AF Corse war in den Ardennen das dominierende GTE-Pro-Team. Gianmaria Bruni und Toni Vilander siegten letztendlich souverän vor Manthey-Racing. Die Aufholjagd von Patrick Pilet und Jörg Bergmeister wurde am Ende nur mit dem Silberrang belohnt. Derweil haben die Kommissare bei der BoP-Einstufung „weit übers Ziel hinausgeschossen“.
Nachdem das AF Corse-Gespann in Silverstone das Podium verpasste, langte es für Gianmiaria Bruni und Toni Vilander in Spa-Francorchamps zum Sprung auf die oberste Stufe des Podiums. Im Ferrari F458 Italia legten das Duo einen relativ ungefährdeten Sieg hin. Gleich beim Start behauptete Bruni gegenüber der Konkurrenz seinen Führungsrang.
Als Resultat der ersten planmäßigen Boxenstopps musste die italienische Abordnung jedoch die Spitzenposition an Aston Martin abgeben. Jedoch eroberten sich AF Corse diesen im Verlauf des mittleren Abschnitts relativ schnell zurück. Nicht zuletzt wegen der BoP-Korrektur konnten die Italiener vor allem die Zuffenhausener in Schach halten.
Das Schwesternauto von Davide Rigon und James Calado komplettierte auf Rang drei den starken Auftritt des italienischen Konstrukteurs. In der Schlussphase lieferte sich Ferrari-Schützling Rigon einen packenden Zweikampf mit Jörg Bergmeister im Porsche, den Bergmeister zu seinen Gunsten entscheiden konnte.
Hat die BoP-Korrektur Porsche geschadet?
Derweil scheinen die Zuffenhausener enorm mit der neuen Einstufung der Balance of Performance zu hadern. Im Vergleich zu Silverstone brummten die Kommissare dem Sportwagen von Porsche ein Zusatzgewicht von 25 Kilogramm auf. Damit sollte eine erneuter Durchmarsch des Traditionshersteller verhindert werden. Bis zum zweiten Platz für Bergmeister und Patrick Pilet war es jedoch ein langer Weg.
Vor allem in der Anfangsphase des sechsstündigen Rennens durch die Wälder der belgischen Ardennen zeigte sich die Auswirkung der Einstufung. „Obwohl dieses Rennen für uns dadurch ein versöhnliches Ende nahm, hat sein Verlauf ganz klar gezeigt, dass wir durch das zusätzliche Gewicht für Spa übermäßig benachteiligt worden sind“, kritisiert Motorsportchef Hartmut Kristen die Entscheidung.
„Wenn man sieht, dass einige Konkurrenten am Ende eines Doppelstints noch Sektor-Bestzeiten fahren konnten, von denen unsere Autos weit entfernt waren, dann muss man sich schon fragen, ob da nicht weit übers Ziel hinausgeschossen wurde“, so Kristen weiter. Im ersten Rennabschnitt gelang es Aston Martin mit gebrauchten Reifen die gleichen Rundenzeiten zu fahren, wie Porsche mit einem frischen Satz der Pneus. Dies hatte zur Folge, dass beide Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen abgeschlagen auf Rang fünf und sechs der GTE-Pro-Kategorie zu finden waren.
Doch Pilet gelang es innerhalb der letzten Umläufe, Profit aus den abbauenden Pneus der zweiten AF Corse-Fahrzeugs zu schlagen. „Ich hatte in meinem letzten Stint einen tollen Kampf mit dem vor mit fahrenden Ferrari. Ich wusste, dass er auf alten Reifen unterwegs ist und konnte ihn schließlich überholen“, so der Franzose nach dem Schlussspurt.
Sein Teamkollege bekam in den ersten Minuten des Rennens die Auswirkungen der neuen Einstufung vollends zu spüren. „Ich habe alles versucht, an dem Ferrari vorbeizukommen, aber das war extrem schwierig. Gerade in den schnellen Sektionen verliert man sehr viel Abtrieb auf der Vorderachse, da kann man nicht überholen. Es sei denn, der Vordermann macht einen Fehler“, resümiert Werksfahrer Bergmeister seinen Einsatz. Motorsportchef Kristen zeigte sich im Hinblick auf die 24 Stunden von Le Mans von der Mannschaftsleistung angetan. „Alle haben fehlerlos gearbeitet, und das ist, abgesehen von dem zweiten Platz, im Hinblick auf Le Mans auch viel wert.“
Die Stallgefährten Marco Holzer und Frédéric Makowiecki hatten hingegen deutlich weniger Glück. Am Ende sprang für das Duo lediglich der letzte Platz in der Kategorie heraus und fuhr sich zudem noch vier Runden Rückstand auf das Siegerauto von Ferrari ein. Der Neunelfer-Porsche haderte immer wieder mit kleineren technischen und mechanischen Missständen.
Vor allem Marco Holzer hatte im letzten Stint mit den Umständen zu kämpfen: „Mein letzter Stint war vom Kraftaufwand her einer der härtesten, die ich je gefahren bin. Wir haben an der Box dann auch die Dichtung gewechselt, doch gleich in meiner ersten Runde hatte ich beim Lenken überhaupt keine Servounterstützung mehr“, lautet das Fazit des Porsche-Piloten. Zudem wäre in den langsamen Kurven ein Kraftakt notwendig gewesen, um die Lenkarbeit am Zuffenhausener Sportwagen noch zu bewältigen.
Aston Martin schlägt keinen Profit aus leichterem Boliden
Im Gegensatz zu Porsche wurde der Vantage V8 GTE des britischen Traditionsherstellers Aston Martin besser eingestuft. Das Komitee des ACO senkte die Masse des Sportwagen um 15 Kilogramm, sodass zu Beginn des Wochenendes eine bessere Leistung zu erwarten war. Doch in allen Trainingssitzungen musste sich die Werksmannschaft von Porsche oder Ferrari geschlagen geben.
Im zweiten freien Training fuhren gar beide Fahrzeuge der Konkurrenz an den Briten vorbei. Letztendlich blieb für Darren Turner, Stefan Mücke und Bruno Senna nur der undankbare vierte Platz. Die Stallgefährten Alex Macdowall, Darryl O’Young und Fernando Rees reihten sich gleich dahinter auf Rang fünf ein.
Bis zum Saisonhöhepunkt in Le Mans wartet vor allem auf Aston Martin eine Menge Arbeit. Denn auch schon beim Heimspiel in Silverstone kam der Sportwagen nicht richtig in Tritt. Doch auch Porsche muss bis zum Rennen an der Sarthe eine Lösung finden, um das Zusatzgewicht zu kompensieren. Ferrari zeigte sich in den Ardennen gut aufgestellt und scheint für das 24-Stunden-Rennen gerüstet zu sein.

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