Christian Schütz: „Wollen wieder mit einer siegfähigen Fahrerpaarung antreten“

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Christian Schütz wägt künftig zwischen Bezahlfahrer und Profi ab | © Gruppe C Photography
Christian Schütz wägt künftig zwischen Bezahlfahrer und Profi ab | © Gruppe C Photography

„Am Ende ist der Profi vielleicht günstiger als ein Bezahlfahrer“

SportsCar-Info: Zuletzt hast du die rabiate Gangart im ADAC GT Masters moniert, wodurch Schütz Motorsport wiederholt Opfer von Kollisionen geworden ist. Hat sich das Miteinander auf der Strecke unterdessen verbessert?

Christian Schütz: Das wurde mit dem ADAC und dem DMSB im letzten Jahr bereits diskutiert, inweit das in Zukunft reduziert werden kann. Das muss man weiter beobachten. Schließlich wird die echte Rennaction vom Zuschauer auch irgendwie gewünscht. Wenn ich ehrlich bin, haben mich die letzten Rennminuten auf dem Sachsenring schon begeistert, auch wenn die Rechnung am Ende leider sehr teuer war. Schlussendlich kann man das wahrscheinlich nur dann minimieren, wenn man die Fahrer in die Mitverantwortung nimmt. Das lässt sich aber auch nur bei den Privatfahrern durchsetzen. Werksfahrer und werksunterstützte Teams können sich da schon ein wenig mehr leisten.

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Wenn es um Spitzenplatzierungen geht, kann man das als Teamchef auch mal schlucken, ob die Gangart jedoch auf den hinteren Positionen besonders clever ist, wage ich zu bezweifeln. Da hatten wir intern auch schon die eine oder andere Diskussion. Am Ende hat es dann ein Fahrer verstanden, der andere eben weniger. Das muss man zukünftig bei der Fahrerauswahl stärker berücksichtigen. Am Ende ist der Profi vielleicht günstiger als ein Bezahlfahrer, der dir ständig das Auto beschädigt.

Um auf Deine Frage zurückzukommen: Nein, es hat sich bislang nicht verbessert, und eigentlich können nur die Teams intern auf ihre Fahrer einwirken, da jedes Team mit seinen Fahrern unter einem permanenten Erfolgsdruck leidet, wird sich da nicht viel bewegen. Ich sehe keinerlei Möglichkeiten, das über das Regelwerk zu unterbinden – im Gegenteil, das macht die Rennen noch komplizierter und dem Rennleiter und den Sportkommissaren das Leben unnötig schwerer.

SportsCar-Info: Auf internationaler Ebene flammt dann und wann die Debatte über eine Angleichung der Kategorien GT3 und GTE auf, um das Zwei-Klassen-System im GT-Sport zu beseitigen. Gelegentlich geraten zwar Informationen an die Öffentlichkeit, aber die Konvergenzgespräche sind offenbar versandet. Eine derartige Nivellierung würde sich letzten Endes auch in den nationalen GT-Wettbewerben niederschlagen. Verfolgst du das Thema?

Christian Schütz: Ehrlich gesagt nur am Rande. Mir fehlen dazu die entsprechenden Hintergrundinformationen, aber nach meiner persönlichen Einschätzung macht eine Angleichung keinen Sinn, da sie die Renneinsätze auf unserem derzeitigen GT3-Level nur unnötig verteuern würden. Vielleicht muss man dazu die verschiedenen Sichtweisen und Interessen betrachten. Ein Hersteller wie Porsche definiert sich durch seine Ingenieursleistungen und möchte sich mit neuen technischen Innovationen von den anderen Herstellern abheben. Autos wie der neue 991 RSR sind hochkomplexe Fahrzeuge, die für die meisten Teams nicht zu handeln wären oder einfach zu teuer sind.

Wenn dafür jedoch einige neue technische Errungenschaften aus dem RSR in den GT3 R einfließen, haben wir als Einsatzteam im GT3-Bereich am Ende auch etwas davon. Daher denke ich, dass der GTE-Bereich den Herstellern vorbehalten bleiben sollte, gerade um die Entwicklung im weiter voranzutreiben. Die aktuelle GT3 ist für mich die perfekte Klasse um sich als Privatteam dem Wettbewerb zu stellen.

SportsCar-Info: Selbst das Fachpublikum zollte der GT4-Klasse bislang nur nachgeordnete Beachtung. Aber: Zurzeit prosperiert die Wertung für seriennahe Gran-Turismo-Sportwagen. Verfügt die GT4-Kategorie über das Potenzial, sich neben der GT3-Sparte zu etablieren, diese gar abzulösen? Und grundsätzlich: Ist ein GT4-Programm eine Option für Schütz Motorsport?

Christian Schütz: Ich kann diesen Fahrzeugen momentan nicht viel abgewinnen. Da wir selbst noch kein Fahrzeug eingesetzt haben, kann ich noch nicht mal sagen, ob diese Autos am Ende wirklich so viel günstiger sind. Diese Autos haben jedoch nur eine eingeschränkte Möglichkeit, die Performance zu optimieren, da die Einstellmöglichkeiten reglementbedingt fehlen. Wie soll sich ein Team damit von anderen Teams abheben? Wo bleibt der Wettbewerb? Für uns ist das derzeit noch keine Option.