Auftakt in Le Castellet: Bühne frei für die Benziner

Nach vierjähriger Dieselvormachtstellung sind die Benziner erstmals wieder unter sich. Für die anstehende Saison wurden ausschließlich Prototypen konservativen Kraftstoff-Antriebs gemeldet, was die Favoritenfrage schwierig gestaltet. Lediglich während der ILMC-Runden leisten die Selbstzünder Gesellschaft.

Nach vierjähriger Dieselvormachtstellung sind die Benziner erstmals wieder unter sich. Für die anstehende Saison wurden ausschließlich Prototypen konservativen Kraftstoff-Antriebs gemeldet, was die Favoritenfrage schwierig gestaltet. Lediglich während der ILMC-Runden leisten die Selbstzünder Gesellschaft.

Die Heizölrenner räumen das Feld. Seit dem Peugeot-Werkseinstieg in 2007 gaben stets Boliden aus dem Diesellager den Ton in der Le Mans Series an. Heuer liegt der Fokus der Selbstzünder-Avantgarde von Audi und Peugeot jedoch auf dem Intercontinental Le Mans Cup. Folglich setzt sich das LMP1-Starterfeld alleinig aus Benzinern zusammen – sechs Mannschaften sind es an der Zahl, die sich im achten Jahr der Prototypenserie die Ehre geben.

Trotz des spartanischen Teilnehmerspektrums erteilt das erste Gespann bereits zum Aufgalopp in Le Castellet eine Absage. Rangoni Motorsport aus Italien passt bereits beim Auftakt und lässt den angekündigten Hybrid-Zytek vorerst in der heimischen Garage stehen. Damit würde die Truppe von der Apenninhalbinsel die Teilnehmerzahl auf spärliche fünf Fahrzeuge reduzieren, doch Aston Martin Racing springt als qualitativ hochwertiger Ersatz ein. Obendrein nimmt die einzige Werksmannschaft damit eine hausehohe Favoritenrolle beim Saisonstart ein. Am Volant des neuen AMR-One wechseln sich Stefan Mücke, Harold Primat und Darren Turner ab.

Das mittlerweile etablierte Team von Rebellion Racing vertraut zukünftig auf Aggregate aus der Toyota-Schmiede, die im bewährten Lola B10/60-Chassis verbaut sind. Bereits im letzten Jahr demonstrierte die Schweizer Rebellion ihr Potenzial, die Diesel-Übermacht zeitweise aus dem Rhythmus bringen zu können. Bei den Testfahrten vor wenigen Wochen knüpften die Rebellen nahtlos an diese Form an und untermauerten mit der Bestzeit ihre Ambitionen. Abgerundet wurden die Vorbereitungen mit einem Start beim Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring. Im geschlossenen Cockpit der Boliden wechseln sich Nicolas Prost und Neel Jani in der Startnummer zwölf ab, während sich Andrea Belicchi und Jean-Christophe Boullion das zweite Lenkrad teilen.

In der Szene bejubelt wurde die Rückkehr der Traditionsmannschaft von Henri Pescarolo. Die Le-Mans-Legende meisterte den steinigen Weg aus der finanziellen Krise und hat nach einem Insolvenzverfahren ein neues Gespann formiert. Pescarolo Team nennt sich die reanimierte Equipe von der Sarthe und stellt einen Pescarolo-Judd, den die Konkurrenz auf jeden Fall auf der Rechnung haben sollte. Denn das reguläre Pilotenduo Emmanuel Collard und Christophe Tinseau bewegte sich im Laufe des Tests bereits auf einem identischen Zeitenniveau wie Rebellion Racing.

Das portugiesisches Quifel-ASM Team wagt dieses Jahr den Wechsel in die Division LMP1 und bot den Arrivierten auf Anhieb Paroli. Als Arbeitsgerät fungiert ein Zytek 09SC, den Miguel Amaral und Olivier Pla um die Strecken Europas zirkeln sollen. Beim Probefahren in der Provence ordneten sich die Aufsteiger umgehend auf Rang zwei des Zeitentableaus ein. Die Portugiesen werden dementsprechend ein Wörtchen um die Gesamtsiege mitzureden haben.

