Ralph-Gerald Schlüter: „Gibt Leute, die die VLN alter Tage glorifizieren“

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Professionalität in der VLN: bei den Organisatoren erwünscht | © Ralf Kieven (1VIER.com)

Die Veranstaltergemeinschaft erachtet die Professionalisierung der VLN als notwendig. Eine verklärende Glorifizierung der Vergangenheit verleite zu Fehlannahmen, meint Ralph-Gerald Schlüter, Generalbevollmächtigter der VLN OHG. Vornehmlich die Finanzierung gelinge nur durch GT3-Teams.

Die Zunahme der Professionalität in der VLN-Langstreckenmeisterschaft ist ein Dauerthema innerhalb der Szene. Obwohl manche Bedenkenträger diesen Entwicklungsgang mit Skepsis beäugen, kehren die Organisatoren dessen Notwendigkeit hervor, um den Fortbestand des Wettbewerbs auf der Nordschleife zu garantieren. Diesen Standpunkt nimmt auch VLN-OHG-Generalbevollmächtigter Ralph-Gerald Schlüter ein.

Demnach bedürfe es einer moderaten Professionalisierung, um die Zukunftsfähigkeit solch einer „komplexen Rennserie“ sicherzustellen. „Es gibt einige Leute, die die VLN alter Tage geradezu glorifizieren, die VLN mit einer Hand voll richtig schneller Topautos, die vorneweg fuhren, und dahinter einer breiten Masse an mittelgroßen und kleinen, meist auch seriennahen Fahrzeugen“, fasst Schlüter im VLN-Fanguide die Sichtweise zahlreicher Kritisierenden zusammen.

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Ein derartiges Konzept sei allerdings unzeitgemäß. „Eine VLN dieses Formats, das ist ganz sicher, kann heute nicht mehr existieren“, behauptet Schlüter und nennt zwei Kernargumente. Eine Schwierigkeit liege in der Finanzierung beschlossen. Denn die Ausrichtung der VLN-Langstreckenmeisterschaft verursache „wahnsinnig hohe Kosten“, welche letzten Endes irgendjemand stemmen müsse.

Zudem habe sich die Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes verändert. Es fehlten schlichtweg Privatiers, welche Eigenkonstruktionen anfertigen, um auf dem Eifelaner Traditionskurs zu fahren. Beide Faktoren seien miteinander verklammert. „Das bedeutet konkret, dass wir die VLN nur deshalb finanzieren können, weil wir viele große Fahrzeuge, allen voran GT3-Autos am Start haben, für die die Teams wesentlich höhere Startgelder zahlen“, erklärt Schlüter.

„Die Gesamtzahl der Autos ist nicht ausschlaggebend“

Deshalb messe der Veranstalter der Dimension des Teilnehmerfeldes nachgeordnet Relevanz bei, priorisiere stattdessen die Beschaffenheit. „Viele sagen immer: Ihr habt doch viel weniger Starter als früher. Ich sage: Die Gesamtzahl der Autos, die in ein VLN-Rennen starten, ist nicht ausschlaggebend. Ausschlaggebend ist die Struktur des Starterfeldes“, erläutert Schlüter, welcher sogar beabsichtigt, die Professionalisierung weiterzutreiben.

Dank der unterschiedlichen Verteilung der Nenngelder finanziere eine GT3-Mannschaft gleichsam den Einsatz vierer bis siebener kleiner Gespanne. „Die VLN gibt es nur, wenn sie wirtschaftlich gesund ist – und die VLN ist heute wirtschaftlich gesund“, betont Schlüter, dessen Fernziel es sei, die wirtschaftliche Stabilität der Langstreckenmeisterschaft zu gewährleisten, wofür die Beteiligung der professionellen Teams nottue.

Nichtsdestoweniger müsse die Veranstaltergemeinschaft auch Rücksicht auf die Vielgestaltigkeit des Starterfeldes nehmen. Sofern die GT3-Sportwagen nicht mehr kompatibel mit der Nordschleife sein sollten oder die Kostensteigerung einen Rückgang der Nennungen bewirken, bedürfe es eines Unterbaues, aus dem sodann eine neue Spitzenklasse hervorginge. „Und da sehen wir vor allem in der GT4 und in der TCR die Klassen mit großem Zukunftspotenzial“, bekräftigt Schlüter.

Zudem räumt Schlüter auch Verbesserungspotenzial veranstalterseits ein. „Anfang des Jahres haben wir sicherlich Fehler in der Kommunikation mit den Teams gemacht“, gesteht Schlütert, welcher „sachlich vorgetrage Kritik“ aber beherzeige. „Dass wir die Teams relativ spät erst über die Reglementänderungen informiert haben, lag daran, dass wir das gesamte technische Reglement der VLN über den Winter neu strukturiert und umgeschrieben haben.“