Zwölf Stunden von Sebring: Beginn einer Abschiedstournee

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Das Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring ruft zum alljährlichen Schaulaufen auf dem ehemaligen Flughafen in Florida. Mit dabei sind wieder nationale und internationale Mannschaften, zum letzten Mal unter dem Banner der American Le Mans Series.

Es ist eines der härtesten Rennen der Welt, manche beschreiben es sogar als anstrengender als ein 24-Stunden-Rennen. Für die Starter gilt es zwölf Stunden lang im ständigen Zweikampf über 5,95 Kilometer unebenen Beton, der den Rennwagen alles abverlangt, fehlerlos zu bestreiten – bei der Geschwindigkeit heutiger Langstreckenrennen fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Seit 1950 wird dieser Härtetest nach dem Klassiker in Daytona und vor den Rennen in Spa-Francorchamps und Le Mans mit zwei Ausnahmen alljährlich abgehalten. In dieser Zeit wechselten sich Teams, Fahrer und auch die Rennserien ab, der Kurs mit dem charakteristischen Beton eines ehemaligen Flughafens blieb aber. Nun lädt der Sebring International Raceway wieder zum Kräftemessen und läutet damit das Ende einer weiteren Ära ein.

Das Jahr 2013 wird die Abschiedstournee für zwei Langstreckenserien in Nordamerika – die der Grand-Am, die seit Daytona im Januar läuft, und nun der American Le Mans Series. „Es ist wirklich aufregend nach Sebring zurückzukommen, mit der Fusion in 2014 im Blick. Das ist die letzte Chance Sebring in der ALMS-Konfiguration zu gewinnen. Ich bin mir sicher, dass es ein großes Rennen für jeden wird“, fasst CORE-Autosport-Pilot Colin Braun die Gefühle der Fahrer zusammen.

Ein Rennen für die Ewigkeit

Mit dem Fallen der grünen Flagge wird also in diesem Jahr ein neues Kapitel beginnen, das letzte Kapitel der American Le Mans Series als eigenständige Rennserie mit allen aus Le Mans bekannten Klassen LMP1, LMP2 und GTE, sowie der LMPC und GTC. Für diese letzte Nordamerika-Rundreise sind bislang 31 Autos gemeldet.

Weitere zehn Autos kommen hinzu, um in Sebring ein anderes „Kapitel“ zu schließen, wie es SRT-Pilot Kuno Wittmer beschreibt – das Kapitel ALMS in Sebring. „Unsere Viper in diesem Jahr nach Sebring zu bringen, gegen einige der besten Hersteller der Welt, ist wirklich wichtig für uns. Wir wollen zeigen, dass wir es mit diesen Herstellern aufnehmen können. Zwölf Stunden Tür an Tür mit Ferrari und Corvette wird richtig hart. Wir sind immer noch in einem Lernprozess, aber das macht uns richtig schnell.“

Damit liegt die Motivation bei jedem Team noch einmal um einiges höher, das erste letzte ALMS-Rennen zu gewinnen, etwas was in Erinnerung bleiben wird. Vor allem Scott Sharp von Extreme Speed Motorsports kann das bestätigen, seine Mannschaft holte in Sebring noch nie Punkte und das obwohl „wir vielleicht eine echte Chance auf die Meisterschaft hatten letztes Jahr. Wir wurden aber früh ausgeknockt und schnitten punktlos ab.“

Das Ende der LMP1 in Sebring

Auf der anderen Seite wird es wohl die letzte Möglichkeit mit einem LMP1 das wichtigste Zwölf-Stunden-Rennen der Welt zu gewinnen. Deshalb erweist auch Audi dem Klassiker zum letzten Mal die Ehre, ebenso wie der American Le Mans Series, in der der bayrische Hersteller sich viele Jahre engagierte und sich große Kämpfe mit Porsche, Acura – auch wenn diese in der LMP2 waren – und zuletzt Peugeot lieferte.

Wer auch immer den Pokal in Sebring holt, er wird sich einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern. Welche Rekorde dann noch dazu kommen, bestimmt wie immer der Renngott. Doch dieser hat einen besonders guten Draht nach Sebring, so sorgte er dafür, dass über Sieg oder Niederlage oft erst – wie 2007 zwischen Jaime Melo (Risi-Ferrari) und Jörg Bergmeister (Flying-Lizard-Porsche) – auf der Ziellinie entschieden wurden.

Mit dem Fallen der karierten Flagge in diesem Jahr ist dann der erste Akt von zehn im letzten Kapitel der ALMS Geschichte. Damit kann dann in Sebring die Vorfreude auf eine neue Ära beginnen – und auf neue Autos, denn dann heißt es auf dem Flughafenkurs: „Herzlich Willkommen, Daytona Prototypen“.