Daniel Schnichels: Selten war ein Sieger für die 24 Stunden auf dem Nürburgring so schwer auszumachen wie in diesem Jahr. Durch die neuen GT3-Modelle der Hersteller ist die Leistungsdichte enorm hoch und vor allem das erste 24-Stunden-Rennen, in denen alle gegeneinander antreten. Vor allem die Zuverlässigkeit über die lange Distanz scheint noch nicht so offensichtlich, was für einen Spannungsschub sorgen könnte. Ich denke, bei Audi kann man fast schon davon ausgehen, dass der neue R8 LMS halten wird, dies hat uns bereits das Vorjahr gelehrt. Auch die ersten beiden VLN-Saisonläufe unterstrichen die Ambitionen der Ingolstädter.
Doch BMW hat sich im Kampf um die Favoritenfrage eindrucksvoll zurückgemeldet. Durch den Dreifachsieg bei der Generalprobe vor zwei Wochen stellten die Bayern den Konkurrenten aus Ingolstadt schon fast in den Schatten. Fragwürdig ist bei BMW allerdings die Zuverlässigkeit, in diesem Bereich haben die blau-weißen sicherlich noch nicht die Erfahrung mit dem M6 GT3 wie eben Audi mit seinem neuen GT3-Flagschiff. Trotz allem rechne ich mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Audi und BMW, sicherlich mit leichten Vorteilen für die Marke mit den vier Ringen.
Bleiben noch mit Porsche und Mercedes-Benz zwei weitere Mitfavoriten. Der neue Porsche konnte mich, um ehrlich zu sein, bis dato noch nicht wirklich überzeugen. Dennoch, die Traditionsmarke und allen voran Manthey-Racing werden alles daran setzen, nach Jahren den Sieg nochmals ins Porsche-Lager zu holen. Vor allem die Kombination und der Erfahrungsschatz von Porsche und Manthey sind auf der Nordschleife eine regelrechte Bank.
Porsche sollte Audi und BMW dicht auf den Fersen sein und bei einem Patzer der beiden definitiv zur Stelle sein. Mercedes-Benz ist mit Sicherheit nicht minder schlecht aufgestellt als die Konkurrenz, ganz im Gegenteil. Den Sternenkrieger attestiere ich bestenfalls leider nur einen Podiumsplatz, lasse mich aber gerne eines Besseren Belehren. Bentley, Nissan, Aston Martin und Lamborghini sind meiner Meinung nach leider nur Außenseite mit Chancen unter die besten Zehn zu fahren.
Die Umstände und Voraussetzungen für ein spannendes Rennen sind definitiv gegeben. Ein Blick in den Wetterbericht verrät auch, dass die Meteorologen typisches Eifelwetter vorhersagen: Regen. Allein das verspricht nochmals zusätzliche Spannung und könnte das Gesamtklassement ordentlich durcheinanderwirbeln. Trotzdem sind Audi und BMW erfahren genug, diese Umstände zu meistern und den Gesamtsieg auszufechten.
Tim Keuler: Gefühlt fehlt mir in diesem Jahr eine „Hammertruppe“. In den letzten Jahren fiel mir meistens eine Besetzung ins Auge, die mir spontan das Gefühl gab: Die machen es, so auch bei den Vorjahressiegern. Da in diesem Jahr so ungemein viele, neue Autos am Start sind, wird vor allem wohl die Zuverlässigkeit eine ganz große Rolle spielen. Was das angeht, habe ich vor allem bei BMW ein ungutes Gefühl, ob der M6 tatsächlich schon so ausgereift ist um v Stunden in der Eifelachterbahn zu überstehen.
Ganz oben auf der Liste stehen bei mir in diesem Jahr die Mercedes-Benz-Rückkehrer von HTP Motorsport. Obwohl ich zunächst geneigt war, Haribo Racing mehr zuzutrauen, bringt die Besatzung Dominik Baumann, Stefan Mücke, Maximilian Buhk und Thomas Jäger die beste Kombination aus Speed und Erfahrung mit sich. Wenn die Technik beim ebenfalls noch recht neuen AMG GT3 hält, machen es die Jungs.
Vergessen darf man aber auch die Porsche-Werksmannschaft von Manthey-Racing nicht. Beide Autos sind mehr als hochkarätig besetzt und die Zuffenhausener brennen sicherlich darauf, gerade nach der unlängst vollzogenen BoP-Anpassung zu beweisen, dass der Sprung nach ganz oben möglich. Auch wenn das meiner ersten Aussage widerspricht, darf man natürlich nicht vergessen, dass BMW mit Schubert Motorsport, Rowe Racing und Walkenhorst Motorsport absolute Nordschleifenkenner-Teams an Bord geholt hat. Wenn der Biturbo-Panzer hält, mischen die auch ganz vorne mit.


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