Tipp der Redaktion: Wer gewinnt die Kraftprobe in der Eifel?

Wer gewinnt an diesem Wochenende das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring? Verteidigt Audi seinen Titel in der Eifel? Oder triumphiert ein anderer deutscher Hersteller? Welche Chancen verbucht die Konkurrenz aus Großbritannien und Japan? Die SportsCar-Info-Redaktion diskutiert die Favoritenfrage.

Wer gewinnt an diesem Wochenende das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring? Verteidigt Audi seinen Titel in der Eifel? Oder triumphiert ein anderer deutscher Hersteller? Welche Chancen verbucht die Konkurrenz aus Großbritannien und Japan? Die SportsCar-Info-Redaktion diskutiert die Favoritenfrage.

An diesem Wochenende rivalisieren die GT3-Konstrukteure in der Eifel um den Status des Branchenprimus. Doch wer bezieht beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring die Stellung des Favoriten? Titelverteidiger Audi? Ein anderer deutscher Hersteller? Welche Chancen sind den Herausforderern aus dem Vereinigten Königreich und Fernost einzuräumen? Die SportsCar-Info-Redaktion wagt eine Prognose.

Maximilian Graf: Die Fachpresse zeigt sich uneins hinsichtlich der Frage nach dem Favoriten. Faktisch sind alle Konstrukteure imstande, den Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring davonzutragen. Argumentiert man wiederum stochastisch, müsste eigentlich das BMW-Engagement in diesem Jahr endlich Erfolg zeitigen. Und in der Tat: Die Delegation der Bayrischen Motorenwerke verfügt ohne jeden Zweifel über das Potenzial, die sieglose GT3-Ära zu beenden.

Damit steht aber noch eine Entscheidung zwischen den beiden Werksmannschaften aus: Schubert Motorsport oder Marc VDS Racing? Auch wenn eine Prognose Schwierigkeiten bereitet, schlägt das Pendel letztlich in Richtung der belgischen Equipe um Marc van der Straten. Intern machen Lucas Luhr, Richard Westbrook, Markus Palttala und Maxime Martin das Rennen – vier Virtuose nebst einem Regentänzer. Ein Erfolgsgarant für den Einsatz am nächsten Wochenende.

Doch wer ist in der Lage, deren Triumph zu gefährden? Frikadelli Racing. Die Kultmannschaft aus Barweiler verfügt über einen beispiellosen Erfahrungsvorsprung auf dem Traditionskurs in der Eifel. Zudem gewährt Porsche personelle Unterstützung: Patrick Pilet und Jörg Bergmeister leisten der gewieften Stammbelegschaft Patrick Huisman und Sabine Schmitz Hilfestellung. Diese heterogene Besatzung stellt eine hervorragende Voraussetzung für die Kraftprobe im Schatten der Nürburg dar.

Wer keine konservative Vorhersage formuliert, dessen Blicke schweifen gegebenenfalls in andere Klassen. Ein Geheimtipp: die Scuderia Cameron Glickenhaus, welche bereits bei der Vorbereitungsveranstaltung ihre Konkurrenzfähigkeit mit flotten Rundenzeiten demonstrierte. Gelingt Manuel Lauck, Marino Franchitti, David Jahn und Franck Mailleux am Sonntagnachmittag womöglich eine Sensation?

Ralf Kieven: Seitdem die Boliden der GT3-Klasse am Ring das Kommando in Sachen Gesamtsieg übernommen haben, wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, einen klaren Favoriten beim 24-Stunden-Rennen auszumachen. Die großen Hersteller protzen mit gewaltiger Werksunterstützung und die Einsatzteams zaubern die besten Fahrer des GT-Sektors aus dem Hut. Dazu gesellen sich altgediente Nordschleifen-Spezialisten, die ihre Erfahrung buchstäblich in den Ring werfen.

Legt man diese Mischung zugrunde, stößt man in diesem Jahr auf die Mannschaft von Haribo Racing. Anfang des Jahres stellten die Bonner ihren bewährten Porsche in die Garage und legten sich einen Mercedes-Benz SLS AMG GT3 zu. Beim Qualifikationsrennen setzte die Truppe prompt ein Ausrufezeichen. Poleposition und eine überlegene Vorstellung im Rennen. Leider legten technische Gebrechen den Flügeltürer in der letzten Rennrunde lahm und der Sieg war dahin.

