Tipp der Redaktion: Wer gewinnt nach der 24-Stunden-Hatz seine Klasse?

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Sind das die möglichen Gewinner in Le Mans? | © FIA WEC

Aufbruch in eine neue Ära des Langstreckensports. Zum ersten Mal kämpfen die Hypercars um den Gesamtsieg. Spätestens 2023 wird es neue epische Schlachten geben. Doch wer sind die Favoriten bei der Erstauflage der neuen Klasse? Die Redaktion ist sich sicher, dass Toyota gewinnen wird.

Maximilian Graf: Die LMH-Prognose bereitet keinerlei Mühe. Daher ohne Zaudern und Zagen: Toyota macht das Rennen auf dem Circuit de la Sarthe. Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Brendon Hartley holen das Quadrupel für den Konstrukteur aus dem Land der aufgehenden Sonne und gewinnen das Traditionsrennen somit zum dritten Mal in Folge in dieser fahrerischen Zusammensetzung.

Kniffliger ist die Favoritenfrage in der hochkompetitiven LMP2-Liga. Denn der Ausgang ist aufgrund der Wettbewerbsintensität geradezu unvorhersehbar. In der FIA-WEC-Tabelle befindet sich im Moment United Autosports an oberster Stelle, jedoch bleibt Jota Sport in Schlagweite. Also: António Félix da Costa, Anthony Davidson und Roberto González erobern mit einem Sieg an der Sarthe vorläufig die Tabellenführung.

Das Gran-Turismo-Triell zwischen Corvette, Porsche und Ferrari entscheiden wiederum die Gelben aus Michigan zu ihren Gunsten. Tommy Milner, Nicholas Tandy und Alexander Sims erringen an diesem Wochenende den ACO-Wanderpokal. Und in der GTE-Am? Aston Martin Racing triumphiert mit Marcos Gomes, Nicki Thiim und Paul Dalla Lana auf der Rundkurs Landstraßen-Kombination.

Gereon Radomski: Falls ein Vertreter aus der Hypercar-Klasse ohne größere Probleme durchrollt, dann ist es Toyota Gazoo Racing. Intern sehe ich die Acht vor der Sieben, obwohl im Rahmen der Hyperpole Kamui Kobayashi seinen Landsmann Kazuki Nakajima erneut ausstechen wird. Aber reicht der Sieg in der Hypercar-Klasse zum Gesamtsieg? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich das Drama von 2017 wiederholen wird. Sprich eine LMP2-Truppe führt bis kurz vor Rennende und wird noch von Toyota abgefangen.

Diese LMP2-Mannschaft wird United Autosports sein. Phil Hanson, Filipe Albuquerque und Fabio Scherer sind sehr gut eingespielt und kommen als Tabellenführer nach Le Mans. Diese Führung werden sie nach dem längsten Rennen der Saison ausgebaut haben. Auf den weiteren Podesträngen sehe ich das W Racing Team und Jota Sport.

Trotz des Abgangs von Aston Martin gibt es wieder einen Dreikampf in der GTE-Pro, denn Corvette Racing ist nach einem Jahr Auszeit wieder mit von der Partie. Und es reicht für die Gelben zum ersten Mal seit 2016 zum Klassenerfolg. Jordan Taylor, Nicky Catsburg und Antonio García machen auch die vierte Generation der Corvette zum Le-Mans-Sieger.

Ebenfalls ein sehr enges Rennen wird es in der GTE-Am geben. Dort haben alle drei Hersteller mindestens ein heißes Eisen im Feuer. Vom TF Sport Aston Martin rund um Ben Keating darf man viel erwarten. Den besten Porsche stellt Dempsey-Proton Racing mit Teamchef Christian Ried. Iron Lynx hat den schnellsten Ferrari 488 GTE Evo im Gepäck. Nach den 24 Stunden sieht meiner Meinung nach die Reihenfolge wie folgt aus: Dempsey-Proton vor TF Sport und Iron Lynx.

Daniel Stauche: Den Gesamtsieg wird zweifelsohne Toyota erneut mit nach Hause nehmen. Markenintern werden Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Brendon Hartley das Rennen für sich entscheiden. Obwohl das neue Hypercar noch nicht ganz ohne Kinderkrankheiten läuft, hat Toyota dennoch mehr strategische Optionen als die Konkurrenz durch die größere Reichweite. Selbst kleinere Reparaturpausen können dadurch kompensiert werden. Zudem verfügt Toyota über die besten Ingenieure und Strategen in Le Mans sowie die operative Erfahrung der vergangenen Jahre.

Ähnliches kann über den Neuling der LMP2-Klasse gesagt werden. Das Team WRT tritt erstmals mit einem kompletten Prototypenprogramm an und hat gleich mit zwei ELMS-Siegen eine erste Messlatte gelegt. Mit WRT hat United Autosports einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Mit dem nötigen Rennglück werden Robin Frijns, Ferdinand Habsburg und Charles Milesi das Rennen für sich entscheiden.

Der interessanteste Teilnehmer der GTE-Pro-Klasse ist zweifelsfrei HubAuto Racing. Erstmals mit einem Porsche 911 RSR unterwegs, wagen die Taiwanesen den direkten Schritt in die Pro-Klasse. Allerdings ist das wohl kalkuliert, denn am Steuer sitzen drei Werksfahrer. Dries Vanthoor, Àlvaro Parente und Maxime Martin sind zwar bei verschiedenen Herstellern unter Vertrag, allerdings haben alle ihre Klasse bereits unter Beweis gestellt. Warum sollte nicht dem Privatier der Sieg an der Sarthe gelingen?

In der GTE-Am-Klasse ist jedes Jahr mit AF Corse zu rechnen. Auch in dieser Saison bringen die Italiener mehrere Fahrerpaarungen, die durch Konstanz bestechen können. Die größten Siegchancen haben allerdings Nicklas Nielsen, Alessio Rovera und Francois Perrodo. Perrodo blickt bereits auf acht Teilnahmen zurück, ein Sieg fehlt ihm bisher noch. Nielsen konnte gerade erst den Sieg in Spa feiern, Rovera überzeugte in den Ardennen durch Stints auf Pro-Cup-Niveau. Nicht ohne Grund konnte das Trio bereits zwei WEC-Laufsiege feiern.