VLN-Rekordzeiten: Wettlauf zur Acht-Minuten-Marke

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Der Wettlauf gegen die Zeit hat auf der Nordschleife eine neue Dimension angenommen: Bei der Jagd auf die Acht-Minuten-Marke näheren sich die Geschwindigkeiten der GT3-Rennwagen mittlerweile dem Niveau der Gruppe-C-Prototypen. Zugleich ist eine Debatte um die Gefährdung der Sicherheit entfacht.

Schlussendlich fiel die Acht-Minuten-Marke doch nicht. Niemand überwand im Laufe der diesjährigen VLN-Saison diese Schallmauer der Grünen Hölle. Selbst bei seinem Rekordumlauf in der Qualifikation zum Barbarossapreis verfehlte Uwe Alzen den Richtwert um rund eine Sekunde. Denn der BMW-Fahrer meisterte die Kombination aus Nürburgring-Kurzanbindung und Nordschleife innerhalb von 8:01,069 Minuten.

Diverse Mitstreiter erreichten zudem im zurückliegenden Jahr Rundenzeiten auf einem vergleichbaren Niveau. Gelegentlich vereitelten lediglich Scherereien wegen des hohen Verkehrsaufkommens eine Umdrehung unterhalb der Marke von acht Minuten. Daher sind sich die Statistiker in Fachkreisen einig: Es handelt sich nur um eine Frage der Zeit, bis einer der VLN-Protagonisten in Zukunft die Acht-Minuten-Grenze durchbricht.

Zumal das regnerische Herbstwetter am Fuße der Nürburg bei den letzten beiden Qualifikationssitzungen den Athleten eine abermalige Attacke auf die Acht-Minuten-Marke verwehrte. Gleichwohl illustriert eine Gegenüberstellung der Durchschnittsgeschwindigkeiten, welche Dimension der Wettlauf gegen die Zeit mittlerweile angenommen hat: Im Mittel durchquerte Alzen die Vulkaneifel mit einer Geschwindigkeit von 182,279 km/h.

GT3-Geschwindigkeiten nähern sich Gruppe-C-Niveau

Zum Vergleich: Als Stefan Bellof mit dem Porsche 956 den bis dato ungeschlagenen Nordschleifen-Rekord von 6:11,13 Minuten aufstellte, fuhr der Gießener mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 202,07 km/h. Damit beträgt die Differenz zur VLN-Referenz nur rund zwanzig km/h, obwohl der Gruppe-C-Prototyp über 160 PS mehr verfügt als der BMW Z4 GT3. Ergo kompensieren die heutigen VLN-Sportwagen den Leistungsnachteil beim Durchfahren der Kurven. 

Ebenso kann ein Vergleich aus der jüngeren Vergangenheit herangezogen werden: Selbst mit dem Turbinchen erzielte Nordschleifen-Spezialist Alzen lediglich eine Bestleistung von 8:06,393 Minuten, obwohl der von Jürgen Alzen Motorsport modifizierte Porsche 996 Turbo zwischen 500 und 700 PS leistete. Die Zahlen vergegenwärtigen, welche Entwicklung die VLN-Langstreckenmeisterschaft seit einigen Jahren durchläuft. 

Die stetig fallenden Rundenzeiten gehen einher mit der stetigen Professionalisierung der VLN-Spitzenklasse. Mittlerweile sind Fahrzeuge der Kategorien SP7 oder SP8 – unter Umständen gar Eigenentwicklungen – nur bedingt wettbewerbsfähig. Wer sich gegen einen GT3-Rennwagen entscheidet, schmälert seine Erfolgsaussichten bereits im Vorhinein. Ein kumuliertes Klassement der diesjährigen Bestzeiten in der Qualifikation veranschaulicht diese Gegebenheit. 

Steigende Geschwindigkeiten lösen Sicherheitsdebatte aus

Um unter die besten Zwanzig zu gelangen, sind Rundenzeiten unterhalb der Marke von acht Minuten und 15 Sekunden Voraussetzung. Manthey-Racing glückte es als einzigem Rennstall, welcher nicht in der SP9-Division antritt, mit dem Porsche 997 GT3 RSR Umlaufzeiten auf diesem Niveau zu erzielen. Der ex-Porsche-Werksfahrer Lucas Luhr verbuchte gar eine Bestleistung von 8:04,191 Minuten und ist somit drittschnellster Pilot. 

Unter den Hersteller-Delegationen, welche in der zurückliegenden Saison einen Gesamtsieg einfuhren, war einzig Mercedes-Benz nicht in der Lage, die Marke von acht Minuten und fünf Sekunden zu unterbieten. Denn Jan Seyffarth umrundete den Traditionskurs in der Eifel während seines zügigsten Umlaufes innerhalb von 8:05,859 Minuten – eine Differenz von 4,790 Sekunden zu Klassenprimus Alzen.

