sportwagen-WM, bereichert werden.

„Ich denke das hat wirklich ein gutes Potential. Es wird die besten Strecken der Vereinigten Staaten zusammenbringen und das wird einen tollen Rennkalender ergeben“, verriet Darren Law auf Anfrage. Allerdings basiert all das für den Action-Express-Kutscher nur auf zwei Sachen. „Es hängt wirklich vom Management ab und wie die Klassen aufgeteilt werden.“

Auch BMW-Teamchef Bobby Rahal geht vom Besten aus. Für ihn seien das nichts als tolle Nachrichten für die Teams und Fans. Es wäre ein großer Gewinn, generell für den Motorsport und speziell für Sportwagenrennen. „Ich empfehle Jim France und Don Panoz sich zusammenzusetzen und zu tun, was das Beste für den Sport ist. Ich denke mit den kombinierten Rennkalendern, der Marketingkraft von ISC und den Strecken, auf die wir uns fokussieren, kann es nicht besser für die Serie sein.“

Hohe Ansprüche an Verantwortliche

Die nun von Konkurrenten zu Mitstreitern gewordenen Verhandlungspartner haben bei ihrer Zusammenarbeit nur einen Versuch – scheitert dieser, ist der Langstreckensport in den USA vorerst Geschichte. Daher darf man durchaus hohe Ansprüche an die Leitung der neuen Rennserie haben, immerhin hat sie diese selbst auch ausgegeben.

„Ich denke, die GT scheint ziemlich sicher, aber die Prototypen-Klasse ist für mich ein großes Fragezeichen“, fuhr Darren Law fort, der selbst einen Corvette-DP in der Grand-Am steuert. Cooper MacNeil, der derzeit mit einem Porsche 911 GT3 Cup auf Titelkurs in der ALMS ist, geht gegenüber SportsCar-Info sogar noch weiter und äußert persönlich den Wunsch: „Ich würde gern eine GT-Am sehen und die großen Rennen (24 Stunden von Daytona, Zwölf Stunden von Sebring, Sechs Stunden von Watkins Glen) sollten im Kalender bleiben.“

Allerdings können diese drei großen Events in einer Saison auch Gefahren darstellen, wie Burt Frisselle feststellte: „Meine einzige Sorge sind die höheren Kosten für die Teams mit drei großen Langstreckenrennen in einer Saison, ohne ausgleichende Sponsorenzahlungen, die dieses Kostenlevel tragen.“ Auch sein Bruder Brian äußerte abschließend noch einen Gedanken zum finanziellen Aspekt: „Ob es den Sport finanziell beeinflusst und ihn dadurch rentabler macht, ist noch eine große Frage. Ich hoffe, dass sich die Anzahl an Autos erhöht und viele gute Fahrer angeheuert werden.“ Sollte dies der Fall sein, finden sich die Sponsoren von selbst.