Prototypen-Klasse: David gegen Goliath in Daytona?

237

In Daytona treffen LMP und DP zum zweiten Mal beim 24-Stunden-Rennen aufeinander. Die erste Austragung dieses Duells gewannen im letzten Jahr die Hausherren überlegen. Können die Le-Mans-Prototypen in ihrer neuesten Generation in dieser Saison dagegen halten?

Das Experiment einer gemeinsamen Wertung aus Le-Mans- und Daytona-Prototypen geht mit dem diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Oval-Rundkurs in Florida in das zweite Jahr. In der vergangenen Saison sorgte dieses Rennen für heiße Diskussionen, da sich die LMP-Starter deutlich benachteiligt sahen. Lucas Luhr, damals mit einem Oreca unterwegs, sagte, dass er keine Chance hätte zu überholen.

Anschließend wurden einige Anpassungen in der Balance of Performance vorgenommen, welche auf ein paar Kursen für Siege von HPD sowie Ligier sorgten – was aber auch auf die Strecken selbst geschoben werden kann, da sie einfach mehr Abtrieb erforderten. Um für das zweite Jahr noch mehr Chancengleichheit zu schaffen wechselte die IMSA erst kürzlich ihr Führungspersonal. Scot Elkins musste gehen, Geoff Carter ist der neue technische Geschäftsführer, der einem Technischen Komitee vorsteht.

Doch am grundlegenden Konzept der Fahrzeugtypen hat sich eigentlich nichts geändert. Auch 2015 wirken Daytona-Prototypen und LMP wie Autos von unterschiedlichen Sternen. Zwar sind die europäisch geprägten Boliden mit ihrer Low-Downforce-Aerodynamik aus Le Mans unterwegs, doch der Name sagt es – Daytona-Prototypen wurden für eben jene Strecke entwickelt. Sie sind zwar primitiver, generieren dadurch aber noch weniger Luftwiderstand.

Neuer Designansatz bei den LMP

Erst kürzlich fasste diesen Sachverhalt Michael Shank, der für diese Saison von einem Ford DP auf den Ligier JS P2 umgestiegen ist, treffend zusammen: „Es ist ein Unterschied wie zwischen einem Ballett und einem Heavy-Metal-Konzert.“ Genau jener Ligier könnte aber den Unterschied machen. Er vereint als geschlossener LMP beide Konzepte miteinander und ist ein bereits erprobtes Fahrzeug. Für das Steuer rekrutierte Shank seine Stammfahrer John Pew und Oswaldo Negri, dazu AJ Allmendinger und Matt McMurry.

Dieselbe Idee wurde bei HPD mit dem neuen Arx-04b verfolgt. Allerdings fehlt es dem Auto an Kilometern, beim „Roar before the Rolex“ ging das Einsatzteam Tequila Patron ESM erst am zweiten Tag auf die Strecke, während der Ligier Gesamtplatz drei holte. Dazu auf der LMP – oder Davids – Seite ein weiterer JS P2 von Krohn Racing mit einer Pro-Am-Besatzung sowie die zwei Diesel-Mazda.

Dem gegenüber stehen die nicht nur zahlenmäßig stärkeren DP. Action Express Racing kommt sowohl als Vorjahressieger als auch USCC-Titelverteidiger nach Daytona. Mit dem Siegertrio von 2014 João Barbosa, Christian Fittipaldi und Sébastien Bourdais definitiv ein Favoritenauto. Auch die Autos der Markenkollegen von VisitFlorida.com Racing sowie Wayne Taylor Racing sind wie im Vorjahr identisch stark besetzt. Dazu kommen die zwei NASCAR- und IndyCar-Besatzungen von Chip Ganassi Racing, angeführt durch Joey Hand.

Nach den Testfahrten in der vergangenen Woche kann man Titelverteidiger Corvette an Platz eins setzen. Ford-Repräsentant Chip Ganassi, Seriensieger in den vergangenen Ausgaben, verfügt über genügend Erfahrung um dem Erzrivalen aus Detroit auf den Pelz zu rücken. Allerdings steht dem die neue Generation der LMP gegenüber, die mit ihrem geschlossenen Cockpit durchaus auf Augenhöhe gelangen können.