Christian Schütz: „Muss zugeben, dass ich jetzt entspannter durchatme“

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Christian Engelhart begünstigte das Fortkommen von Schütz Motorsport maßgeblich | © Gruppe C

„Wir haben immer von einer hohen Flexibilität gelebt“

SportsCar-Info: Welche Bilanz – respektive Zwischenbilanz – zieht Schütz Motorsport nach dem langjährigen ADAC-GT-Masters-Engagement mit der Marke Porsche?

Christian Schütz: Ich denke, wenn wir mal das Jahr 2016 ausklammern, hatten wir BoP-bedingt nie ein Fahrzeug, welches aus eigener Kraft ein Rennen gewinnen konnte. Wir haben immer von einer hohen Flexibilität gelebt und zusammen mit viel Porsche-Erfahrung das Maximum aus der aktuellen Situation und den Autos herausgeholt haben. Der Porsche war immer sehr zuverlässig und konnte immer punkten – vor allem dann, wenn die anderen Fehler gemacht haben.

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Wir hatten stets sehr kleine Entscheidungswege. Da ich die Fahrzeuge meist selbst mit vermessen habe, konnte ich selbst entscheiden, mit welchem Setup wir an den Start gehen. Dadurch konnten wir auf aktuellen Gegebenheiten sehr schnell reagieren und uns darauf einstellen. Das hat uns oft geholfen und war ein klarer Vorteil.

Auf der anderen Seite hatten wir immer tolle Fahrerpaarungen, von denen wir natürlich profitiert haben. Christian Engelhart war einer der wichtigsten Fahrer, der im Aufbau unseres Teams zu einhundertzehn Prozent beteiligt und in viele Entscheidungsprozesse eingebunden war. Ihm haben wir als Team viel zu verdanken. Nick Tandy war mit Sicherheit eine tolle Erfahrung, mit der wir 2012 mit Sicherheit am meisten Spaß hatten. Die Rennen mit ihm und Christian waren mit die erfolgreichsten und spannendsten Rennen mit den meisten Überholmanövern, denen ich heute das eine oder andere graue Haar zu verdanken habe.

Beeindruckend waren auch die Rennen von Martin Ragginger, der immer bis zuletzt gekämpft hat und nie aufgegeben hat. Unvergessen der Verlust von Sean Edwards. Wir könnten ewig so weitermachen: Wir hatten eine lange Liste von tollen Fahrern, auf die wir wirklich stolz sind, mit denen wir jederzeit wieder in den Ring steigen würden.

Am Ende hatten wir einige erfolgreiche Jahre mit dem Porsche. Ich weiß nicht, aber bis vor Kurzem waren wir nach den Siegen noch das erfolgreichste Porsche-Team, auch wenn wir das Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen, nicht geschafft haben. Das kratzt extrem am Ego und tut schon noch ein wenig weh; zumal der Titel das eine oder andere Mal zum Greifen nah war. Vielleicht haben wir das eine oder andere Rennen auch mal auf politischer Ebene verloren. Aber auch damit haben wir unseren Frieden geschlossen. Am Ende wird man dann doch etwas gelassener …

Um Deine Frage zu beantworten: Es ist eine grundsätzlich tolle Serie. Wir haben es gerne gemacht. Wir erinnern uns an unzählige spannende, unvergessene und dramatische Rennen, und schlussendlich ist es schade, dass wir den Titel mit dem Porsche nicht gewinnen konnten. Gerade aufgrund meiner Porsche-Vergangenheit wollte ich es unbedingt schaffen. Zuletzt bin ich aber glücklich darüber, dass wir hier und da doch gerne mal das Feld aufmischen konnten und für Spannung gesorgt haben.