Dieter Weidenbrück mahnt vor der fortschreitenden Professionalisierung der VLN, die mit einer rüden Gangart auf der Strecke einhergeht. Daher appelliert er an seine Fahrerkollegen, sich auf einen respektvollen Umgang miteinander zu besinnen. „In der VLN werden keine F1-Verträge vorbereitet“, betont der Porsche-Pilot.
Der aggressive Fahrstil zahlreicher VLN-Fahrer erregt in dieser Saison ebenso die Gemüter wie die Vorgehensweise der Rennleitung beim letzten Lauf der Langstreckenmeisterschaft. Daher appelliert Dieter Weidenbrück an seine Kollegen, sich gewisse Gepflogenheiten im Umgang miteinander zu vergegenwärtigen. „In der VLN werden keine Meister geboren, keine F1-Verträge vorbereitet“, erinnert er auf seiner Facebook-Seite.
Eine zunehmende Professionalisierung des VLN-Wettbewerbs lehnt Weidenbrück vehement ab. „Alle Gedanken, die VLN auf die nächste Stufe heben zu wollen, sind irrsinnig meiner Meinung nach“, mahnt Weidenbrück, der an diesem Wochenende einen Porsche 991 für Schmickler Performance pilotiert. „Profisport hat auf der Nordschleife nur noch dann etwas zu suchen, wenn man sich klar ist über das Miteinander und den nötigen gegenseitigen Respekt.“
Zumal die Veranstaltergemeinschaft nicht imstande sei, dem „Ansturm der letzten Jahre“, gerecht zu werden. „Rennleitung und Organisation sind permanent überfordert mit den immer professioneller agierenden Teams“, urteilt Weidenbrück. „Dazu zähle ich nicht nur die Werksteams, sondern auch die großen Verleihfirmen, die teilweise mit juristischem Druck ihren Willen durchsetzen. Dagegen haben kleine Teams keine Chance und stecken zurück.“
Weidenbrück erachtet RCN als vorbildlich
Stattdessen führt Weidenbrück die RCN als vorbildliches Gegenbeispiel für das Konzept des Breitensports an. Beim Gleichmäßigkeitsfahren auf dem Traditionskurs in der Eifel herrsche ebenjener notwendige Respekt, um einen Wettstreit zu ermöglichen, an dem Fahrzeuge unterschiedlicher Leistungsklassen gegeneinander antreten können. „Man lässt sich Platz zum Überleben, man respektiert sich“, lobt Weidenbrück.
Solch einen Umgang wünscht sich Weidenbrück auch in der VLN-Langstreckenmeisterschaft. „Ein Jürgen Alzen ist in der RCN-Rundenrekord gefahren und wusste trotzdem, wann er mit dem superschnellen Auto zurückstecken musste“, kehrt Weidenbrück das Spannungsverhältnis zwischen Profis und Amateuren hervor. „Wie und wann kommen wir in der VLN wieder zu einem Miteinander, das ein allseitiges Überleben garantiert?“
Während der letzten Monate monierten insbesondere die Teamchefs und Piloten der kleineren Rennställe die rüde Gangart der GT3-Spitzenmannschaften. Die Problematik: Verursacht einer der Profis eine Karambolage, bedeute dies zumeist lediglich eine „unangenehme Minute“ mit dem Teamchef, wohingegen ein „mittelschwerer Unfall“ eines Herrenfahrers aufgrund des limitierten Budgets zum vorzeitigen Saisonende führen kann.
„Wir fahren um eine goldene Ananas“
Daher hält Weidenbrück seine Mitstreiter noch einmal dazu an, einige Grundsätze zu berücksichtigen. „Wir fahren um eine goldene Ananas“, betont der Nordschleifen-Routinier. „Viele von uns fahren sogar nur um eine silberne Ananas. Kaputt ist teuer und kann weh tun, also vermeiden wir Unfälle und Kontakte. Wer als Schnellerer auf ein langsameres Auto aufläuft, sollte wissen, dass auch der an seinem Limit fährt und nicht mal eben zur Seite springen kann.“
Ebenso fordert Weidenbrück die VLN-Organisation auf, sich über die künftigen Herangehensweise zu verständigen, falls die Sportkommissare erneut mit einer Vielzahl an Regelverstößen konfrontiert werden. „Was tut die VLN, um eine Wiederholung zu vermeiden? Wie will sie die vielfachen Probleme mit Gelbketten angehen?“, fragt Weidenbrück. „Wie genau will die VLN die vielfältige und gerechtfertigte Kritik an der Umsetzung des Systems Code-60 behandeln?“
Ferner bemängelt Weidenbrück den Einsatz von Doppelgelb und die Anwendung der Code-60-Regel, woraus sich bekanntermaßen ein Ziehharmonika-Effekt resultiert. „Bei jedem Unfall geht zuerst an der Unfallstelle Doppelgelb hoch, ohne jegliche Vorwarnung“, erklärt Weidenbrück. „Das heißt, dass bei jeder Doppelgelb-Situation zumindest für eine gewisse Zeit das Feld ungebremst in Doppelgelb hinein rauscht. Wann wird das geändert?“
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