BES in Silverstone: Jagd auf BMW

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Ein enormes GT3-Starterfeld auf der traditionsreichen britischen Grand-Prix-Strecke in Silverstone: Vor der zweiten Runde rangieren fünf Marken unter den Topfünf der Tabelle. Wer kann BMW und Gefolge am zweiten Rennwochenende schlagen? Das Wetter spielt dabei keine unwichtige Rolle.

Es fällt schwer, bei der Blancpain Endurance Series nicht mit Zahlen zu jonglieren: 55 GT3-Fahrzeuge starteten beim ersten Rennen in Monza, 53 sind offiziell für Silverstone gemeldet. Dies sind lediglich neun Fahrzeuge weniger als beim letztjährigen Saisonhöhepunkt des 24-Studen-Rennens von Spa-Francorchamps – und das obwohl die Renndauer im englischen Northamptonshire nur drei Stunden beträgt. Würde man auf der 5,901 km langen Rennstrecke einen gemütlichen Korso fahren wollen, so käme man auf eine Supersportwagen-Perlenschnur mit etwas mehr als 100 Metern Abstand zwischen den einzelnen Boliden. Es wird so oder so ein enges Rennen werden …

Im Jahr 2011 fand das Finale der Blancpain Endurance Series in Silverstone mit einem Starterfeld von 29 Fahrzeugen statt. Die Poleposition ging damals an den von Marc VDS Racing eingesetzten Alpina-BMW von Nikolaus Mayr-Melnhof, Dylan Derdaele und Dino Lunardi. Das Rennen jedoch gewann die belgische Mannschaft mit dem BMW Z4 von Bas Leinders, Markus Palttala und Maxime Martin. Der Audi R8 LMS von WRT und der Ferrari 458 Italia von Vita4One komplettierten das Gesamtpodium und stellten damit auch die Sieger in der PRO-Kategorie. Die PRO-AM-Kategorie konnte der Vita4One-Ferrari von Nick Hommerson, Louis Machiels und dem Teamchef Michael Bartels gewinnen. Die Gentleman-Trophy ging mit zwei Runden Vorsprung an Lionel Comole, Robert Hissom und Chris Dymond auf einem Ferrari 430.

Fünf Marken in den Topfünf – Marc VDS Racing mit drei Siegen in Folge

Beim ersten Lauf der Blancpain Endurance Series im lombardischen Monza belegten die Fahrzeuge fünf verschiedener Hersteller die ersten fünf Plätze. Die Liste liest sich wie ein Who’s Who der Supersportwagen: BMW Z4, Audi R8 LMS, Mercedes-Benz SLS AMG, Ferrari 458 Italia und Porsche 997 GT3 R. Dies mag für die Ausgeglichenheit der Balance of Performance sprechen, auch wenn der starke Regen als Faktor nicht außer Acht gelassen werden darf.

Umso beachtlicher ist die Leistung der belgischen Mannschaft von Marc VDS Racing, die mit dem Sieg beim regnerischen Saisonauftakt in Italien ihren dritten Sieg in Folge erzielen konnte, wenn man die letzten beiden Saisonrennen des Jahres 2011 ebenfalls einbezieht. Nach zwei mäßig erfolgreichen Jahren in der GT-Weltmeisterschaft mit den spektakulären Ford GT konzentriert sich die Equipe des wohlhabenden Belgiers Marc van der Straten nun auf GT-Langstreckenrennen.

Mit ihrem silbernen BMW Z4 GT3 sammelten sie bereits im letzten Jahr viel Erfahrung und ein vierter Platz beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring vor zwei Wochen bezeugt, das Marc VDS Racing in bestechender Form ist. Die Wagenbesatzung mit Teammanager Bas Leinders sowie dem Finnen Markus Palttala und dem Belgier Maxime Martin darf zu den Favoriten gezählt werden.

Zehn Hersteller vertreten – McLaren mit Heimspiel

Siegfähig dürften fast alle der PRO-Kategorie-Trios sein, auch wenn der eine oder andere schnelle Rennprofi in der PRO-AM-Klasse bei der Qualifikation für eine Überraschung sorgen kann. Für die beiden Audi R8 von WRT, den KRK-Racing-SLS, den ProSpeed-Competition-Porsche, den Vita4One-BMW oder den bestbesetzten Kessel-Ferrari sind viele schnelle und erfahrene GT-Piloten gemeldet, die einen weiteren Marc-VDS-Sieg verhindern können.

McLaren hingegen befindet sich beim Heimspiel in einer ambivalenten Situation: Zwar hat das Hexis-Racing-Team die GT-Weltmeisterschaftsläufe in Navarra dominiert, doch in der Blancpain Endurance Series wurde der erste Saisonlauf zum Desaster für den britischen Hersteller. Der beste von elf gestarteten McLaren war der PRO-AM-Wagen von Art-Grand-Prix mit Grégoire Demoustier und Duncan Tappy auf Rang 16. Die letzten vier Plätze belegten allesamt MP4-12C, deren mangelnde Haltbarkeit sich ein weiteres Mal als schwerwiegender Nachteil herausstellte.

Von den neun McLaren-Teams in Silverstone dürfte das PRO-Team von United Autosports mit Matthew Bell, David Brabham und Alvaro Parente die besten Chancen haben, großbritannische Ingenieursleistungen im Vorfeld des königlichen Thronjubiläums würdig zu repräsentieren. Viele der PRO-AM-McLaren dürften schon mit einer Zielankunft zufrieden sein, was in Anbetracht der technischen Unzuverlässigkeit der Fahrzeuge seit den Wintertests eine angemessene Herausforderung darstellt – gerade unter feuchten Wetterbedingungen.

Zu den Unikaten in der Blancpain Endurance Series zählen der Nissan GT-R von RJN Motorsport, der Jaguar XK des Schweizers Emil Frey und die Dodge Viper von GCR Racing, die alle in den Amateurklassen gemeldet sind und daher für einen Rennsieg zwar nicht in Frage kommen, aber zur Markenvielfalt des Feldes beitragen.

Beiläufig erwähnt sei die Teilnahme von Red-Bull-Racing-Technikdirektor Adrian Newey in der Lamborghini Blancpain Super Trofeo, die als Teil des Rahmenprogramms ebenfalls in Silverstone ausgetragen wird.

Für das Wetter können keine exakten Vorhersagen getroffen werden. Das BES-Wochenende wird aber wohl unter kühlen Bedingungen und weitestgehend bedecktem Himmel ausgetragen werden. Regen gilt als sehr wahrscheinlich. Für die Zuschauer abseits der Strecke dürfte dies eher zur Vergrößerung der Motorsportunterhaltung beitragen, zumal das Rennen live bei „ustream.tv“ oder bei „youtube.com“ über die offizielle Homepage (blancpain-endurance-series.com) übertragen werden wird. Die grüne Flagge für das dreistündige Rennen wird am Sonntag um 12.45 Uhr Ortszeit, also 13.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit, fallen.