Michele Rinaldi: „Ohne entsprechende Lobbyarbeit keine Chance“

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Rinaldi Racing schließt Einsätze im ADAC GT Masters aus | © Ralf Kieven (1VIER.com)

Bevorzugt die Balance of Performance im ADAC GT Masters die deutschen Marken? Teamchef Michele Rinaldi bejaht diese Frage emphatisch. Daher werde sich die Ferrari-Mannschaft von Rinaldi Racing auch in Zukunft in der VLN-Langstreckenmeisterschaft und der Blancpain GT Series engagieren.

Gereicht die Balance of Performance des ADAC GT Masters den Herstellern aus Deutschland zum Vorteil? Nach dem Dafürhalten Michele Rinaldis benachteilige die Fahrzeugeinstufung die GT3-Sportwagen anderer Konstrukteure. „Ohne eine entsprechende Lobbyarbeit im Hintergrund wirst du als Ferrari-Team dort gegen die deutschen Hersteller von der BoP her keine Chance haben“, moniert der Teamchef gegenüber GT-Eins.

Seine These belegt Rinaldi mit dem beispielgebenden Engagement von Farnbacher Racing. Die Lichtenauer Mannschaft startete in der Saison 2011 mit einem Ferrari F458 Italia im ADAC GT Masters, vollzog jedoch im darauffolgenden Jahr umgehend einen Fabrikatswechsel zu Porsche. „Wir haben damals sehr genau beobachtet, was mit Farnbacher Racing abgelaufen ist, und das Team hatte dort trotz bester Piloten keine Chance vorne mit zu fahren“, erklärt Rinaldi.

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Daher sei ein Programm im ADAC GT Masters für Rinaldi Racing mitnichten erwägenswert. Stattdessen tritt das Mendiger Gespann auch im nächsten Jahr wieder mit einem, eventuell sogar einem zweiten Ferrari 488 GT3 in der VLN-Langstreckenmeisterschaft, der Blancpain GT Series sowie zwei weiteren Wettbewerben an. „Ferrari hat kein Interesse an Lobbyarbeit, und daher suchen wir uns lieber Serien, wo man ehrlicher und sportlicher mit den zahlenden Kunden umgeht.“

Rinaldi: „Bei Ferrari werden alle Kunden gleich behandelt“

Ebenjene Zurückhaltung Ferraris goutiere Rinaldi Racing allerdings. „Ferrari ist die einzige Marke, die wirklich in der GT3 reinen Kundensport betreibt, und wo du vom Hersteller kein Performance-Team vor die Nase gesetzt bekommst, das mit besonderem Service und speziellen Ersatzteilen den normalen Kunden davon fährt“, tut Rinaldi dar. „Bei Ferrari werden alle Kunden gleich behandelt und bekommen den gleichen Support und die gleichen Ersatzteile für festgesetzte Preise.“

Zudem lobt Rinaldi auch die familiäre Atmosphäre, welche innerhalb des Ferrari-Lagers zwischen den verschiedenen Rennställen herrsche. „Ferrari und Michelotto verzichten auch darauf, Lobbyarbeit zugunsten ihrer Kunden für günstigere BoP-Einstufungen zu machen, und das bedeutet dann auch, dass man um Serien, wo sich das als notwendig erweist, besser einen großen Bogen macht“, erklärt Rinaldi.

Explizit positiv äußerte sich Rinaldi überdies hinsichtlich der Blancpain-GT-Organisation, wohingegen die Creventic-Meisterschaft prinzipiell zwar ansprechend, die Vermarktung jedoch suboptimal sei. „Stéphane Ratels Serie ist die beste GT3-Serie überhaupt“, betont Rinaldi. „Hier stehen wirklich noch die Privatteams im Vordergrund. Zudem ist das Level sehr hoch, was durch die Werkseinsätze in der Pro-Klasse unterstrichen wird.“