Die letzten drei Rennen: Countdown zum Saisonfinale

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Von den angesetzten zehn Saisonrennen wurden inzwischen sieben absolviert. Das heißt: Die ALMS-Saison 2012 biegt auf die Zielgerade ein und der Kampf um den Titel wird heißer. Die zwei wichtigsten Fragen sind nun: Was kommt noch und wer hat Chancen auf die Meisterschaft?

Über 30 Fahrzeuge je Rennen haben die ersten sieben Stationen der ALMS-Saison 2012 in Angriff genommen. Ebenso viele werden es in den letzten drei Rennen sein – dazu kommen sieben Fahrzeuge aus der ELMS beim Petit Le Mans, dem letzten Rennen des Jahres. Diese letzten drei Rennen haben es in sich, denn sie sind grundverschieden … 

 Baltimore Grand Prix: Den Anfang macht das Rennen in den Straßen der größten Stadt Marylands. Erst im vergangenen Jahr feierte der Hafenkurs sein Debüt und erwies sich eines ALMS-Rennens mehr als würdig. Zudem zeigte die Strecke, dass sie für Überraschungen gut ist – die LMP1 gewann der Zweitwagen des Teams Dyson unter der Startnummer 20, bei den GT reüssierte das Team Falken Tire.

Virginia International Raceway: Der Neuling unter den ALMS-Rennstrecken. In der Vergangenheit fester Bestandteil des Grand-Am-Programms gewesen, feiert der Kurs erst in dieser Saison seinen Einstand im Le-Mans-Sportwagen-Zirkus. Aufgrund seiner naturbelassenen Charakteristik verspricht das 5,26 Kilometer lange Asphaltband ein interessantes Rennen.

Petit Le Mans: Die Road Atlanta bildet, wie gewohnt, das „Finale furioso“. Zu den üblichen Verdächtigen aus Nordamerika gesellen sich weitere sieben Teams aus Europa, um das Saisonfinale der ELMS zu bestreiten – davon sind ganze fünf aus der LMP2. Auch wenn die Fahrzeuge der beiden Rennserien in unterschiedlichen Klassen gewertet werden, dürfte es dennoch, vor allem in der genannten LMP2, zu einem harten Kampf zwischen den ALMS-Platzhirschen von Conquest Endurance und Level 5 Motorsport und den europäischen Teilnehmern, wie Oak Racing, geben.

Die Titeljagd hat begonnen

Seit der Le-Mans-Pause wurden vier Rennen im Zwei-Wochen-Rhythmus absolviert. Dabei haben sich in den fünf Klassen die Titelaspiranten herausgefiltert. Einzig in der LMPC ist der Kampf bereits beendet. Mit einem Doppelsieg auf der Road America machte CORE Autosport die Titelverteidigung perfekt. Dahinter kann es aber um Platz zwei noch einmal spannend werden. Derzeit liegen dort RSR Racing und Merchant Services Racing punktgleich, PR1/Mathiasen Motorsports lauert sechs Punkte dahinter. Offen ist der Titelkampf hingegen noch in der Fahrerwertung, allerdings dürften diese die CORE-Piloten Alex Popow, Colin Braun und Jon Bennett – Popow mit zwölf Punkten Vorteil – untereinander ausmachen.

In der LMP1 kann man bereits mit den Rechenspielen beginnen. Nach sieben Rennen liegt Muscle Milk Pickett Racing mit 140 Punkten an der Spitze, 128 Zähler stehen auf der Habenseite von Dyson Racing. Sollte von nun an Dyson Racing jedes Rennen gewinnen und Muscle Milk wird Zweiter, hätten beide 194 Punkte. Da allerdings beide Teams auch die gleiche Anzahl an Siegen und zweiten Plätzen – in Ermangelung anderer Starter – hätten, müsste dann der Titel aufgeteilt werden. Fest steht aber: Keiner darf sich einen Fehler erlauben. Zudem stellt sich hier der zweite Wagen von Dyson Racing als Zünglein an der Waage heraus, denn Michael Marsal, Eric Lux und Tony Burgess können Muscle Milk einige Punkte abnehmen. Die Situation in der Fahrerwertung ist übrigens identisch.

