Ausblick: Fünf Fragen an die Saison 2018

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Inwieweit konkurrieren künftig die Klassen GT4 und GT3? | © Ralf Kieven (1VIER.com)

Rettet die geplante Supersaison die Langstrecken-WM? Boomt die GT3-Klasse weiterhin? Wo ordnen sich Joest Racing und das Team Penske ein? Welchen Entwicklungsgang nimmt die GT4-Kategorie angesichts der Herstellerbeteiligung? Welche Stellung nimmt das ADAC GT Masters gegenüber der DTM ein? Ein Ausblick auf die Saison 2018.

1. Wie verläuft die Supersaison der Langstrecken-WM?

Die Notlage des ACO trieb zuletzt wundersame Blüten. Um die Teilnehmer der Langstrecken-WM finanziell zu entlasten und einen Kollaps in der LMP1-Spitzenklasse abzuwenden, ist der nordwestfranzösische Automobilklub auf den Gedanken verfallen, eine Supersaison auszurichten, welche sich über ungefähr dreizehn Monate erstreckt. Dabei beschränkt sich der Fahrplan vornehmlich auf Traditionsveranstaltungen.

Der ballsportligaähnliche Wettbewerb beginnt daher im Mai mit den Sechs Stunden von Spa-Francorchamps und endet im kommenden Jahr mit den 24 Stunden von Le Mans als Finale. Somit sind diese beiden Langstreckenrennen doppelter Bestandteil des Supersaisonkalenders. Zumindest erreichten den ACO nach dem Forfait Porsches und der Absage Peugeots in der Zwischenzeit erste positive Nachrichten.

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Denn die Privatmannschaften von ByKolles Racing, Manor, Rebellion Racing und SMP Racing haben angekündigt, der Toyota-Werksabordnung in der Supersaison entgegenzutreten – unbeschadet der Zweifel, inwieweit diese Teams letztlich imstande sind, dem TMG-Gespann tatsächlich Paroli zu bieten. Bestenfalls verzeichnet der ACO daher zweistellige Starterzahlen in der LMP1-Oberklasse.

Gleichwohl stehen dem ACO – und dem Organisationspartner FIA – somit abermalig zwei Interimsjahre bevor. Schließlich gedenkt der Veranstalter an der Sarthe, in der übernächsten Saison wieder eine herkömmliche Weltmeisterschaft auszutragen. Die Kassandrarufe verstummen also nicht. Ein Hoffnungsfunke: die GTE-Klasse. Zum einen steigt BMW ein, zum anderen hat Aston Martin ein neues Modell entwickelt, um sich der Konkurrenz von Ferrari und Porsche zu stellen.

2. Dauert die Hochkonjunktur im GT3-Segment an?

Der GT3-Sektor steht unverändert in hoher Blüte, der Boom ist ungebrochen. Obwohl mancherorts Skeptiker die undurchsichtige Werksbeteiligung oder die immensen Kosten beäugen, entwickelt sich die Szene nach wie vor positiv. Insbesondere die Intercontinental GT Challenge belegt diesen Trend. Lediglich die Absage der Zwölf Stunden von Sepang trübte die Euphorie. Allerdings strebt die SRO-Gruppe in Asien ohnehin eine Umstrukturierung an.

Demnach ersetzt künftig ein Zehn-Stunden-Rennen in Suzuka den Endurance-Wettstreit unweit von Kuala Lumpur. Dieses ist nunmehr Bestandteil des IGTC-Kalenders, der darüber hinaus die Zwölf Stunden von Bathurst, die 24 Stunden von Spa-Francorchamps und die Acht Stunden von Laguna Seca umfasst. Generell bildet die GT3-Riege das Fundament zahlloser Prestigeveranstaltungen: der 24 Stunden von Dubai, des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring oder auch des GT-Weltpokals in Macao.

Überdies haben etliche Konstrukteure ihr Bekenntnis zum GT3-Sport gefestigt. Einerseits vollziehen Bentley und McLaren einen Generationswechsel, andererseits beginnen Lexus und Honda mit dem Verkauf ihrer Sportwagen an Kunden. BMW offeriert seinen Rennställen wiederum ein Evolutionspaket des Sechsers, wohingegen Porsche seine werksseitige Unterstützung weltweit intensiviert.

3. Wo führt der Weg der GT4-Klasse hin?

Nach der Einführung zur Saison 2007 war der GT4-Kategorie vorderhand kein Erfolg beschieden. Jahrelang fristete diese Klasse ein Spartendasein, füllte allenfalls schrumpfende Fahrerlager nationaler Breitensportserien. Mittlerweile haben die Konstrukteure ersehen, inwieweit die sich sukzessiv entfaltende GT4-Division künftig zum Nutzen gereichen könnte. Nach einer Probephase in der vergangenen Saison startet nun der Verkauf diverser GT4-Sportwagen an Kundenrennställe.

Der Audi R8 LMS GT4, der BMW M4 GT4 sowie der Mercedes-AMG GT4 gelangen in diesem Jahr infolge der Erprobung durch die Entwicklungsmannschaften in Kundenhand. Eine erste Standortbestimmung gestattet das 24-Stunden-Rennen von Dubai. Am zweiten Januarwochenende befinden sich alle drei Fabrikate der süddeutschen Hersteller bei der Saisoneröffnung im Orient im Einsatz.

Auch jenseits des Atlantiks hat die GT4-Klasse das Interesse geweckt. Der Ford Mustang GT4 und der Chevrolet Camaro GT4.R bereichern das Fahrzeugspektrum. In Ansehung dieses Entwicklungsgangs drängt sich geradezu die Frage auf, wo der Weg der GT4-Liga hinführt. Beansprucht diese weiterhin eine Mittelstellung zwischen TCR und GT3? Oder nobilitieren die Veranstalter die GT4-Kategorie zur künftigen Spitzenklasse im Kundensport?