Ferner entfachten die steigenden Geschwindigkeiten auf der Nordschleife wiederholt die Sicherheitsdiskussion. Im Juli begründete Rowe Racing seinen Protest beim 53. ADAC-Reinoldus-Langstreckenrennen mit ebendiesen Bedenken, inwieweit die Sicherheit der Teilnehmer gefährdet sei. „Die Sicherheitsrisiken durch Zeiten um die acht Minuten, die der Technikausschuss in Person der Herren Kreyer und Marx hier in Kauf nehmen, um den Vorteil für Audi und Porsche aufrecht zu erhalten, halten wir für grob fahrlässig“, schrieb das Bubenheimer Gespann in einem Kommuniqué.

Daher erörterten Experten und VLN-Anhänger diese Problematik gleichermaßen. Mit dem Ergebnis: Weniger die steigenden Geschwindigkeiten auf der Nordschleife bergen ein Sicherheitsrisiko, sondern der Tempounterschied zwischen den Spitzenfahrzeugen und den Fahrzeugen im hinteren Bereich des Starterfeldes. Folglich bleibt die Frage, welche Maßnahme die Verantwortlichen womöglich ergreifen müssen: die Autos angleichen oder langsamere Wertungen eliminieren?

Kumulierte Qualifikationszeiten der Saison 2013

 Pos.  Fahrer  Rennstall/Fahrzeug  Rundenzeit  Differenz
 1.  Uwe Alzen  Uwe Alzen Automotive
 BMW Z4 GT3
 8:01,069 Minuten  
 2.  Norbert Siedler  Timbuli Racing
 Porsche 997 GT3 R
 8:03,632 Minuten  +2,563 Sekunden
 3.  Lucas Luhr  Manthey-Racing
 Porsche 997 GT3 RSR
 8:04,191 Minuten  +3,122 Sekunden
 4.  Frank Stippler  Phoenix Racing
 Audi R8 LMS ultra
 8:04,561 Minuten  +3,492 Sekunden
 5.  Frank Stippler  Phoenix Racing (Stuck3)
 Audi R8 LMS ultra
 8:04,654 Minuten  +3,585 Sekunden
 6.  Patrick Huisman  Frikadelli Racing Team
 Porsche 997 GT3 R
 8:04,795 Minuten  +3,726 Sekunden
 7.  Maxime Martin  Marc VDS Racing
 BMW Z4 GT3
 8:05,822 Minuten  +4,753 Sekunden
 8.  Jan Seyffarth  Rowe Racing
 Mercedes-Benz SLS AMG GT3
 8:05,859 Minuten  +4,790 Sekunden
 9.  Christopher Mies  Audi race experience
 Audi R8 LMS ultra
 8:08,224 Minuten  +7,155 Sekunden
 10.  J. Seyffarth/N. Bastian  Rowe Racing
 Mercedes-Benz SLS AMG GT3
 8:08,453 Minuten  +7,384 Sekunden
 11.  H. Primat/C. Haase  Phoenix Racing
 Audi R8 LMS ultra
 8:08,971 Minuten  +7,902 Sekunden
 12.  Bas Leinders  Marc VDS Racing
 BMW Z4 GT3
 8:09,380 Minuten  +8,311 Sekunden
 13.  M. Sandritter/D. Baumann/A. Al Faisal  Schubert Motorsport
 BMW Z4 GT3
 8:09,625 Minuten  +8,556 Sekunden
 14.  R. Renauer/M. Illbruck  Pinta Team Manthey
 Porsche 997 GT3 R
 8:09,853 Minuten  +8,784 Sekunden
 15.  P. Dumbreck/M. Ragginger  Falken Motorsports
 Porsche 997 GT3 R
 8:10,735 Minuten  +9,666 Sekunden
 16.  C. Brück/M. Hennerici/M. Basseng  Timbuli Racing
 Porsche 997 GT3 R
 8:12,811 Minuten  +11,742 Sekunden
 17.  J. Alzen/A. Deutgen  Jürgen Alzen Motorsport
 Ford GT
 8:13,114 Minuten  +12,045 Sekunden
 18.  D. Busch/M. Busch  Twin Busch Motorsport
 Audi R8 LMS ultra
 8:14,345 Minuten  +13,276 Sekunden
 19.  Norbert Siedler  Haribo Racing
 Porsche 997 GT3 R
 8:14,489 Minuten  +13,420 Sekunden
 20.  G. Weiss/O. Kainz/M. Jacobs/J. Krumbach  Wochenspiegel Team Manthey
 Porsche 997 GT3 RSR
 8:14,637 Minuten  +13,568 Sekunden