Kessel-Ferrari: Himmel und Hölle bei den jungen Wilden

Davide Rigon, Daniel Zampieri und César Ramos hatten sich im Laufe der 24 Stunden von Spa-Francorchamps klammheimlich auf Podiumskurs gesteuert. Umso spektakulärer fand die Hatz ihr Ende in der vorletzten Rennstunde. Motorplatzer in der Boxengasse.

Davide Rigon, Daniel Zampieri und César Ramos hatten sich im Laufe der 24 Stunden von Spa-Francorchamps klammheimlich auf Podiumskurs gesteuert. Umso spektakulärer fand die Hatz ihr Ende in der vorletzten Rennstunde. Motorplatzer in der Boxengasse.

Den Kessel-Ferrari mit der Nummer 44 hatte keiner der Experten so richtig auf dem Zettel, wenn es um eine Voraussage ging, wer denn das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps in diesem Jahr gewinnen könne. Dabei kam die Truppe aus der Schweiz mit dem jungen italienisch-brasilianischen Trio als Tabellenführer der BES-Serie in die Ardennen.

Erst im vergangenen Jahr hatten die drei Jünglinge, die ihre Meriten bisher in Formel-Nachwuchsserien sammelten, ihre ersten Berührungen mit dem GT-Sport. Nach Gaststarts in der International GT Open formte Kessel Racing die Drei zu einem schlagkräftigen Gespann in der BES. Gleich beim ersten gemeinsamen Auftritt, der Saisoneröffnung in Monza, fuhr das Trio zum Sieg. Es folgten ein fünfter und ein vierter Rang in Silverstone und Le Castellet sowie die Führung in der Meisterschaft.

In Spa ließen es die schnellen Jungspunde zunächst ruhig angehen. Den Sprung in die Superpole knapp verpasst, starteten sie von Platz 25 in die Hatz. Weitgehend unbemerkt von der breiten Masse, die alle Hände voll zu tun hatte, dem wilden Treiben an der Spitze zu folgen, machte das Trio Runde um Runde Positionen gut. Allerdings zeichnete sich schon früh ab, dass der Ferrari in der Box etwas mehr Zuwendung benötigte, daher stand nach jedem Tankstopp eine neuerliche Aufholjagd auf dem Programm.

Schon am Abend unter den besten Zehn

Das hielt die Drei freilich nicht davon ab, am späten Abend erstmalig die Top-Zehn zu entern. Nach obligatorischen Rückschlägen nach den Service-Stopps hatten sich die Tabellenführer am Morgen endlich in der Spitzengruppe manifestiert und nachdem vor allem die BMW-Teams und später auch der Rowe-Mercedes der harten Gangart im Rennen zum Opfer fielen, fanden sich Zampierri, Rigon und Ramos urplötzlich auf dem Bronzerang wieder.

Hier war zunächst der Endpunkt der Aufholjagd gesetzt. HTP und Manthey schienen eine Nummer zu groß. Aber was soll’s? Mit dem dritten Rang hätte die Truppe die höchste Punktzahl der regulären BES-Starter gesammelt und sich in der Meisterschaft absetzen können. Aber hätte, wäre, wenn zählen im Motosport nicht. Die drei jungen Rennfahrer mussten auf die harte Tour die älteste aller Motorsport-Weisheiten lernen: „To finish first, first you have to finish.“

Gut achtzig Minuten vor der Zieldurchfahrt quittierte der Achtzylinder in Heck des Ferraris wild rauchend seinen Dienst. Aus der Traum vom Podium. Trotzdem bleibt das Trio an der Spitze der Tabelle. Mit 35 Runden Rückstand wurde die Truppe noch als Neunter der Pro-Klasse gewertet und staubte auf diese Weise noch zwei Punkte ab. Zusammen mit drei Punkten aus der Zwölf-Stunden-Wertung reicht das für einen knappen Vorsprung.

Zusammen mit den beiden Siegern Maximilian Buhk und Maximilian Götz hat das Kessel-Gespann deutlich gezeigt, dass im GT-Sport eine Wachablösung bevorsteht. Zwar stand mit Bernd Schneider abermals ein Routinier ganz oben auf dem Treppchen, aber die jungen Wilden kommen und machen erstaunlich wenig Fehler. Denn ganz ehrlich: Wer hätte gedacht, dass diese 23- bis 27-jährigen Formel-Abkömmlinge derart stark und vor allem zuverlässig und sicher bei solch einem harten Rennen auftreten würden?


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