Letzter im Bunde des Prototypen-Oberhauses ist Guess Racing Europe – bis dato ein unbeschriebenes Blatt. Allerdings dürfte die belgische Truppe allein aus technischer Sicht bloß als Underdog eingestuft werden, da es sich beim Einsatzfahrzeug um einen obsoleten Lola B05/40- Mazda-AER handelt. Nichtsdestotrotz wurde der Renner prominent besetzt. „Piranha“ Wolfgang Kaufmann kooperiert am Steuer mit Philippe Hazebrouck.

Nissan nimmt Platzhirsch Acura ins Visier

Ihren Ruf als Bastelbude hat die Kategorie LMP2 seit geraumer Zeit verloren. Unlängst haben die Hersteller von Motoren und Karosserie das Ruder übernommen und stellen ihren Kunden maßgeschneiderte Pakete zur Verfügung. Triebwerk und Karosserie werden mittlerweile aufeinander abgestimmt, was wenigstens der bislang mangelhaften Beständigkeit de facto dienlich sein sollte.

Für eine kleine Überraschung beim erste Kräftemessen in Südfrankreich sorgte TDS Racing. Die spanischen Novizen testeten den neuen Nissan-Antrieb, der in einem Oreca 03-Chassis verpflanzt wurde, und klassierten sich aus dem Stand an der Klassementspitze. Im Laufe der Saison teilen sich Mathias Beche und Pierre Thiriet die Schichten hinter dem Steuer. Ebenfalls mit der Oreca-Nissan-Kombination ausgestattet, aber beim Testtag nicht vertreten gewesen, sind Dominik Kraihamer Nicolas de Crem in Diensten von Boutsen Energy Racing.

Als besonders kreativ erweisen sich die Ingenieure von Greaves Motorsport, die im Zytek Z11SN einen Nissan-Motor installiert haben. Da das Gespann aber beim Test in Le Castellet nicht präsent war, lässt sich die exotische Kombination schwierig einschätzen. Als Besatzung wurden Karim Ojjeh, Gary Chalandon und Tom Kimber-Smith aufgestellt.

RML Racing geht wiederum mit seinen Routiniers Thomas Erdos, Mike Newton und Ben Collins als Titelverteidiger ins Rennen. Nachdem die Briten sich in der zurückliegenden Saison noch in einem Übergangsstadium befanden und auf eine Lola-HPD-Mischung setzen, satteln die Inselsportler heuer auf einen reinrassigen Acura-Boliden um. Allerdings tat sich die RML-Crew anfänglich noch schwer mit dem Umstieg auf den nagelneuen HPD ARX -01d und dümpelte bei den Testfahrten am Feldende herum.

Den Markenkollegen und Landsleuten von Strakka Racing wurde dagegen noch keines der neuen ARX -01d-Modelle ausgehändigt. Nachdem Nick Leventis, Danny Watts und Jonny Kane in der letzten Saison reihenweise die Siegerpokale absahnten und in Le Mans triumphierten, wird das Trio demzufolge auch mit der Vorgängerversion als Favorit gehandelt. Bislang spielt Strakka jedoch mit verdeckten Karten, denn zum Testtag in der Provence tauchten die Briten nicht auf.

Pecom Racing hält als einziges Team die Lola-Flagge hoch und greift dabei auf die traditionelle Judd-Motorisierung zurück. Am Volant des offenen B11/40-Modells hantieren Luis Perez Companc und Matias Russo, welche beim Leistungscheck vor zwei Wochen die zweitschnellste Rundenzeit drehten. Des Weiteren zählt die Equipe von Race Performance auf das Judd-Aggregat und den Oreca-Wagenaufbau. Deren Schützlinge Michel Frey und Ralph Meichtry gleichermaßen beim Test reüssierten.

Darüber hinaus wird das Starterfeld durch einen Norma-Judd von Extrême Limite AM Paris bereichert. Fabien Rosier, Jean-Pierre Luco und Maurice Basso fuhren der Konkurrenz auf dem Paul Ricard HTTT aber noch hinterher – diese Lücke gilt es im Laufe der Saison zu schließen. Obwohl RLR Msport weiterhin den anachronistischen MG Lola EX265-AER an den Start bringt, setzten Barry Gates und Rob Garofall in Le Castellet erste Akzente. Dennoch bleibt die Zielsetzung, sich sukzessive nach oben zu arbeiten.

