VLN-Kommentar: Auf Kaffeefahrt durch die Eifel

5407
Auf Prozessionsfahrt durch die frühlingshafte Eifel | © Ralf Kieven

Die ersten VLN-Rennen der Saison dienen zur Vorbereitung auf den 24-Stunden-Saisonhöhepunkt auf dem Nürburgring an Christi Himmelfahrt. Doch, wie greifen die Hersteller das Wort „Vorbereitung“ auf? Geht es ihnen wirklich darum, die Performance zu testen – oder wollen sie diese lieber so lang wie möglich verschleiern?

Alle Jahre wieder steht die Szene nach dem ersten VLN-Lauf ziemlich ratlos da. Porsche hat die Poleposition geholt und das Rennen gewonnen, die restliche Konkurrenz fuhr recht müde hinterher und hatte eigentlich keine echte Chance auf den Sieg. Oder wollten sie nur einfach nicht schneller fahren, um den Regelhütern zu signalisieren, dass die Einstufung der Autos falsch ist?

Alle Jahre wieder sprechen wir vor den 24 Stunden auf dem Nürburgring also über das Phänomen „Sandbagging“ – ein oft bemühter Anglizismus, der nicht weniger bedeutet, als dass die Hersteller sich imaginäre Sandsäcke ins Auto legen und somit mehrere Sekunden langsamer fahren, als sie könnten. Und damit bringen sie sich und die Veranstalter in ein Dilemma.

- Anzeige -

Die Feinjustierung der Balance of Performance unternimmt der ADAC anhand der Qualifikations- und Rennergebnisse der ersten Saisonrennen auf der Nordschleife vor dem Saisonhöhepunkt. Da erscheint es nur logisch, ein wenig zu bluffen, um dann, wenn es darauf ankommt, nicht in der Leistung beschnitten zu werden. Gleichzeitig bringen die Hersteller und der ADAC sich durch dieses alljährliche Schauspiel um ihre Glaubwürdigkeit.

Interessante Zieleinläufe

Werfen wir einen Blick auf die Ergebnisse vom letzten Wochenende. In der Qualifikation fuhren drei Porsche auf die ersten Startplätze mit der Bestzeit von 8:01,661 Minuten, dahinter landeten zwei Bentleys und fünf Audis. Somit beanspruchte der Volkswagen-Konzern die Topzehn, von Mercedes-Benz und BMW keine Spur. Nun kann man argumentieren, dass die Teams sich auf das Rennen vorbereiten und somit der Qualifikation wenig Beachtung schenken.

Daher schauen wir auf das Rennergebnis – welches ein recht interessantes Bild abgibt. Den Sieg erbt Manthey Racing von Falken Motorsports. Zwei Porsche haben also bis kurz vor Schluss um den ersten Platz gekämpft, bis einer von beiden verunfallte. Der zweitplatzierte Bentley hat bereits eine Minute Rückstand und hatte mit dem Rennausgang eher wenig zu tun.

Dahinter wird es nun aber interessant. Vier Audis von Land Motorsport, WRT und Phoenix Racing haben das Rennen innerhalb einer Zeitspanne von dreißig Sekunden beendet – die ersten drei Fahrzeuge davon sogar in einer Reihe. Ein ähnliches Bild gibt die Mercedes-AMG-Fraktion ab, die auf den Plätzen sieben bis zehn geschlossen das Ziel erreichte. BMW – ein Schatten seiner selbst – fuhr etwas weniger auffällig platziert, dafür auffällig langsam, ab Platz fünfzehn ins Ziel.