Le Mans: Was war das denn?

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Sollte der ACO die GTE-Pro-Klasse zur Spitzenklasse nobilitieren? | © Maximilian Graf

Soll die GTE-Pro-Liga zur Spitzenklasse aufsteigen?

Und Peugeot? Sofern der Pariser Konstrukteur nicht nur mit einer LMP1-Entwicklung kokettiert, sei den Löwen anempfohlen in Bälde mit der Konstruktion zu beginnen. Andernfalls kann man in aller Weitschweifigkeit über einen Einstieg fabulieren, einen betriebsbereiten Sportwagen bis zum Jahr 2020 zu bauen, nimmt nichtsdestoweniger Zeit in Anspruch. Daher vermutet man im Fahrerlager, Peugeot wolle in Kürze eine endgültige Entscheidung publik machen.

Anders besehen: Tritt das Worst-Case-Szenario ein, verlassen Porsche und Toyota die Langstrecken-WM, und Peugeot nimmt Abstand von einem LMP1-Programm. Und was dann? Man könnte nun unter Aufgebot sämtlicher Mittel eine private LMP1-Kategorie als Spitzenklasse etablieren. Allerdings gebricht es einer LMP1-Königsdisziplin, die sich mit Ach und Krach gegen die aufbegehrende LMP2-Sektion verteidigt, an Glaubwürdigkeit.

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Also: Was tun? Die LMP2-Klasse zur Spitzengruppe adeln? Unzweifelhaft räumt die Öffentlichkeit der zweiten Liga der Prototypen nachgeordneten Stellenwert ein. Zumal die Chassisbegrenzung und der Einheitsmotor die LMP2-Klasse in der Langstrecken-WM zu einem Oreca-Markenpokal herabgesetzt hat – und in der Europäischen Le-Mans-Serie führte der Entschluss zu einer Ligier-Mehrheit, begünstigt durch den LMP3-Sektor.

Angesichts dieser Umstände wäre dies keine zukunftsfähige Vorgangsweise. Berücksichtigt man die Wettbewerbsstärke und Attraktivität einer Rennsportklasse, rückt fraglos die GTE-Pro-Sparte ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Diese Division befindet sich zurzeit im Zenit. Aston Martin, Corvette, Ferrari, Ford und Porsche tragen einen Fünfkampf aus, überdies bekriegte sich das Quintett bis zur Ziellinie. Prodrive rang GM erst im finalen Umlauf nieder.

Viele Feierlustige, wenig fachkundiges Publikum

Warum also nicht einige Restriktionen beseitigen und die GTE-Pro-Sportwagen mit den LMP2-Gefährten um den Gesamtsieg konkurrieren lassen? Schließlich haben Ford und Porsche – und in Zukunft auch BMW – ohnehin quasi einen Semiprototyp gebaut. Warum nicht eine Prototypenklasse mit Grande-Tourisme-Optik? Solch eine GTP-Klasse – wie an der Jahrtausendwende – wünscht sich beispielsweise auch AMR-Chef John Gaw.

Demgegenüber muss man jedoch ebenso eingestehen, inwiefern diese Eventualität vermutlich mit der geringsten Wahrscheinlichkeit zustande kommt. Zunächst hat wenigstens Toyota schon einmal bestätigt, ein weiteres Mal die 24 Stunden von Le Mans zu bestreiten. Dennoch dürfte insbesondere der Beschluss Peugeots – ein Bekenntnis oder eine Absage – richtungsweisend für die Zukunft der Langstrecken-WM und auch den Klassiker an der Sarthe sein. Wie wird der ACO reagieren?

Grundsätzlich wäre es angezeigt, die Vermarktung zu optimieren – respektive dem Sport endlich adäquate Aufmerksamkeit zu verschaffen. Freilich erfreut sich die Veranstaltung in Le Mans weiterhin unerhörter Popularität, aber vornehmlich als Suffveranstaltung. In Ansehung kotzender Schaulustiger im Morgengrauen und Reiseangebote in der Art des Massentourismus kann man sich des Eindrucks nicht verschließen: Es ist die fortschreitende Eventisierung, die sich auch in Le Mans Raum greift und welche die gigantischen Zuschauerzahlen aufrechterhält.

Die SportsCar-Info-Zugriffszahlen der vergangenen Wochen illustrieren dahingegen abermalig, inwieweit sich ein Gros der deutschsprachigen Sportwagengemeinde einen Scheißdreck an den 24 Stunden von Le Mans kehrt. Das meiste Interesse generierte die Bekanntgabe des Audi-Fahrerkaders für die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Hinsichtlich des Publikumsinteresses stellt der GT3-Sport die Le-Mans-Szene seit geraumer Weile in den Schatten. Turmhoch.