Nissan GT-R LM Nismo: Vorstoß in andere Sphären?

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Ein Sportwagen auf dem Mond, ein unkonventionelles Konzept und ein ungebrochener Siegeswille: Nissan hegt offenbar galaktische Pläne für seine Rückkehr nach Le Mans. Der Konstrukteur aus Fernost hat beim Super Bowl XLIX den GT-R LM vorgestellt. Die Eckdaten: 1 250 PS, acht Megajoule.

Selbst nach der Präsentation des Prototyps GT-R LM Nismo sind noch einige Fragen offen. Dennoch: Nissan vermochte bislang zweifelsohne, sich mit inszenatorischen Mitteln ins Rampenlicht zu befördern. Nach Wochen der Verschwiegenheit enthüllte der Konstrukteur aus Fernost seinen Le-Mans-Sportwagen schließlich beim Super Bowl XLIX mit einem einminütigen Reklamefilm. Damit erreichte die Werbung ein Millionenpublikum.

Die Botschaft ebenjener Inszenierung ist evident: Nissan trachtet danach, in andere Sphären vorzudringen. Aufnahmen von den Vorbereitungsfahrten in Austin und Bilder aus dem Weltall lösen einander ab. In einem Moment kreischen die Motoren auf dem Circuit of The Americas, im nächsten schwenkt die Kamera in den Kosmos: der Nissan GT-R LM Nismo parkt mit strahlenden Scheinwerfern auf dem Mond – geradezu anmutig.

Und die Realität? Die Nissan-Motorsportabteilung wählt fraglos eine unkonventionelle Vorgehensweise. Die Antriebseinheit setzt sich aus einem V6-Twinturbo-Triebwerk und dem obligatorischen Hybridsystem zusammen. Ein Novum stellt der Frontmotor dar, welcher die Vorderräder antreibt. Die Leistung beziffern die Techniker bei 1 250 PS und haben sich für die Acht-Megajoule-Klasse entschieden.

Breite Vorder-, schmale Hinterreifen

Als Reifenlieferant fungiert wiederum Michelin. Auch bei der Dimension der Pneues bestreitet Nissan neue Wege. Die vorderen Gummies messen vierzehn Zoll, wohingegen die Hinterreifen nur neun Zoll breit sind. Die Felgengröße: sechzehn Zoll Durchmesser. Doch genügt dies, um den formulierten Erwartungen gerecht zu werden?

In puncto Optik erinnert der GT-R LM Nismo an den Panoz LMP-1 Roadster S – zur Jahrtausendwende im Einsatz. Allerdings verfügt der Nippon-Renner über ein geschlossenes Cockpit. Eine technische Finesse: der Luftstrom wird durch Tunnel am Monocoque entlang geleitet. „Der GT-R ist unser Flaggschiff unter den Straßenfahrzeugen. Daher setzt dieser ultimative GT-R einen sportlichen Stammbaum fort, der sich über drei Dekaden erstreckt“, erläutert Vermarktungschef Roel de Vries.

Aber welche Chancen räumt de Vries seiner Abordnung in Le Mans tatsächlich ein? „Wir sind die neuen Kinder in Le Mans“, meint er. „Unsere Gegner sind die besten der Welt, aber wir sind bereit.“ Zumal Nissan beim Klassiker an der Sarthe zumeist ein ähnliches Schicksal wie der Toyota-Konkurrenz widerfuhr. „Unser Rekord in Le Mans ist ein dritter Gesamtrang. Daher haben wir eine offene Rechnung“, erinnert Nismo-Präsident Shoichi Miyatani.

Miyatani: „Wir wollen gewinnen“

Nichtsdestoweniger erhebt Nissan eine Anwartschaft auf die Krone beim Endurance-Wettstreit im Département Sarthe. „Wir wollen gewinnen und verfügen über das Wissen, damit dies gelingt – für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und unsere Fans“, bekräftigt Miyatani, der zugleich die Kontrahenten würdigt. „Der Wettbewerb ist außerordentlich stark, und wir sind aufgeregt, uns dieser Herausforderung anzunehmen.“

Darüber hinaus begründet Miyatani den Beschluss, warum Nissan sich zugunsten eines Engagements in der Langstrecken-WM entschieden hat. „Das ist eine Form der Innovation, die schlichtweg begeistert“, kehrt Miyatani hervor. „Zukunftsfähigkeit steht auf unserer Agenda an vorderster Stelle. Und die technischen Regularien für Le Mans bieten uns die Freiheit, unsere neuen Ideen in diesem Bereich zu verwirklichen.“ 

Vorläufig umfasst der Einsatz in der Langstrecken-WM ein Drei-Jahres-Programm. Ob Nissan eine Fortsetzung der Aktivitäten in Erwägung zieht, beantwortete der Hersteller aus Japan zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Ferner stellte Nissan das Uhrenunternehmen TAG Heuer als Partner vor, der sich für die Zeitmessung verantwortlich zeichnet. Die erste Verpflichtung auf Fahrerseite: Marc Gené.