Rückspiegel: Die zehn denkwürdigsten Momente der Saison 2016

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Die denkwürdigsten Momente der Saison 2016 | © Maximilian Graf, Ralf Kieven, Daniel Stauche und Manfred Muhr
Die denkwürdigsten Momente der Saison 2016 | © Maximilian Graf, Ralf Kieven, Daniel Stauche und Manfred Muhr

5. Laurens Vanthoor überschlägt sich und wird Weltmeister

Dieses Jahr wurde zum zweiten Mal der Titel für den GT-Weltmeister auf dem Guia Circuit in Macau ausgefahren. Das Rennen selbst sorgte für wenig spektakuläre Momente. Denn das Überholen fällt in den engen Gassen der chinesischen Glücksspielmetropole schwer. Trotzdem wird sich das Rennen bei den Sportwagenfans eingeprägt haben. Dafür sorgte Laurens Vanthoor, der, auf dem Dach rutschend, Weltmeister wurde. Was war passiert?

Das Rennen wurde mit fünfzehn Minuten Restzeit neu gestartet und Earl Bamber beschleunigte schneller als Vanthoor. Schon überholte der Neuseeländer den Audi-Athleten. Vanthoor wollte in einem schnellen Rechtsknick den Anschluss nicht verlieren und räuberte innen über einen Randstein. Doch hier wurde der Belgier ausgehebelt und schlug bei über zweihundert Kilometern pro Stunde rückwärts in die Leitschiene ein und überschlug sich. Nach diesem Unfall wurde das Rennen abgebrochen. Gewertet wurde die Runde vor dem Zwischenfall, in der Vanthoor noch in Front lag.

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4. DMSB sperrt MS Racing für das ADAC GT Masters

Es bereitet fraglos Umstände, Freiheitsmargen im modernen GT-Sport zu suchen. Reüssiert man dennoch, stiftet der Erfolg zumeist Schaden. Ein Schulbeispiel lieferte die Mannschaft von MS Racing, welche die internen Audi-Rivalen auf dem ehemaligen Österreichring geradezu überflügelte. Die verdächtige Überlegenheit rief Skepsis bei den Regelwächtern hervor, welche daraufhin bei der technischen Überprüfung einen modifizierten Restriktor fanden.

Nach dem Dafürhalten des Teamchefs Ralph Stoll sei die Modifikation ein „Ausloten des Machbaren“ gewesen, für die Technikkommissare eine Regelwidrigkeit. Konsequenz: Disqualifikation der gesamten Equipe. Offenbar eine inadäquate Bestrafung in den Augen des DMSB, der sich daraufhin bemüßigt fühlte, zu altpädagogischen Maßnahmen zu schreiten. Das Fehlverhalten sanktionierte der Motorsportbund mit einer Sperre für die ADAC-GT-Masters-Restsaison.

3. Präzedenzlose Strafe für Mercedes-AMG beim Spa 24

Der Mercedes-Benz-Motorsportabteilung werden die 24 Stunden von Spa-Francorchamps wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Jedoch nicht wegen eines Triumphes, sondern wegen eines der größten Fauxpas des Jahres. Im Einzelzeitfahren fuhren die AMG GT3 zwar auf die vorderen Plätze, die technischen Kommissare stellen aber fest, dass die Ingenieure ein falsches Motorkennfeld angegeben hatten.

Ergo mussten sechs Fahrzeuge der Teams Black Falcon, HTP Motorsport und AKKA-ASP vom Ende des Teilnehmerfeldes starten. Da dies noch nicht genug war, mussten alle auch noch während der ersten dreißig Rennminuten eine fünfminütige Stop-&-Go-Strafe absitzen. All dies hielt das französische Team AKKA-ASP aber nicht davon ab, im Rennen dennoch auf Rang zwei des Gesamtklassements zu fahren.

2. Hagel am Ring – im Frühling

Dieser Moment wird sich vielen Nordschleifen-Fans ins Gedächtnis graben. Als das diesjährige 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einen Rhythmus gefunden hatte, ging ebenjener schnell wieder verloren. Der Grund: ein Unwetter mit Starkregen und Hagelschauer. Die Strecke, vor allem der Bereich vom Schwedenkreuz bis zum Adenauer Forst, war sogar komplett weiß vom Hagelsturm.

Bislang klingt dies nach einem normalen Wetter in Eifel, doch die Nordschleife war so überflutet, dass mindestens dreißig Fahrzeuge im Schwedenkreuz aufgrund von Aquaplaning abflogen. Außerdem schafften die GT3-Boliden nicht mehr den Aufstieg zum Adenauer Forst, sodass sich ein großer Stau entwickelte. Für viele Teams herrschte zudem Verwirrung, weil bei zahlreichen Fahrzeugen der Boxenfunk ausgefallen war. Daher mussten einige Teams eine knappe Stunde warten, bis ihr Auto sicher zurück in der Box war und Entwarnung geben konnten.

1. Toyotas Albtraum in Le Mans

Auch in diesem Jahr war Toyota außerstande, seinen Fluch des ewigen Zweiten abzustreifen. „I have no power, I have no power“, funkte Kazuki Nakajima verzweifelt an die Box. Mit diesen Worten erstarb die Hoffnung des TMG-Gespanns, endlich den Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans davonzutragen. Obwohl der Konstrukteur aus Fernost die Wettfahrt meistenteils dominierte, scheiterte das Unternehmen buchstäblich auf der Zielgeraden.

Schlussmann Nakajima hatte die Führungsposition gemeinsam mit seinen Kollegen Anthony Davidson und Sébastien Buemi bereits am Mittag konsolidiert. Am Sonntagnachmittag befand sich Toyota unaufhaltsam auf der Siegerstraße – bis zum Anbruch des letzten Umlaufes. Nakajima war gezwungen, seinen Hybridprototyp für einige Augenblicke an der Boxenmauer zu parkieren. Der Grund: Defekt am Turbolader. Ein Albtraum.

Somit verteidigte stattdessen Porsche seinen Titel an der Sarthe und trug sich zum x-ten Mal in die Siegerliste ein. Zugleich verhinderte das Toyota-Drama eine Blamage Audis. Denn Joest Racing erklomm aufgrund des Wertungsausschluss wegen der Sechs-Minuten-Regel die unterste Podeststufe. Das Toyota-Trio Kamui Kobayashi, Mike Conway und Stéphane Sarrazin retteten zumindest die Silbermedaille.

Ein Rückblick von Maximilian Graf, Gereon Radomski, Daniel Stauche und Daniel Schnichels.