Gottfried Grasser: „Ich denke, dass es den GT3-Sport richtig hart treffen wird“

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Für Gottfried Grasser gibt's zwei mehr oder minder gangbare Alternativen für den Motorsport | © Gruppe C

Aufgrund der Corona-Pandemie fürchtet Teamchef Gottfried Grasser schwerwiegende Konsequenzen für den GT3-Sport. Nach seinem Dafürhalten gibt es zwei Szenarien, die eintreten könnten: eine Wiederaufnahme des Rennbetriebs im Juli oder eine Absage der Saison 2020.

Die weltweit grassierende Corona-Pandemie legt seit Frühjahrsbeginn den Rennbetrieb allerorts lahm. Daher schickt sich mittlerweile eine Vielzahl der Veranstalter an, Ersatzkalender mit Ausweichterminen zu entwerfen, gleichwohl rechnen die Organisatoren allenfalls im Sommer diesen Jahres mit einer Wiederaufnahme – oder in manchen Fällen dem Beginn – des motorsportlichen Wettbewerbs.

Ungeachtet der tatsächlichen Terminierung der verschoben Rennen bringt die Misere unweigerlich wirtschaftlichen Konsequenzen mit sich – ausnahmslos für sämtliche Beteiligten, obschon von unterschiedlichem Ausmaß. „Ich denke, dass es den GT3-Sport richtig hart treffen wird“, meint Teamchef Gottfried Grasser in einem Gastbeitrag bei Motorline.cc. Dennoch bescheinigt der Leiter des Steiermarker GRT-Rennstalls der österreichischen Regierung eine vorbildliche Vorgehensweise, was die Unterstützung von Unternehmen anbelangt.

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Angesichts der krisenförmigen Ereignisse, welche sich derzeit auf dem gesamten Erdball zutragen, skizziert Grasser zwei Szenarien, welche nun im Rennsport eintreten könnten. Entweder: Die Saison beginnt im Juli. Die Umsetzbarkeit ziehe Grasser allerdings in Zweifel, dieses Herangehen gelinge bestenfalls den Veranstaltern höherklassiger Meisterschaften. Einerseits komme es unausbleiblich zu Terminüberlagerung, andererseits stelle solch eine Taktung der Rennen, großenteils an aufeinanderfolgenden Wochenenden, eine enorme Belastung für das Personal dar.

Hinzutritt die Beschaffenheit der Pilotenkader, welcher sich beispielsweise bei Grasser Racing zu einem Gutteil aus zahlenden Herrenfahren mit potenten Sponsoren zusammensetzt, welche nach der allgemeinen Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten, zuallererst ihren Geschäften nachgehen müssten. „Ich denke jeder wird die meiste Zeit in seiner Firma verbringen müssen“, vermutet Grasser hinsichtlich der Prioritätensetzung.

Grasser: „Tun wir so als gäbe es 2020 einfach nicht“

Oder aber: Ein vollständiges Pausieren des Motorsports während der Saison 2020. „Tun wir so als gäbe es 2020 einfach nicht. Es ist ein guter Ansatz, aber können wir das umsetzen?“, verleiht Grasser seiner Skepsis Ausdruck. Denn diese Vorgangsweise konfrontiere mit vertraglichen und budgetären Problem. Man könne nicht umstandslos die unterzeichneten Kontrakte umformulieren; ebenso müssten Unternehmen nach der Pandemie wahrscheinlich eine neue Budgetierung vornehmen.

Die Heterogenität der GT3-Klasse mache diesen Sektor wiederum besonders krisenanfällig. „Wir wissen, GT3 ist eine solide Mischung aus Profisportlern, Werken und Nachwuchs sowie den Gentlemen-Drivern. Und da muss ich sagen: leider wird es uns alle treffen“, urteilt Grasser. „Jeden Einzelnen: die Teams, die Werke, die Fahrer und alle Mitwirkende.“ Denn den Bereichen Sport und Kultur komme während solcher Miseren stets nachrangige Wichtigkeit zu.

Derlei Befürchtungen äußerte Danny Kubasik, Geschäftsführer von McChip-DKR sowie Teamchef des gleichnamigen Rennstalls, bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie. „Wer braucht in der Krise schon Motorsport?“, fragte Kubasik in seinem YouTube-Kanal und konstatierte nüchtern „Wir stehen gerade – wie viel andere auch – vor einem Riesenproblem.“ Daher sei ein Programm auf der Nürburgring-Nordschleife in diesem Jahr vorerst nicht erwägenswert.

Unterdessen hatte Grasser Racing geplant, in diesem Jahr neuerlich mit einem Drei-Wagen-Gespann der Marke Lamborghini im ADAC GT Masters anzutreten. Ein Fahrerduo sollen Tim Zimmermann und Steijn Schothorst bilden, eine weiteres Niels Lagrange und Clemens Schmid. Die dritte Besatzung rekrutiert sich aus Franck Perera und Albert Costa. Darüber hinaus steht auch die Teilnahme an der IMSA SportsCar Championship auf dem Programm.