Danny Kubasik: „Wir stehen vor einem Riesenproblem“

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Der Lamborghini Huracán GT3 bleibt vorerst in der Garage stehen | © Ralf Kieven (1VIER.COM)

Das grassierende Coronavirus nötigt dem Team McChip-DKR die Entscheidung ab, die Rennaktivitäten in diesem Jahr zu pausieren. „Wer braucht in der Krise schon Motorsport?“, fragt Geschäftsführer Danny Kubasik, für dessen Unternehmen die Pandemie zur Unzeit kommt.

Die Verschärfung der Corona-Epidemie bringt unausbleiblich auch ökonomische Begleiterscheinungen mit sich. Über McChip-DKR bricht die Rezession allerdings zur Unzeit herein, weil das in Mechernich ansässige Unternehmen im Begriff stand, sich aus einer individuellen Misere herauszuwinden. Die Konsequenz: Das Team McChip-DKR bestreitet in diesem Jahr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Motorsportveranstaltung.

„Wir stehen bei Stand null“, räumt Geschäftsführer Danny Kubasik, welcher zugleich als Leiter des Rennstalls figuriert, in einem YouTube-Video ein. Denn die Absagen und zahllosen Verschiebungen wegen der grassierenden COVID-19-Atemwegserkrankung, verursacht durch SARS-CoV-2, durchkreuzten sämtliche Planungen. „Stand heute: Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Motorsportveranstaltung wahrnehmen, weil die Leute einfach sehr verunsichert sind“, erklärt Kubasik.

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Demgemäß betreibt das Team McChip-DKR in der diesjährigen Saison keinerlei Kundenprojekte – weder in DMV GTC noch in der VLN. Ebenso stellt die Mannschaft die geplante Wiederaufnahme des SP9-Programms mit dem Lamborghini Huracán GT3 auf der Nürburgring-Nordschleife vorerst zurück, bis das Unternehmen in der Lage ist, ein Budget zusammenzustellen, ohne übermäßige Risiken einzugehen.

Kubasik: „Die ersten Leute werden das Unternehmen verlassen“

„Wenn wir keine Einnahmen haben, können wir auch keine Ausgaben haben. Die ersten Leute werden das Unternehmen verlassen. Jetzt“, beschreibt Kubasik nüchtern die Lage, welcher sich angesichts der Schwierigkeiten nicht in Schweigen hüllt. „Das ist einfach so.“ Welche Fehlentwicklungen hatten McChip-DKR jedoch schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden wirtschaftlichen Abschwung in Bredouille gebracht?

Seit der Unternehmungsgründung im Jahr 2004 ist das Kerngeschäft die Leistungssteigerung von Sportwagen. Ein rasches Wachstum ermunterte den Eifelaner Betrieb schließlich zu Investitionssteigerungen, insbesondere in die Infrastruktur. Daher errichtete McChip-DKR zusätzliche Gebäude. Allerdings erklärte im Jahr 2016 ein wichtiger Kunde seine Zahlungsunfähigkeit, wodurch Aufträge en masse entfielen, was sich in massiven Umsatzeinbußen widerspiegelte.

Aufgrund der offenen Forderungen war McChip-DKR schon vor dem Ausgreifen der Corona-Epidemie nach Europa in Bedrängnis geraten. Dennoch war es dem in Mechernich ansässigen Unternehmen gelungen, weitere Kunden zu akquirieren, um die Umsatzeinbrüche abzufedern. Gleichwohl machten sich die Überkapazitäten bemerkbar, die Erledigung des Hauptaufgabenkreises bedurfte nicht eines derart großen Gebäudekomplexes.

Kubasik: „Wer braucht in der Krise schon Motorsport?“

Darum machte sich McChip-DKR daran, weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Der Motorsport bot eine wichtige Einnahmequelle. Allerdings müsse man sich gegenwärtig halten: McChip-DKR operiert im Luxussegment. „Wer braucht in einer Krise eine Leistungssteigerung? Wer braucht in der Krise schon Motorsport?“, wirft Kubasik ein, welcher sich der drohenden Malaise gewärtig sei. Potenzielle Kunden würden in unmittelbarer Zukunft an Liquidität verlieren.

Der Modifikation eines Sportwagens komme während einer Wirtschaftskrise dementsprechend nur nachgeordnete Wichtigkeit zu. Ein weiteres Hinzukommnis: Ein beträchtlicher Teil des Umsatzes entfiel zuletzt auf den asiatischen Markt, welcher nun richtiggehend kollabiert ist. In jüngster Vergangenheit stellten Ausfuhren von Tuningprodukten phasenweise sogar den Fortbestand der Unternehmung sicher.

„Ich hoffe, dass so viele Firmen, die genau in dem Segment sind, wo wir unterwegs sind, irgendwie überleben, und irgendwelche Einfälle haben, dass das noch funktioniert“, betont Kubasik. „Wir stehen gerade – wie viel andere auch – vor einem Riesenproblem.“ Vorerst behandele McChip-DKR darum dringlicher Dinge prioritär. „Ich selber habe gerade gar keinen Kopf für Motorsport. Wir wissen alle nicht: Was ist morgen, was ist übermorgen.“