Petit Le Mans: Peugeot triumphiert, rabenschwarzer Tag für Audi

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Ein turbulentes Rennen auf der Road Atlanta beendet die diesjährige ALMS-Saison. In die Siegerlisten eintragen darf sich die Peugeot-Mannschaft nach zeitweisem Rundenrückstand und einem harten Kampf mit dem Hauptrivalen Audi, der keines seiner Wagen ins Ziel brachte.

Es war etwa 21:00 Uhr (Ortszeit), als Stéphane Sarrazin in seinem Peugeot 908 auf die Start- und Zielgerade einbog und das weiße Tuch sah. Dies sagte ihm, dass es seine letzte Runde wird, genauer gesagt Runde 394. Vor dem Franzosen lagen also noch einmal 4,088 Kilometer durch die Nacht in Georgia. Rund 1:10 Minuten später bog er abermals in die letzte Kurve ein und es war vollbracht.

Das karierte Tuch besiegelte den Rennsieg und damit das Triple für Peugeot, in zweierlei Hinsicht. Die Löwen gewannen zum dritten Mal in Folge das Petit Le Mans auf der Road Atlanta, zudem gewannen sie ihr drittes ILMC-Rennen in Folge (zuvor schon Imola und Silverstone).

Dem Ganzen ging jedoch ein an Spannung und Dramatik nicht zu überbietendes Rennen voraus. Punkt 11:30 Uhr schwenkte der Rennleiter das grüne Tuch. Vor den Protagonisten lagen 394 Runden, sprich 9:30 Stunden Rennen. Gleich zu Beginn konnte Marcel Fässler im Audi den von der Pole gestarteten Sébastien Bourdais im Peugeot unter Druck setzen und später bei den ersten Überrundungen den Führungswechsel vollziehen.

Unzählige Gelbphasen

Kurz darauf war jedoch mit dem schnellen Fahren Schluss, die Rennleitung schickte das Safety Car gleich mehrere Male hinter einander in den ersten Rennstunden auf die Strecke. Somit nahm das Rennen NASCAR ähnliche Züge an.

Während der Gelbphasen entschieden sich die Strategen der Topteams zu Boxenstopps, was die Wagen vorerst auf der Strecke verteilte. Doch dabei begingen die Mannschaften und Fahrer einige untypische Fehler. Dafür bekamen im ersten Renndrittel beide Peugeot eine Stop-and-Go-Strafe – Vorteil also für Audi. Später jedoch ereilte den Audi mit der Nummer eins dasselbe Schicksal.

Favoritensterben im noch jungen Rennen

Nach seiner Strafe hatten Dumas, Fässler und Bernhard eine Minute Rückstand auf den Führenden Peugeot, der sich nach seiner Strafe dort wieder hin gekämpft hatte. Das Duell um die Spitze beschränkte sich jedoch nur noch auf diese beiden Autos. Zuvor fielen erst der zweite Peugeot mit einem Getriebeschaden und danach der zweite Audi mit einem Unfallschaden aus. Der Audi konnte später aber sein Rennen mit 50 Minuten Rückstand fortsetzen. Die Schwächen der Werke spülten zwischenzeitlich den Oreca-Peugeot und den Werks-Aston Martin an die Spitze des Klassements.

Eine der vielen Safety-Car-Phasen gegen Ende des Rennens sollte die ganze Angelegenheit aber wieder spannend machen. Noch immer lag der #1-Audi eine Minute hinter dem Peugeot. Dieser wurde vom Safety-Car eingefangen und die Audi-Besatzung konnte einiges an Zeit gut machen. Bis auf vier Sekunden verkürzten sie ihren Rückstand und aus dem sicher geglaubten Sieg für Peugeot wurde wieder ein offenes Rennen.

Dieses fand jedoch ein jähes Ende, als Romain Dumas in der Mauer einschlug. Der Franzose hing dem Peugeot inzwischen fast im Getriebe. Sie bogen auf die Gegengerade ein und mussten einen GT überrunden. Dumas versuchte sich zwischen dem GT und dem Peugeot hindurch zu quetschen, doch der Platz ging ihm aus, er touchierte den GT und wurde in die Wand befördert.

Somit war der #8-Peugeot endgültig allein an der Spitze, der Zweitplatzierte in Form des Oreca-Peugeot lag drei Runden zurück, der inzwischen Drittplatzierte Aston Martin lag vier Runden zurück. Auch vom letzten Audi ging keine Gefahr mehr aus, wurde er rund eineinhalb Stunden vor dem Rennende mit Lenkproblemen zurück „behind the wall“, also ins Paddock geschoben und aus dem Wettbewerb genommen. Selbst die zehnte Safety-Car-Phase ein paar Runden vor dem Ende, nachdem Chris Dysons nach einem Feindkontakt Flüssigkeiten auf der Strecke verlor, gefährdete den Sieg nicht mehr.

