Macao: Hersteller befürworten erneute Zulassung von Amateuren

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Sollten wieder Amateure in Macao starten? | © Kevin Pecks (1VIER.COM)

Sollten Amateure und Herrenfahrer wieder eine Startgenehmigung beim GT-Weltpokal in Macao erhalten? Die übriggebliebenen Hersteller befürworten diesen Vorschlag einmütig. Angesichts der sinkenden Teilnehmerzahlen müsse der Organisator Maßnahmen ergreifen, um die Zukunft der Veranstaltung sicherzustellen.

Angesichts der schrumpfenden Teilnehmerfelder des FIA-GT-Weltpokals in Macao ist die Überlegung aufgeflackert, Amateuren wieder eine Startgenehmigung für den Sprintwettstreit auf dem Guia Circuit zu erteilen. Die Hersteller befürworten diese Idee zur Vergrößerung der Starterliste großenteils, nachdem die Organisatoren im vorvergangenen Jahr Fahrer der Kategorisierung Bronze und Silber ausgeschlossen haben.

Allein aus finanzieller Perspektive sei eine Rückkehr der Herrenfahrer erwägenswert. Schließlich müsse irgendjemand die Budgets aufbringen, um die Einsätze in den Häuserschluchten der einstigen Kolonialstadt Portugals zu stemmen. „Der Gedanke ist, das Aufbieten von Fahrzeugen und Fahrer nicht allein den Herstellern aufzutragen“, erklärt Porsche-Motorsportchef Frank-Steffen Walliser gegenüber Sportscar365. Ein Möglichkeit wäre, semiprofessionelle Piloten und einheimische Athleten zu involvieren.

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Die Schwestermarke Audi argumentiert desgleichen aus einer ökonomischen Sichtweise. Denn der Konstrukteur aus Oberbayern beabsichtigt, sein Engagement auf dem fernöstlichen Markt zu intensivieren. „Würde es der Veranstaltung langfristig helfen?“, fragt Kundensportleiter Chris Reinke im Gespräch mit Sportscar365. „Möglicherweise schon, da wir eine Menge asiatische Kunden haben, die gerne hierher kommen würden.“

Frank Yu, welcher die Geschäfte von Craft-Bamboo Racing leitet, problematisiert wiederum im Allgemeinen die Professionalisierung des Wettkampfes in Macao, welche die Herrenfahrer geradezu herausgedrängt habe. Dabei sei das GT-Weltfinale am Perlflussdelta noch vor vier Jahren ein Nebeneinander von Profis und Amateuren gewesen. „Und jedermann war glücklich“, hebt Yu gegenüber Sportscar365 hervor.

Nun ständen die Konstrukteurdelegationen hingegen permanent unter Pression. „Es ist nun enorm professionell geworden“, konstatiert Yu. „Wenn man das Fahrerlager auf und ab geht, sieht man nichts außer Druck. Alle sind nervös. Schon das Training ist ein Rennen, und jeder versucht, die Rundenzeit aller anderen zu unterbieten.“ Dabei sei die Beteiligung der Amateure konstitutiv für den GT-Weltpokal gewesen – ohne deren Zutun sei die Veranstaltung niemals zustande gekommen.

Birgt die Zulassung semiprofessioneller Fahrer zusätzliche Risiken?

Die Mercedes-AMG-Chefetage fürchtet wiederum, aufgrund der Vorkommnisse in der Vergangenheit schrecken einige Werke mittlerweile vor einem risikoträchtigen Engagement in Macao zurück. „Es ist eine große Herausforderung und manchmal eine Art Lotterie“, räumt Kundensportchef Stefan Wendl gegenüber Sportscar365 ein. „Aber ich denke, das ist wofür wir hier sind.“

Daher könnt es der „richtige Weg“ sein, Amateuren eine erneute Teilnahmeberechtigung zuzuerkennen. „Ich denke, es ist die Sache wert, sie zusammenzustecken und zu versuchen, ein solideres Starterfeld für das nächste Jahr zusammenzustellen“, meint Wendl, welcher der Aufgabe, die Zukunftsfähigkeit des GT-Weltpokals auf dem Guia Circuit sicherzustellen, immense Wichtigkeit beimisst.

Nichtsdestoweniger: Die Gefahren, welche mit einer Zulassung semiprofessioneller Rennfahrer einhergehen, sind nicht abzuleugnen. Das zurückliegende Wochenende hat abermals belegt, welche Risiken eine Wettfahrt auf dem Straßenkurs in der chinesischen Sonderverwaltungszone birgt – auch wenn Experten am Steuer der GT3-Sportwagen sitzen. Erhöht sich also die Fehlerquote, wenn sich wieder Amateure und Herrenfahrer ins Cockpit hieven?

Zur Veranschaulichung: Im Qualifikationsrennen des diesjährigen GT-Weltfinales verunfallte Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor bei einem Überholmanöver infolge einer Berührung schwer. Der neongelbe Neunelfer von Manthey-Racing war anschließend ein Totalschaden. Im Training unterliefen wiederum den Audi-Lenkern Dries Vanthoor und Christopher Haase Fehler, welche Verzögerungen mit sich brachten. Ähnliches wiederholte sich in der Qualifikation.

Überdies erregte eine Massenkarambolage in der vergangenen Saison allerorten Aufsehen, als zwölf Piloten sich gleichsam übereinander stapelten. Unfallpilot Lucas di Grassi unterbreitete infolgedessen sogar den Vorschlag, ein autonomes Flaggensignalsystem zu installieren, um solche Vorfälle zu verhüten. Diese Idee provozierte jedoch den Hohn des ehemaligen Formel-1-Athleten David Coulthard, welcher entgegnete, man könne auch ein Frühwarnsystem zur „Idiotenerkennung“ einführen.