Geht Porsche daran, seine Siegesstatistik in Le Mans auszubauen? Oder gelingt es Audi, seine Konzernschwester wieder zu entthronen? Toyota formuliert wiederum explizit die Maßgabe, das Traditionsrennen an diesem Wochenende gewinnen zu wollen. Podiumschancen für die privaten Gespanne?
Eigentlich ist es eine simple Gleichung: Seit den achtziger Jahren beansprucht Porsche in Le Mans die Titulatur des Serien- und Rekordsiegers. Zum Millennium ging Konzernbruder Audi schließlich daran, diese Erfolgsstatistik durch einen eigenen Triumphmarsch zu übertreffen – bis zur Einführung der Langstrecken-WM. Denn seit der zweiten Saison begegnen sich im Juni die Werksdelegationen des Volkswagenkonzerns zur innerbetrieblichen Machtprobe an der Sarthe.
Die derzeitige Differenz in der ewigen Bestenliste: Audi fehlen drei Siege auf der Via Regia des Langstreckensports, um seinem Konzernkontrahenten Porsche die Führungsrolle zu entwinden. Man könnte nun vermuten, in Neuburg an der Donau sei das Ziel ausgegeben worden, die Widersacher aus Stuttgart-Zuffenhausen vom Thron zu verdrängen. Die zu erwartende Gegenmaßgabe: den Aufstieg der vier Ringe verhindern.
Man könnte daher außerdem schlussfolgern, die beiden VAG-Töchter befänden sich in einem niemals endenden Wettstreit um den Wanderpokal in Le Mans. Dies bleibt aber ein episches Wunschkonstrukt. Die Realität nimmt eine andere Gestalt an. Denn die Abgasaffäre findet ihren Niederschlag auch im Motorsport. Während der Wintermonate teilten die Chefetagen mit, ihr Engagement in Le Mans zurückzufahren.
Audi überrascht am traditionellen Testtag
Im Klartext: Anstatt der bisherigen drei Sportwagen umspannt das Aufgebot beim Klassiker im Département Sarthe bloß noch zwei Hybridprototypen – auf beiden Seiten. Die Presseabteilungen begründeten die Abrüstung zwar nicht explizit mit dem Abgasskandal, diese Erklärung wäre aber ohne jeden Zweifel naheliegend. Folglich verschaffen sich Titelverteidiger Porsche und Schwester Audi an diesem Wochenende keinen stochastischen Vorteil.
Also: Welche Konstellation ergibt sich somit am längsten Tag des Jahres? Und wie ist es eigentlich um Toyota bestellt? Bisher wagt niemand innerhalb des Fachpublikums eine Prognose. Porsche glänzte in Silverstone und Spa-Francorchamps abermals mit flotten Rundenzeiten, Audi bewies seine Stärken über die Distanz. Toyota platzierte zumindest mit der temporären Führung bei der Generalprobe im Ardenner Wald ein Ausrufezeichen.
Auch die traditionellen Probe- und Einstellfahrten auf dem Circuit de la Sarthe entwirrten diese Gemengelage nicht. Wider Erwarten erzielte Audi die Tagesbestzeit, wohingegen sich Porsche in der Hierarchie der Konstrukteure unterordnen musste. Zudem war Audi auch über einen Longrun von dreizehn Umläufen schnell. Zwar gelangen Porsche und Toyota auch vierzehn Runden mit einer Tankfüllung, dabei drosselten diese aber das Tempo.


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