Ähnlich sieht es in der LMP2-Division aus. Bislang liegt Level 5 Motorsport mit zwölf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Wenn Conquest Endurance die Titelchance wahren will, müssten sie von nun an jedes Rennen gewinnen. Dann käme es auch bei den kleinen Prototypen zur Punktgleichheit. Da beide Teams dann je fünf Siege, vier Silberränge und einen dritten Platz gesammelt hätten, müsste auch hier der Titel geteilt werden. Sollte Level 5 hingegen noch ein Rennen gewinnen, müssten sie anschließend nur noch mindestens Zweite werden und hätten den Titel sicher. Die Fahrerwertung ist hingegen noch offen.

Kann BMW Corvette stoppen?

Chancen auf den Titel haben bei den GT rechnerisch nur noch Corvette und BMW. Die in den letzten Rennen ebenfalls starken Teams Flying Lizard und Extreme Speed waren hingegen über die gesamte Saison nicht konstant genug, weshalb es hoch gepokert wäre, ihnen noch Ambitionen auf den Titel zuzusprechen.

Für BMW reicht es allerdings nicht, die letzten drei Rennen zu gewinnen, sie müssen zudem auf etwas Rennpech für die gelben US-Wuchtbrummen hoffen. Sollten diese nämlich Zweite bei BMW-Siegen werden, haben sie trotzdem den Titel gewonnen. Aus der Sicht von BMW darf Corvette maximal zweimal Dritter und einmal Zweiter werden, wenn die Münchener alle verbleibenden Rennen gewinnen, um den Titel verteidigen zu können.

In der Fahrerwertung sieht es indes stark nach einem Corvette-Sieg aus. Mit komfortablem Vorsprung führen derzeit Oliver Gavin und Tommy Milner vor den Markenkollegen Jan Magnussen und Antonio García. Sollten Magnussen und García alle weiteren Rennen gewinnen, müssten Gavin und Milner nur Zweite werden und hätten trotzdem den Titel. Außer Acht lassen darf man aber auch Dirk Müller nicht. Wenn der BMW-Pilot alle drei Rennen gewinnt, Magnussen/García Zweite werden Gavin/Milner maximal Dritte, hätte der Deutsche gewonnen, weil er dann mehr Rennsiege hätte.

GT-Kategorie bleibt unberechenbar

Allerdings sind die Rennen in der GT-Klasse bekanntlich unvorhersehbar. Macht man einen kleinen Fehler, liegt man sofort am Ende des Feldes – die Leistungsdichte macht es möglich. Sollten sich also BMW und Corvette einen Fauxpas leisten, sind sofort Porsche und Ferrari zur Stelle, um den Titelaspiranten die Suppe gehörig zu versalzen. Daher ist ein BMW-Sieg genauso gut möglich, wie ein heute noch undenkbares Szenario.

„Last but not least“, die GTC. Dort heißt es für Alex Job Racing, wie es schon Sydney Youngblood wusste: „Sit and Wait“. Mit ein wenig Glück könnten Green Hornets Racing und TRG dem dreimaligen ALMS-Meister (2002, 2003 und 2004) noch einmal gefährlich werden. Dies versuchen allerdings die Stammfahrer Cooper MacNeil, der zugleich Tabellenführer in der Fahrerwertung ist, und Leh Keen zu verhindern. Chancen auf die Einzelwertung der Piloten rechnen sich ebenfalls Damien Faulkner und Peter LeSaffre (Green Hornets Racing) aus.

In diesem Sinne geht es in den letzten drei Rennen darum, jeden Fehler abzustellen und so viele Punkte wie möglich zu sammeln, denn erst die Endtabelle gibt Auskunft darüber, ob ein Team in der Saison gewissenhaft genug gearbeitet hat.