Le Mans: Audi bleibt weiterhin ungeschlagen

Schlussendlich unterlag Porsche im konzerninternen Prestigeduell, Audi triumphierte. Somit bleibt Joest Racing ein weiteres Jahr unbesiegt in Le Mans. Toyotas Dominanz endete dagegen jählings im Morgengrauen. „Ein Rennen, wie man es nur in Le Mans erleben kann“, resümiert Audi-Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich.

Schlussendlich unterlag Porsche im konzerninternen Prestigeduell, Audi triumphierte. Somit bleibt Joest Racing ein weiteres Jahr unbesiegt in Le Mans. Toyotas Dominanz endete dagegen jählings im Morgengrauen. „Ein Rennen, wie man es nur in Le Mans erleben kann“, resümiert Audi-Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich.

Audi bleibt ein weiteres Jahr ungeschlagen an der Sarthe. Weder Rekordsieger Porsche, noch Hauptfavorit Toyota war imstande, die Stellung des Branchenprimus aus Ingolstadt anzufechten. Schlussendlich trug Joest Racing in Le Mans gar einen Doppeltriumph davon: Benoît Tréluyer, André Lotterer und Marcel Fässler gewannen vor Tom Kristensen, Lucas di Grassi und Reservefahrer Marc Gené – der fünfte Erfolg en suite der dreizehnte insgesamt.

Unter den Augen eines Rekordpublikums von 263.000 Schaulustigen illustrierte die Audi-Delegation ein weiteres Mal, worauf es bei einem Langstreckenrennen ankommt: Wenngleich der Marke mit den vier Ringen keinen fehlerfreien Einsatz absolvierte, gelang es der Truppe dennoch, Ungereimtheiten zu minimieren und kontinuierlich schnelle, aber materialschonende Rundenzeiten zu fahren. Diese Herangehensweise zeitigte letzten Endes Erfolg. Denn Porsche und Toyota suchte, in Führung liegend, die Defekthexe heim, was wiederum Audi den Pfad zum Erfolg ebnete.

Zumal insbesondere Toyota die Ereignisse im Département Sarthe bis ins Morgengrauen kontrollierte. „Es war ein Rennen, wie man es nur in Le Mans erleben kann“, resümiert Audi-Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich. „Es gab viele Zwischenfälle und keines der Topautos ist ohne Probleme über die Distanz gekommen. Entscheidend war, dass unsere Audi R18 e-tron quattro 24 Stunden lang konstant schnell fahren konnten, unsere Fahrer keine Fehler gemacht haben und unsere Mannschaft auf die Probleme, die es gab, schnell und richtig reagiert hat.“

Audi schließt ein Garagentor bereits am Samstagnachmittag

Nichtsdestotrotz war die Darbietung des bayrischen Konstrukteurs keineswegs makellos. Zunächst wurde die Besatzung der Startnummer drei in eine unverschuldete Kollision involviert. Als am Sonnabend vorübergehend monsunartige Regenschauer einsetzen, verlor Toyota-Mitstreiter Nicolas Lapierre die Kontrolle über seinen Sportwagen, woraufhin Ferrari-Pilot Sam Bird auswich und mit Marco Bonanomi kollidierte. Nach einen Zusammenstoß mit der Leitplanke war der Audi-Prototyp irreparabel beschädigt. 

Somit musste eine Audi-Truppe die Garagentore bereits am Samstagabend schließen. „Es tut mir unheimlich leid, besonders für meine beiden Teamkollegen und die ganze Mannschaft“, entschuldigt sich Bonanomi frustriert und erklärt: „Bei dem Unfall hatte ich keine Chance: Ich bin bei dem starken Regen langsam gefahren, um auf Slicks nichts zu riskieren. Mit dem Toyota ist dann noch alles gutgegangen, aber dann ist der Ferrari in mein Auto gefahren.“

Derweil umkreisten die Stallgefährten unbeirrt den Circuit de la Sarthe und positionierten sich in Schlagdistanz. Das Tempo diktierte allerdings Toyota: Seit Anbeginn dominierten Alexander Wurz, Stéphane Sarrazin und Kazuki Nakajima die Wettfahrt in der Region Pays de la Loire. Doch in den Morgenstunden endete der Triumphzug jählings. Die offensive Vorgehensweise forderte ihren Tribut: Ein Elektrikschaden am Kabelbaum zwang das Trio im Streckenabschnitt Arnage zur Aufgabe.