Mit Uwe Alzen, Marco Holzer, Norbert Siedler und DTM-Neuling Maximilian Götz sitzt aber ein Quartett am Steuer, das alle guten Zutaten für das Siegrezept in sich trägt. Götz sieht die Sache aber realistisch und mit dem nötigen Respekt: „Die Konkurrenz ist mittlerweile hochprofessionell. Hier kann man nur mit einem sehr guten Paket gewinnen.“ Vor allem bringt er aber die Begeisterung rund um das Rennen auf den Punkt: „Vergangenes Jahr bin ich mit dem Roller mal auf die Zuschauerplätze im Schwalbenschwanz und Brünnchen gefahren und habe mich etwas mit den Fans unterhalten“, erzählt der Franke. „Wenn ich nicht fahren würde, würde ich auch dort sitzen und mir ein Bratwürstchen nach dem anderen reinziehen.“

Die Gummibären sind mein Geheimfavorit. Das beste Paket der Hersteller hat aber meiner Meinung nach Audi geschnürt. Der neue R8 LMS scheint alle guten Tugenden seines Vorgängers geerbt zu haben und legte in puncto Performance an allen Ecken zu. Phoenix Racing und das W Racing Team haben Besatzungen am Steuer, mit denen nichts anbrennen sollte. Eigentlich können sich die Ringträger nur selber ein Bein stellen.

Wenngleich die Audi-Werksmannschaft sehr homogen besetzt ist, wäre es die Nummer vier mit Marc Basseng, Mike Rockenfeller, Marcel Fässler und Frank Stippler, auf die ich mich als Favorit auf den Gesamtsieg festlegen würde. Ich glaube aber, dass wir trotz Tempolimit ein spannendes Rennen mit vielen Wendungen und einem knappen Ende sehen werden.

Daniel Schnichels: Auf dem Papier ist Audi für mich der große Favorit. Phoenix Racing und das W Racing Team setzen jeweils zwei der brandneuen Audi R8 LMS ein. Beim zweiten VLN-Lauf zeigte die belgische Truppe bereits das Potenzial des neuen Ingolstädter GT3-Modells. Unter normalen Bedingungen sollte es letztlich einer der beiden Mannschaften gelingen um den Sieg mitzufahren. Allerdings bleibt eine große Unbekannte: Die Zuverlässigkeit. Für den neuen Boliden ist es das erste 24-Stunden-Rennen und bisher brillierte Audi mit dem neuen Gefährt nur über deutlich kürzere Distanzen.

Mercedes-Benz hat sich in den letzten Jahren auch in die Favoritenrolle bugsiert und reist mit prominenten Fahrern in die Eifel. Vor allem die Zuverlässigkeit kommt dem Flügeltürer deutlich zupass. Damit sollte es Haribo Racing, Black Falcon oder auch Rowe Racing gelingen, Audi in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen und den Sieg streitig zu machen.

Doch in der Liga der Großen fehlt noch ein weiterer deutscher Hersteller: BMW. Die Münchener bestreiten mit dem Z4 GT3 das letzte 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, ehe in der nächsten Saison der neue M6 GT3 als Einsatzgerät dient. Allerdings ist der Druck in den Reihen der Blau-Weißen enorm, will man doch endlich nochmal den Sieg beim Traditionsrennen erringen. Schubert Motorsport und auch Marc VDS Racing greifen auf starke Besatzungen zurück, die in puncto Gesamtsieg ein Wörtchen mitreden wollen.

Bereits im letzten Jahr konnte mich Aston Martin überzeugen. In diesem Jahr haben es die Briten verstanden, mit zwei stark besetzen Fahrzeugen auf dem Nürburgring anzutreten. Sollte einer der beiden Boliden die Tücken des Eifelkurses überstehen, so sind die Werksbesatzungen ein klarer Kandidat für das Podium.

