Sebring: Oreca und Highcroft schlagen die Werke

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Es wurde der erwartete Peugeot-Sieg. Doch niemand hätte mit Oreca gerechnet. Highcroft hätte das Rennen mit einer unglaublichen Strategie beinahe gewinnen können. Das Peugeot-Werksteam schlägt sich selbst, BMW siegt in der GT-Kategorie.

Es war ein elektrisierender Kampf um den Gesamtsieg zwischen drei Fahrzeugen. In den letzten drei Stunden machte Peugeot drei entscheidende Fehler, die der #8 den sicher geglaubten Sieg kosteten. Der Dreikampf um den Gesamtsieg war lange Zeit offen. Letztlich setzte sich der #10 Peugeot 908 HDI FAP vor dem #01 HPD ARX-01e und dem #8 Peugeot 908 durch. In der LMP2 feierte der #055 Lola-Honda einen nahezu wertlosen Sieg, da kein einziger der kleinen Prototypen ohne Probleme durch kam. In der LMPC-Kategorie triumphierte das #036 Genoa Racing Team. Die GT-Kategorie endete mit einem Doppelsieg für BMW: Der #56 M3 GT setzte sich vor dem Schwesterfahrzeug #55 durch, auf P3 kam die #03 Corvette C6 ZR1. Den Sieg in der GTC-Kategorie sicherte sich #054 Black Swan Racing. Hier das Geschehen in der Schlussphase:

Drama für Peugeot drei Stunden vor Schluss: Teile der Radhausentlüftung der führenden #8 haben sich verabschiedet. Daraus folgten 30 Sekunden Zeitverlust in der Box; das war Panne Nummer eins, die dem Werksteam den Sieg kostete. Anschließend legte Pedro Lamy einen spektakulären Dreher hin, weitere Sekunden waren dahin, Panne Nummer zwei. Das spülte den Vorjahres-Peugeot aus dem Oreca-Rennstall in Führung mit circa einer Minute Vorsprung vor dem reparierten Werks-Peugeot.

Dann schlug das Schicksal in der GT-Klasse zu: Beim drittplatzierten #51 Ferrari F430 löste sich die Heckscheibe, was Pierre Kaffer zu einem unplanmäßigen Boxenstopp zwang. Besonders ärgerlich: Der reguläre Stopp lag erst wenige Runden zurück, sodass es sich quasi um einen zusätzlichen Boxenaufenthalt handelte. AF Corse verlor eine Runde und damit alle Chancen auf den Klassensieg. Wenig später erwischte es den nächsten Ferrari: Ein völlig verkorkster Boxenstopp nach knapp zehn Stunden warf den #062 Ferrari 458 Italia von Risi Competizione auf Klassenrang sieben mit zwei Runden Rückstand zurück. Somit konnte zu diesem Zeitpunkt nur noch die #03 Corvette den BMW-Doppelsieg verhindern.

Eine Riesenüberraschung gelang Simon Pagenaud, der es im HPD ARX-01e fertigbrachte, Pedro Lamy im übermächtigen Diesel auf der Strecke zu überholen und die zweite Position zu übernehmen. Der Ex-Acura brannte zu diesem Zeitpunkt erstaunliche Rundenzeiten in den Asphalt. Plötzlich jedoch wurden die Rundenzeiten langsamer, keiner wusste, warum.

Die perfekte BMW-Welt geriet durch die #04 Corvette von Oliver Gavin kräftig ins Wanken. Bei einem Überrundungsmanöver blieb der zweitplatzierte #55 BMW M3 GT von Augusto Farfus am Muscle-Car hängen und fing sich einen Reifenschaden ein, was das Fahrzeug auf P3 zurückwarf. Für Risi Competizione kam es unterdessen noch dicker, als Elektronikprobleme den Ferrari 458 Italia endgültig lahm legten.

100 Minuten vor Fallen der Zielflagge fiel es allen Beteiligten plötzlich wie Schuppen von den Augen, was das langsame Tempo des #01 HPD ARX-01e anging, als dieser zum Full Service an die Box kam. Das Fahrzeug wurde in einen Spritsparmodus versetzt, um die letzten 100 Minuten mit nur noch einem weiteren Boxenstopp fahren zu können. Damit war Highcroft plötzlich zurück im Kampf um den Gesamtsieg. In allen anderen Klassen war das Rennen eine Stunde vor Schluss mehr oder weniger bereits entschieden.

Beim vorletzten Stopp des Oreca-Peugeot übernahm Simon Pagenaud in der #01 tatsächlich die Führung. Auch der #8 Werks-Peugeot lag noch im Rennen um den Gesamtsieg. Doch der letzte Stopp ging in die Hose: Der 908 wurde zu früh abgelassen und musste neu aufgebockt werden. Der Reifenwechsel stellte sich nicht nur durch dieses Malheur als Fehler heraus. Ohne den Wechsel hätte man den zweiten Endrang locker holen können; dies war Panne Nummer drei. Nun musste man im Werksteam auf eine weitere Safety-Car-Phase hoffen, um das Rennen zu gewinnen. Diese sollte aber nicht mehr eintreten.

Dirk Werner hatte sich in der Zwischenzeit heimlich, still und leise wieder an die zweitplatzierte Corvette herangefahren und schaffte es, 36 Minuten vor dem Fallen der Zielflagge die BMW-Doppelführung wiederherzustellen, die bis ins Ziel halten sollte. An der Spitze machte unterdessen der Oreca-Peugeot seinen letzten Stopp. Als der 908 HDI FAP danach mit 34 Sekunden Vorsprung im Ranking geführt wurde, war klar, dass der Sieg an Oreca gehen würde. Die letzte Frage war nun, ob es Frank Montagny schaffen würde, Simon Pagenaud den zweiten Platz noch zu entreißen. Doch es reichte auch dank einer Audi-Blockade (man wollte bei Audi in der ILMC-Wertung nicht zu viel Boden auf Peugeot verlieren und sich dazu noch für eine ähnliche Aktion von Peugeot in Zhuhai rächen) nicht aus, den HPD ARX-01e noch abzufangen, der dank einer taktischen und fahrerischen Genialleistung von Team und Fahrer den zweiten Platz holen konnte.