Mercedes-Sieg in Nürnberg: Jamie Green bleibt „Mr. Norisring“

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Jamie Green gewann bei Mischwetter in einem packenden Finale den DTM-Saisonhöhepunkt auf dem Nürnberger Stadtkurs. Sein vierter Sieg sicherte Mercedes den zehnten Triumph in Folge und verhinderte den ersten BMW-Sieg auf dem Norisring seit 20 Jahren.

In der letzten Kurve der letzen Runde überholte Jamie Green (HWA) mit einem sehenswerten Ausbremsmanöver den bis dahin Führenden Martin Tomczyk (BMW Team RMG) und sah wenige Sekunden später als Erster die Zielflagge.

Vorausgegangen war eine fesselnde Aufholjagd des britischen Mercedes-Piloten, der 15 Runden vor Schluss elf Sekunden auf das vor ihm liegende BMW-Duo Tomczyk und Bruno Spengler (BMW Team Schnitzer) aufholen musste. Auf abtrocknender Strecke kam Green eindeutig am besten mit den Bedingungen zu recht und verhinderte nicht nur den ersten BMW-Sieg in Nürnberg seit 20 Jahren, sondern auch den ersten BWM-Sieg für den amtieren DTM-Meister Tomczyk.

Turbulenter Start bei Nässe: erst Schumacher, dann Tomczyk in Führung

Unter gänzlich anderen Umständen als in der Qualifikation wurde das Rennen gestartet: Statt sommerlicher Hitze bestimmten Regenschauer den Fahrbetrieb auf dem 2,3 Kilometer langen Stadtkurs. Das Rennen begann bei 20 Grad Celsius Außentemperatur trotzdem hitzig: Ralf Schumacher (HWA) löste eine Kettenreaktion beim Anbremsen der Grundig-Kehre aus: Der Mercedes-Pilot schob Augusto Farfus (BMW Team RBM) an, sodass dieser nach innen über die Streckenbegrenzungslinie ausweichen musste und wiederum Tomczyk traf, der in Green rutschte, der wiederum den von Poleposition gestarteten Gary Paffett (HWA) berührte und diesen in einen Dreher zwang. Das Ergebnis war ein Karbonknäuel, in dem viele Fahrzeuge beschädigt wurden. Das Safety-Car kam auf die Strecke, gab das Rennen aber in der dritten Runde schon wieder frei. Schumacher führte nun vor Tomczyk, Spengler, Green und Christian Vietoris (HWA).

Schumacher konnte den angreifenden Tomczyk bis zur 17. Runde kontrollieren, allerdings nötigten Elektronikprobleme den ehemaligen Formel-1-Fahrer zu Systemneustarts die viel Zeit in Anspruch nahmen, bis er den Wagen in der 45. Runde in der Box abstellte. Tomczyk und Spengler führten nun das Feld als Doppelspitze an, während Gary Paffett im mittleren Renndrittel Platz um Platz nach vorne fuhr und sogar in Führung ging, als alle anderen Fahrzeuge bereits zum ersten Stopp in die Box gefahren waren.

Paffett mit starker Aufholjagd, Green mit phänomenalem Schlussspurt

Als alle regulären Boxenstopps absolviert waren, fand sich Paffett auf dem vierten Rang wieder, den er auch ins Ziel rettete. Nach dem vorübergehenden 19. Platz in Folge des Drehers in der ersten Runde war es ein beachtliches Resultat für den souveränen Meisterschaftsführenden. Jamie Green machte seinem Spitznahmen „Mr. Norisring“ alle Ehre, als er nach seinem zweiten Boxenstopp die bis dahin überzeugenden Tomczyk und Spengler noch abfing.

Drei Runden vor Schluss überholte er den frankokanadischen BMW-Piloten in der Dutzendteich-Kehre und wiederholte das Manöver drei Runden später beim amtierenden DTM-Meister. Green, das Mercedes-AMG-C-Coupé und die Einheitsreifen von Hankook harmonierten auf dem abtrocknenden Norisring am besten.

Hinter Paffett kam Coulthard (Mücke Motorsport) mit Platz fünf auf sein bestes Ergebnis in drei Jahren DTM. Ebenso wie Coulthard hielt sich Mike Rockenfeller (Phoenix Racing) das ganze Rennen über in den Topzehn und belegte als bester Audi-Fahrer den sechsten Platz und holte damit als einziger „Ingolstädter“ Punkte. Der ehemalige Tourenwagen-Weltmeister Andy Prilaux (BMW Team RMG) verwandelte seinem neunten Startplatz in den den siebten Rang im Rennen.

Christian Vietoris (HWA), der nach dem zweiten Stopp auf Slicks gesetzt hatte, aber durch die zeitbedingte Verkürzung des Rennens die trocknenden Fahrbahn nicht mehr voll zu seinem Vorteil ausnutzen konnte, wurde Siebter. Robert Wickens (Mücke-Motorsport-Mercedes) und Dirk Werner (BMW Team Schnitzer) erreichten ihre ersten Punktplatzierungen in der DTM.

Audi mit miserablem Wochenende

Für Audi verlief das Heimrennen enttäuschend. Der von Rang vier gestartet Mattias Ekström (Audi Sport Team Abt Sportsline) musste mit einer schwer beschädigten Fahrzeugnase nach der Kollision in der ersten Runde sofort die Box ansteuern und aufgeben. Spielberg-Sieger Edoardo Mortara (Team Rosberg), der schon das gesamt Wochenende über mangelndes Zutrauen in seine Bremsen klagte, musste seinen beschädigten A5 in der 43. Runde abstellen.

Timo Scheiders (Audi Sport Team Abt Sportsline) Wochenende besserte sich nicht: Der zweifache DTM-Meister kam nach dem Tumult am Start mit einem ondulierten Fahrzeug bis auf Platz zwölf, wechselte aber zu früh auf Slick-Reifen, fuhr von da an hinterher und beendete das Rennen auf Rang 16 mit zwei Runden Rückstand.

Audi-Jungspund Adrien Tambay (Audi Sport Team Abt) sorgte weniger durch seine Geschwindigkeit als durch diverse Kollisionen für Aufsehen. Zwei Rangeleien mit Mercedes- Nachwuchsfahrer Roberto Mehri und der Abschuss von Susie Wolff (beide Persson Motorsport) in der Grundig-Kehre standen schlussendlich samt einer Durchfahrtsstrafe zu Buche.

In der Meisterschaftstabelle führt weiterhin deutlich Gray Paffet mit nun 95 Punkten. Der Sieg verhalf Jamie Green zu 69 Punkten und Platz zwei in der Meisterschaft vor den beiden BMW-Piloten Bruno Spengler (58 Punkte) und Martin Tomczyk (54 Punkte). Mattias Ekström fiel als bester Audi-Pilot auf den fünften Gesamtrang zurück (47 Punkte). In der Herstellerwertung führt weiterhin Mercedes.

Das nächste Punktrennen der DTM findet am Wochenende des 17. bis 19. August am Nürburgring statt. Zuvor wird im Olympiastadion München am 14. und 15. Juli ein nicht zur Meisterschaft zählender Show-Event in der Art des Race of Champions ausgetragen.