Beim ersten 24-Stunden-Rennen rechne ich Bentley nicht allzu viele Chancen aus. Meiner Meinung nach sucht der Traditionshersteller noch nach der perfekten Abstimmung für die Piste in der Vulkaneifel. Porsche hingegen ist ein großes Fragezeichen. Zwar startet Frikadelli Racing mit Werksunterstützung, aber ob das aktuelle GT3-Modell Audi und Mercedes ernsthaft Paroli bieten kann ist mehr als fraglich. Die Zuffenhausener müssen auf einen Patzer der Konkurrenz hoffen.

Tim Keuler: Sofern die Technik hält, lautet mein Tipp in diesem Jahr ganz klar Audi. Der neue R8 LMS zeigte sich von seinem Debüt auf der Nordschleife an extrem konkurrenzfähig. Offenbar hat Audi keine Mühen – und vor allem Kosten – gescheut, mit der zweiten R8-Generation den überaus erfolgreichen Vorgänger nochmals zu übertreffen. Insbesondere dem Team WRT mit der Startnummer 28 gilt mein Augenmerk. Die junge Truppe, bestehend aus Nico Müller, Edward Sandström, Laurens Vanthoor und Christopher Mies, sind für mich ganz heiße Kandidaten auf den Sieg.

Sollte die Technik den Audianern einen Streich spielen, ist für mich auch nach wie vor der Flügeltürer aus dem Hause Mercedes-Benz ein Garant für gute Ergebnisse. Das möglicherweise zuverlässigste und robusteste Auto im GT3-Feld ist zudem mehr als konkurrenzfähig. Schreitet die Defekthexe also bei der Konkurrenz ein, treten die Flügeltürer auf die Bühne. Besonders die Mannschaft um Haribo Racing und den Nordschleifen-Haudegen Uwe Alzen bildet für mich hier die Speerspitze.

Mein Geheimtipp ist dagegen nicht wirklich ein Underdog. Frikadelli Racing hat bereits in der VLN mehrfach bewiesen, dass es gesamtsiegfähig ist. Im vergangenen Jahr fehlte dem Team das Glück – Probleme mit Fahrwerk und Elektronik bereiteten dem Neunelfer ein jähes Aus. Doch in diesem Jahr wird Publikumsliebling Sabine Schmitz neben Patrick Huisman von den beiden Porsche-Werksfahrern Patrick Pilet und Jörg Bergmeister begleitet. Die Strategie ist klar: Raushalten aus sämtlichen Zwischenfällen und durchfahren. Patzt die Konkurrenz, so wird Frikadelli Racing zur Stelle sein.

Daniel Stauche: Audi macht für mich wieder das Rennen. Die Ingolstädter haben geballte Kompetenz in Sachen Motorsport – und wenn es eines gibt, was sie können, dann professionell aus ihren Erfahrungen und Fehlern der Vergangenheit lernen und sich verbessern. Von dieser Expertise und großen Nähe zum Werk profitieren auch die beiden, eigentlich privaten, Einsatzteams W Racing Team und Phoenix Racing.

Mit dem überarbeiteten R8 LMS hat Audi eine neue Waffe in den Ring geschickt, die ganz klar vom Vorgänger inspiriert, aber deutlich verbessert ist. Dass die Marke mit den vier Ringen das Renndebüt des GT3-Sportlers in der VLN gab, zeigt, dass sie es auf der Nordschleife weiter ernst meinen. Der Sieg im zweiten Lauf tut dazu sein Übriges. Innerhalb des Aufgebotes sind die Kräfte etwa gleich verteilt – jeder der vier Wagen könnte das Ziel auf Rang eins überqueren.

Nick Preylowski: Für mich geht das Frikadelli Racing Team rund um Sabine Schmitz als Sieganwärter Nummer eins ins Rennen. Nachdem das Mannschaft im letzten Jahr bereits bewiesen hatte siegen zu können, sollten Schmitz, Patrick Huisman, Jörg Bergmeister und Patrick Pilet mit ihrem Porsche GT3 R bestens gerüstet sein.

Als Geheimfavorit sehe ich den Porsche 991 GT3 Cup MR mit Michael Christensen, Christoph Breuer und Andreas Cairoli. Bereits beim 24-Stunden-Qualifikationsrennen zeigte das Trio der Manthey-Racing-Mannschaft, welches Potenzial in dem Fahrzeug steckt. Zudem sollten die Tempobegrenzungen auf der Nordschleife dem Cup-MR in die Karten spielen.


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