Silverstone: Audi demonstriert Behauptungswillen

Audi demonstrierte in Silverstone Behauptungswillen und Durchhaltevermögen. Obwohl die Delegation aus Ingolstadt wiederholt ins Hintertreffen geriet, trugen André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer letztlich den Sieg davon. Angesichts des kurzweiligen Auftaktes erwartet Wolfgang Ullrich die bislang „am härtesten umkämpfte“ Saison.

Audi demonstrierte in Silverstone Behauptungswillen und Durchhaltevermögen. Obwohl die Delegation aus Ingolstadt wiederholt ins Hintertreffen geriet, trugen André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer letztlich den Sieg davon. Angesichts des kurzweiligen Auftaktes erwartet Wolfgang Ullrich die bislang „am härtesten umkämpfte“ Saison.

Obwohl Audi wiederholt in Bredouille geriet, demonstrierte der Ingolstädter Konstrukteur beim Auftakt der Langstrecken-WM sowohl Behauptungswillen als auch Kampfgeist. Dank eines stoischem Auftritts beim ersten Aufeinandertreffen in Silverstone reklamierten André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer den Erfolg schließlich für sich. „Dieser Sieg ist ein Traumstart in die Saison“, resümierte Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich.

In einem nervenaufpeitschendem Finale triumphierte Audi schlussendlich über Konzernschwester Porsche. Nach einem strapaziösen Eröffnungsrennen für die Marke mit den vier Ringen sei dies „eine schöne Belohnung“ für die verrichtete Arbeit während der Wintermonate. „Gleichzeitig motiviert uns der Erfolg noch mehr für die großen Herausforderungen, die in den nächsten Wochen auf uns warten“, betont Ullrich, der die bis dato „am härtesten umkämpfte“ WM-Saison erwartet.

Dabei geriet Audi bereits zu Anfang ob eines technischen Defektes in eine Misere. Startfahrer Tréluyer war nicht in der Lage, den korrekten Gang einzulegen, was den Werksfahrer ans hintere Ende des Teilnehmerfeldes degradierte. Aber Joest Racing zeigte Stehvermögen und kämpfte sich zurück. Etwa zum Erreichen der Halbzeit bemächtigte sich Stallgefährte Lotterer gar der Führung, woraufhin sich ein furioses Duell um die Führungsposition entzündete.

Kurzweiliges Duell zwischen Audi und Porsche

Namentlich Fässler und Porsche-Ass Neel Jani gingen bei diesem Zweikampf nachgerade ans Limit. Beide spielten ihre Vorteile aus: Audi in der Kurve, Porsche auf der Gerade. „Wir waren von der ersten bis zur letzten Runde unter Druck und durften uns keinen Ausrutscher erlauben“, urteilt Lotterer über das Tête-à-tête seiner Mitstreiter. „Das ist uns gelungen und auch das Team hat bei den Boxenstopps und mit der perfekten Strategie alles richtig gemacht. Diesen Schwung nehmen wir jetzt mit nach Spa und nach Le Mans.“ 

Der Wettstreit zwischen Audi und Porsche kulminierte schließlich in einer Aufholjagd während der Schlussminuten, begünstigt durch eine denkwürdige Entscheidung der Rennleitung. Die Verantwortlichen ahndeten ein Überrundungsmanöver Fässlers, wobei der Schweizer eingangs der Start-Ziel-Gerade mit beiden Rädern die Strecke verließ, mit einer Stop-and-Go-Strafe für die Audi-Mannschaft. Obendrein musste Fässler noch einen finalen Tankstopp einlegen.

Derweil stürmte Porsche-Widersacher Jani in Windeseile an den Spitzenreiter heran. Letzten Endes genügte der Vorsprung des Audi-Gespanns allerdings, wodurch die Delegation aus Ingolstadt das erste Kräftemessen zu seinen Gunsten entschied. Die Schwesterbesatzung Lucas di Grassi, Loïc Duval und Oliver Jarvis erblickte das schwarz-weiß karierte Tuch an fünfter Stelle. Das Porsche-Ensemble Jani, Dumas und Marc Lieb mussten dagegen mit der Silbermedaille vorliebnehmen.

Porsche kontrolliert Anfangsphase

Dennoch herrscht keineswegs Verdrossenheit im Zuffenhausener Lager. „Ein interessantes Rennen mit großen Zweikämpfen, vor allem mit Marcel Fässler. Das hat richtig Spaß gemacht, darum fahren wir doch Rennen“, fasst Jani zusammen. „Schade, dass es am Schluss mit dem Sieg nicht geklappt hat. Durch die Strafe für den Führenden wurde es nochmal eng.“ Seine Prognose: „Alle drei Hersteller sind so nah beieinander, das gibt eine spannende Saison.“ 

Nachdem Porsche am Samstagmittag die erste Startreihe für die erste Saisonbegegnung okkupiert hatte, begab sich der Stuttgarter Hersteller auch zu Beginn in die Offensive. Umgehend ging Mark Webber daran, Rang eins zu festigen und distanzierte seine Konkurrenten peu à peu. Selbst die Reifenproblematik bändigte Porsche weitgehend. Ein Getriebeschaden beendete die Hast allerdings nach einer halben Stunde. Folglich fuhren Brendon Hartley und Timo Bernhard keine einzige Runde unter Wettbewerbsbedingungen.

Zu jenem Zeitpunkt kontrollierte Porsche allerdings das Geschehen im Vorderfeld. „Es lief richtig klasse, ich hatte ein tolles Rennen an der Spitze des Feldes“, bekräftigt Webber. „Dann trat ein Problem mit der hinteren Kraftübertragung auf. Eine Runde später konnte ich nicht mehr weiterfahren. Das ist wirklich schade, denn wir lagen klar vorn. Wir haben uns an diesem Wochenende gut gesteigert, und die Jungs haben sehr hart gearbeitet, wofür sie jetzt nicht belohnt wurden.“

Toshio Sato: „Wir haben alles gegeben“

Und Weltmeister Toyota? Während der turbulenten Anfangsminuten waren die Titelverteidiger nicht imstande, sich gegenüber Audi zu behaupten. Mit strategischen Mitteln beförderte sich das TMG-Ensemble aber wieder in aussichtsreiche Position, wahrte gar seine Chancen, den Spitzenreiter zu attackieren. Letzten Endes genügte die Leistung aber nur für den letzten Podiumsrang und Platz vier.

Im innerbetrieblichen Vergleich setzten sich Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima gegen Alexander Wurz, Mike Conway und Stéphane Sarrazin durch. „Wir haben alles gegeben, aber diesmal hat es nicht ganz gereicht“, bilanziert Toshio Sato, der seit Monatsbeginn die Position des Teamchefs bekleidet. Natürlich wäre es schön gewesen, das Rennen zu gewinnen, aber die Konkurrenz ist über den Winter deutlich erstarkt.“ 

Die TMG-Chefetage beeindruckte der Dreikampf der Werke in der Grafschaft Northamptonshire gleichermaßen. „Dieser Kampf um den Sieg zwischen den drei Herstellern der LMP1-Klasse hat mich schwer beeindruckt“, räumt Sato ein. „Am Ende war von jedem Hersteller bis zum Fallen der Zielflagge ein Auto im Kampf um den Sieg involviert. Es war mehr ein sechsstündiges Sprintrennen, was ja großartig für die Fans ist.“


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