Christopher Mies: „Ein Fabrikat, was allen haushoch überlegen ist“

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Ist Titelverteidiger Audi chancenlos? | © Ralf Kieven (1VIER.com)

Selbst nach dem Start des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring flaut die Balance-of-Performance-Diskussion keineswegs ab. Christopher Mies entmutigt die bisherige Überlegenheit Porsches. „Ganz ehrlich: Es ist frustrierend, weil das ist nicht im Sinne des Erfinders“, meint der Audi-Pilot.

Ungeachtet abermaliger Modifikationen an der Balance of Performance am Veranstaltungssamstag bereitet die gegenwärtige Fahrzeugeinstufung unverändert Verdruss. Audi-Athlet Christopher Mies desillusioniert die bisherige Überlegenheit Porsches beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, die in der Qualifikation bereits aufglühte. Demgegenüber seien die titelverteidigende Marke mit den vier Ringen geradezu chancenlos.

Vornehmlich auf den Geradeauspassagen sei Audi außerstande, mit dem Neunelfer zu konkurrieren. „Das Problem ist: Der Porsche ist unfassbar schnell auf der Geraden“, schilderte Mies im Livestream seine Eindrücke von den ersten Runden auf der Nordschlefe. „Auch vom Drehmoment her, aus den Ecken heraus nimmt der einem fünfzig, sechzig Meter ab. Du hast eigentlich keine Chance zu überholen.“

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Nach dem Dafürhalten des Audi-Piloten laufe die derzeitige Einstufung durch die Balance of Performance deren eigentlichem Konzept zuwider. „Ganz ehrlich: Es ist frustrierend, weil das ist nicht im Sinne des Erfinders, wie es sein sollte“, meint Mies, welcher die adäquate Umsetzung in Zweifel zieht. „Wir sollten eigentlich alle dicht beisammen liegen, aber hier ist ein Fabrikat, was leider allen anderen haushoch überlegen ist – wie in einer anderen Klasse.“

Nach seinem Empfinden habe Porsche das Tempo gegenüber dem Einzelzeitfahren am Freitagabend nochmals erhöht. „Vom Gefühl her gehen die noch besser“, urteilt Mies über die Darbietung der Elfer. Obwohl das BoP-Korrektiv dem Audi R8 LMS daraufhin nochmals eine Gewichtsreduktion von zehn Kilogramm zubilligte, sei der Ingolstädter Sportwagen weiterhin unterlegen.

Mies: „Wir können nur auf Regen hoffen – je früher, desto besser“

Auf den Geraden sei Porsche gleichsam unschlagbar. „Eigentlich ist unsere Stärke im Audi: Wir fahren bewusst wenig Abtrieb, um einen guten Topspeed zu haben“, erläutert Mies. „Das war immer die Philosophie von diesem Fahrzeug. Und plötzlich sind wir langsamer – deutlich langsamer – als der Porsche. Im Windschatten fährt der mir weg. Das heißt: Das ist natürlich eine große, große Differenz, die nicht sein sollte.“

Nun ruhe die Hoffnung Audis auf eines Wetterumschwung. Niederschläge würden der bayerischen Marke zum Nutzen gereichen. „Wir können nur auf den Regen hoffen – je früher, desto besser“, räumt Mies ein, der seine Ungeduld nicht zu verbergen sucht. „Ich weiß, für die Fans ist es doof, aber der Regen würde uns auf jeden Fall helfen, und ich kann nicht warten, dass er endlich kommt. Er kann nicht früh genug kommen.“

Zudem kämen Regenschauer auch den anderen Werken zupass. Denn nasser Asphalt würde die Unterschiede im Kräfteverhältnis zwischen den SP9-Gefähren einebnen. „Das Gute ist, bei Regen spielt die BoP nicht so eine große Rolle“, erklärt Mies. „Das heißt, da rücken alle näher zusammen. Da haben wir unser Defizit nicht mehr, und dasselbe gilt ja auch für BMW und Mercedes gegenüber dem Porsche.“