Eine Saisonnennung abgegeben, aber von der Meldeliste für den Auftakt verschwunden, ist Team LNT, das einen Radical SR9-IES einsetzen wollte. Darüber hinaus blieben bei Pegasus Racing bis zu Letzt Fahrerstellen vakant, deshalb fehlt der Courage-Oreca LC75-HPD in Le Castellet gleichermaßen.

Prestigeduell: Ferrari gegen Porsche

In der Klasse GT Endurance schweifen verständlicherweise sämtliche Blicke um den neuen Ferrari F458 Italia, der dieses Jahr seine Premieresaison bestreitet. Insgesamt drei Exemplare kommen in der Le Mans Series zum Einsatz. Zwei der italienischen Rösser betreut AF Corse, das bereits einen der Flitzer aus Maranello beim Testtag präsentierte. Jener verlief durchwachsen, der F458 hinkt seinem Vorgänger noch einige Sekunden hinterher.

Indes wurde der zweite AF-Corse-Renner sogar komplett besetzt: Jaime Melo und Toni Vilander teilen sich die Lenkradarbeit, während Giancarlo Fisichella und Gianmaria Bruni das erste Fahrzeug pilotieren. Den dritten Ferrari-Boliden setzt JMW Motorsport ein. Bei dem britischen Gespann wurden Robert Bell und James Walker als Fahrer engagiert. Das Hankook Team Farnbacher verlässt sich demgegenüber als einzige Profimannschaft auf das alte Modell, den F430 GT2, und erzielte bizarrerweise die Bestzeit bei den offiziellen Testfahrten – als Saisonnennung wurde allerdings ebenso einer der neuen F458-Brummer gemeldet.

In ähnlicher Konstellation treten die Erzrivalen aus Stuttgart an. Porsche stellt gleichermaßen ein Quartett für die diesjährige Saison, das durch vier verschiedene Teams repräsentiert. Die Weissacher Delegation setzt sich aus ProSpeed Competition, IMSA Performance Matmut, Team Felbermayr-Proton und Gruppem-Eterniti Racing zusammen. Allesamt haben einen Porsche 997 GT3 RSR in der Garage stehen. Die ProSpeed-Schützlinge Marco Holzer und Richard Westbrook brillierten beim Testlauf nahe der Côte d’Azur als flottesten Porsche-Akteure.

„Nach den Tests Mitte März können wir sagen, dass wir gut aussortiert sind“, äußert sich Felbermayr-Kutscher Marc Lieb. „Die ersten Eindrücke vom verbesserten 911 GT3 RSR waren sehr gut. Unter anderem hat sich das Einlenkverhalten spürbar verbessert. Das Auto wirkt jetzt noch agiler. Wir haben schon beim Test an der Basisabstimmung für die Renndistanz gearbeitet, denn diese ist das A und O für eine gute Performance. Doch auch unsere Gegner treten mit stark verbesserten Fahrzeugen an. Teilweise wurden der Konkurrenz von den Reglementmachern klare technische Vorteile eingeräumt. Es wird sicher nicht einfach, die Ergebnisse aus dem Vorjahr zu wiederholen.“

Ein Farbklecks im deutsch-italienischen Pferde-Stall stellt der Aston Martin Vantage dar. Jota schickt den britischen Boliden über die gesamte Saison ins Rennen. Als Piloten wurden Sam Hancock und Simon Dolan benannt. Die Semiwerksmannschaft von Young Driver AMR hat hingegen keine Saisonmeldung eingereicht. Tomas Enge und Alex Müller treten zunächst nur in Le Castellet an.

Amateurliga mit sechs Startern

Die GTE-Amateurliga zählt fünf Stammteilnehmer sowie einen Gaststarter für den Saisonstart. Das Bild wird dabei von den Roten geprägt. CRS Racing und Kessel Racing setzten jeweils einen und AF Corse zwei Ferrari-Jahreswagen ein. Der zweite Wagen ist allerdings zunächst nur für das erste Rennen gemeldet. Die beiden Porsche-Renner werden mit IMSA Performance Matmut und Team Felbermayr-Proton ebenfalls von etablieren Teams eingesetzt.

Keine nennenswerten Änderungen gibt es in der Division der Formula Le Mans: Fünf Saisonmeldungen, fünf Wagen für den Saisonauftakt. Die Mannschaften der kleinen Prototype lesen sich wie folgt: Hope Polevision Racing, Neil Garner Motorsport, Genoa Racing, Pegasus Racing und JMB Racing.


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