Verteidigt Audi seinen Titel beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring? Zeitigt die AMG-Offensive Erfolgt? Wo ordnet sich Rückkehrer Porsche ein? Steigert sich BMW noch einmal? Weitere Geheimtipps? Die SportsCar-Info-Redaktion wagt eine Prognose für das kommende Wochenende.
Maximilian Graf: Befördert durch den GT3-Boom, hat das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring längst den Status einer Veranstaltung internationalen Zuschnitts erlangt – wenngleich weiterhin Teilnehmer regionaler Provenienz das Fahrerlager zahlenmäßig dominieren. Darum gleicht die Diskussion der Favoritenfrage geradezu einem schier unmöglichen Unterfangen. Schließlich konkurrieren fast alle branchenrelevanten Werke – Cavallino rampante meidet die Eifelwälder offenbar – um den Pokal am Ring.
Erschwerend hinzu tritt zudem das unsägliche Bluffen bei den bisherigen Wettbewerben auf der Nordschleife, um keinerlei Beschneidungen durch die Balance of Performance zu erfahren. Das tatsächliche Kräfteverhältnis blieb bislang also kaschiert. Wer befindet sich angesichts dieser Gemengelage in der aussichtsreichsten Position bei der Machtprobe in der Vulkaneifel? Vermutlich Titelverteidiger Audi.
Für die Marke mit den vier Ringen ist der Erfolg auf dem Eifelaner Traditionskurs eigentlich alternativlos. Nach den Erfolgen in den Jahren 2014 und 2015 wäre es falsche Bescheidenheit, den Hattrick nicht ins Visier zu nehmen. Und der Herausforderer? Mercedes-Benz. Schließlich entsendet AMG eine gigantische Flotte mit sieben Sportwagen in die Grüne Hölle, um der Audi-Dominanz an diesem Wochenende beizukommen.
Wer ist ferner imstande, einen Achtungserfolg davonzutragen? Obwohl Konrad Motorsport aufgrund fehlender Werksunterstützung und einer heterogenen Besatzung tendenziell im Mittelfeld anzusiedeln ist, muss der Eigengesetzlichkeit der Nürburgring-Nordschleife Rechnung getragen werden. Mithilfe einer konstanten, fehlerfreien Leistung wäre ein Resultat unter den besten Zehn vorstellbar. Das Ensemble um Franz Konrad hat sein Potenzial bereits in Dubai und Daytona belegt.
Daniel Stauche: Meiner Meinung nach wird die Hatz durch die Grüne Hölle aussehen wie ein Rennen in der Blancpain GT Series. Die stärksten Fahrzeuge im Feld kommen von den Herstellern Mercedes-Benz und Audi. Im internen Wettstreit beider Konstrukteure sind für mich HTP Motorsport und das Team WRT die stärkeren Mannschaften. Beide sind auf der Langstrecke im kontinentalen GT3-Motorsport das Maß der Dinge – die Professionalität sucht ihresgleichen.
In diesem Jahr wird es jedoch auf einen Mercedes-Benz-Sieg hinauslaufen, Audi muss sich dahinter einsortieren. HTP Motorsport hat den Luxus auf drei werksunterstützte Autos zurückgreifen zu können, WRT hingegen hat nur eines – wenngleich das zweite, „private“ nicht minder stark einzuschätzen ist. Der AMG GT3 blieb zudem in der letzten BoP-Runde unangetastet, während der Audi eine geringere Durchflussmenge beim Nachtanken verkraften muss.
Dahinter ist das Rennen offen, gute Chancen rechne ich aber Porsche zu. Die Zuffenhausener haben gerade einen größeren Restriktor bekommen, werden sich jedoch trotz starker Fahrerpaarungen nicht auf dem Niveau der deutschen Konkurrenz bewegen können. BMW hat sich beim vergangenen VLN-Lauf im BoP-Poker mit einem Dreifachsieg verzockt. Sollte es ganz wild werden, könnte Bentley die Überraschung sein. Das Team Abt hat einige Nordschleifenerfahrung – und einmal an der Spitze, ist das Dickschiff nur schwer zu überholen.


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