Somit gewinnen Stéphane Sarrazin, Franck Montagny und Alexander Wurz das Petit Le Mans 2011 vor den Markenkollegen Nicolas Lapierre, Nicolas Minassian und Marc Gene vom Oreca-Team und dem Aston Martin von Stephan Mücke, Harold Primat und Adrian Fernandez. Zudem gewinnen die Löwen den ILMC zum zweiten Mal in Folge, noch vor dem Saisonfinale in Zhuhai (China). Bestklassierter ALMS-Protagonist wurde der Dyson-Lola, der am Ende die letzte Safety-Car-Phase auslöste.

GT-Kampf bis in die letzte Kurve

Die GT Klasse war offener denn je. Dies lag nicht nur, wie üblich, an den ausgeglichenen Fahrerbesatzungen und Rennwagen, sondern auch an Strafen und technischen Gebrechen. Gleich zu Beginn handelten sich „Gimi“ Bruni, Giancarlo Fisichella und Pierre Kaffer eine Strafe ein, was sie aus der Spitzengruppe herauswarf. Die BMW traf es allerdings noch härter, hatten sie gleich mehrere Reifenschäden an immer demselben Reifen zu beklagen.

Die Führungsgruppe bestand zeitweise aus sechs GT in einer Reihe. Mit dabei neben den üblichen Verdächtigen, wie BMW, Corvette und Flying Lizard, auch beide Extreme Speed Motorsport-Ferrari und der Luxury-Ferrari, der später mit zu heißen Bremsen abgestellt wurde, aus Frankreich. Durch ein sauberes Rennen und keinen weiteren Zwischenfall kämpfte sich gegen Ende wieder der AF Corse-Ferrari, der von der Pole gestartet war, in Front und gab die Führung bis zum Ende nicht mehr her. Zwar wurde die Besatzung Bruni, Kaffer und Fisichella noch vom bestplatzierten BMW bedrängt, fiel dieser jedoch später zurück.

Doch damit war das Rennen jenes BMW von Werner/Auberlen/Farfus nicht beendet. Gegen Rennende, nach der letzten Safety-Car-Phase tauchte der Flying Lizard-Porsche im Rückspiegel des Müncheners auf. Dies bedeutete, es ging um die Ehre des Reifenherstellers. Es hieß Dunlop des BMW gegen Michelin auf dem Porsche, denn diese Wertung war noch offen. Dirk Werner konnte die Angriffe anfangs abwehren, doch war er in der vorletzten Runde machtlos. Die GT-Streithähne liefen auf eine Gruppe langsamerer Fahrzeuge auf. Bergmeister im Porsche nutzte seine Chance und überholte den Werner-BMW außen herum und sicherte Michelin somit den Titel und seinem Team Platz zwei.

LMPC und GTC mit Titelentscheidungen.

Auch bei den beiden Cup-Klassen stand noch die Titelfrage im Raum. Die Titelaspiranten der LMPC hatten das gesamte Rennen über mit Schäden an ihren Wagen zu kämpfen. Die Konstellation am Ende bringt jedoch ein absolutes Novum für die ALMS. Zum ersten Mal gewinnen zwei Fahrer aus unterschiedlichen Teams gemeinsam den Titel. Sowohl bei den Punkten als auch bei den Platzierungen herrscht zwischen Eric Lux und Gunnar Jeanette Gleichstand. Das Rennen gewannen hingegen Dobson/Richard/Lewis vor Ducote/Ducote/Marcelli und Jeannette/Gonzalez/Junco.

Bei den GTC machte Tim Pappas mit einem Rennsieg, gemeinsam mit den Bleekemolen Brüdern den Titel klar. Zweite wurden Sweedler/Wong/Keen vor Ende/Pumpelly/Ludwig.

Bleiben noch die LMP2 und die GT-Am. Bei den kleineren Prototypen siegten Scott Tucker, Christophe Bouchut und João Barbosa im ersten echten Test mit harter Konkurrenz für den neuen HPD. Auf den Plätzen folgen mit großen Rundenrückständen Brown/Johansson/Patterson für United Autosports und Mailleux/Ordoñez/Vernay im Signatech-Oreca.

In der Amateurklasse der GT gewannen Krohn/Jonsson/Rugolo (Krohn Racing, Ferrari) vor Bornhauser/Canal/Gardel (Larbre Compétition, Corvette) und Kauffman/Aguas/Bell (AF Corse, Ferrari).