Kazuki Nakajima: „Das bricht einem das Herz“

Entsprechend desillusionierte Stimmung herrschte schließlich im TMG-Lager. „Da ist gewiss ein hohes Maß an Enttäuschung im Team“, räumt Team-Präsident Kinoshita ein. „Denn unsere TS040 Hybrid waren beide schnell genug, um das Rennen zu gewinnen. Doch ein Teil der Magie, die Le Mans ausmacht, ist die Herausforderung und die Unberechenbarkeit dieses Rennens.“ Den Athleten fehlten unterdes die Worte. „Das bricht einem das Herz“, meint Nakajima. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Fortan formierte Audi eine Doppelsitze, welche jedoch nicht lange währte. Zunächst verloren Tréluyer, Lotterer und Fässler die Führung, da die Mechaniker den Turbolader austauschen mussten. In Konsequenz dessen rückten die Kollegen Kristensen, di Grassi und Gené an die vorderste Stelle des Klassements. Sodann ereignete sich jedoch ein weiteres Drama: Auch beim Schwesterfahrzeug war ein Wechsel des Turboladers sowie der Einspritzdüse erforderlich, wodurch erstmals Porsche die Spitzenposition bezog.

Trotzdem zeigt sich die Truppe mit dem Ausgang des Wettbewerbs zufrieden, insbesondere nachdem ihr Fahrzeug im freien Training zerstört wurde und Mitstreiter Loïc Duval ausfiel. „Die Mechaniker mussten uns ein komplett neues Auto bauen, sodass das Zeittraining für uns nur ein Roll-out war“, erklärt di Grassi. „Auch wenn wir am Ende natürlich etwas traurig sind: Es war mein zweites Podium bei meinem zweiten Le-Mans-Rennen, Audi hat gewonnen und alle sind für ihre harte Arbeit belohnt worden.“ 

Wendepunkt auf der Zielgeraden, Audi erneut in Front

Indes hatte sich Porsche wider Erwarten auf die Siegerstraße manövriert. Aufgrund der Intermezzi bei Toyota und Audi erklommen Mark Webber, Brendon Hartley und Timo Bernhard erstmals das obere Ende des Klassements. Doch Audi war keineswegs willens, sich für eine Resignation zu entscheiden. Daher erhöhte Lotterer das Tempo eminent – pro Umlauf schloss der Audi-Routinier phasenweise über fünf Sekunden auf das führende Porsche-Ensemble auf. 

Schließlich gelangte das Gefecht jedoch zu einem abermaligen Wendepunkt. Der ehemalige Formel-1-Fahrer Webber drosselte in der Schlussphase abrupt die Geschwindigkeit auf der Hunaudières-Geraden. Der Grund: ein Defekt an der Antriebswelle, welcher zur Aufgabe zwang. Eine halbe Stunde später fiel das Schwesterauto von Neel Jani, Romain Dumas und Marc Lieb einem Getriebeschaden anheim. Nach einer Reparaturpause kehrte Letzterer noch einmal für eine Ehrenrunde zurück auf die Piste.

Andreas Seidl: „Ab morgen beginnt die Vorbereitung für 2015“

Daher zieht Porsche ein zwiespältiges Fazit. „Dieses Ergebnis ist nicht der Lohn, den unser Team für seine intensive Vorbereitung der vergangenen Jahre verdient gehabt hätte“, meint LMP1-Leiter Fritz Enzinger. „Wir haben ein unglaubliches Rennen mit vielen Höhen und leider auch Tiefen erlebt, das wir nie vergessen werden. Die ganze Mannschaft hat bis zur Erschöpfung gearbeitet und nie aufgegeben.“ 

Teamchef Andreas Seidl ergänzt: „Im Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung. Aber hätte uns vor dem Rennen jemand gesagt, dass es so ausgeht, wären wir mehr als zufrieden gewesen. Wir konnten sehr sehr viel für das nächste Jahr lernen, ab morgen beginnt die Vorbereitung für 2015. Wir sind stolz darauf, ein Auto über die Ziellinie gebracht zu haben. Mit dem anderen Auto bis kurz vor Schluss um eine Spitzenposition gekämpft zu haben, das war für uns die Krönung.“

Folglich waren die Würfel gefallen. Porsche unterlag schlussendlich im Prestigeduell mit Konzernschwester Audi. Somit errang Joest Racing abermalig die französische Krone des Motorsports und verteidigte den Le-Mans-Thron. Die Regenschaft der Audianer währt darum ein weiteres Jahr. In der Siegerstatistik steht es beim Duell zwischen Porsche und Audi gegenwärtig 16:13. Drei Erfolge trennen die internen Rivalen demzufolge noch. Überdies stößt in der nächsten Saison ein vierter Akteur im Kräftemessen der Hersteller hinzu: Nissan.


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