Audi-Ausstieg: Joest-Einsatz des 2017er-Modells gestaltet sich schwierig

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Der 2017er-Audi-LMP1 besteht derzeit lediglich auf dem Papier | © Ralf Kieven

Die Mannschaft von Reinhold Joest, die über lange Jahre die Werkseinsätze von Audi in der Langstrecken-WM durchführte, steht nach dem Ausstieg der Ingolstädter vor einem Problem. Der angeblich fertig entwickelte 2017er-Audi-LMP1 existiert aktuell nur auf dem Papier. Weder Prototypen, noch Ersatzteile gibt es für den Moment, was einen Einsatz zu einer Herkulesaufgabe werden lässt.

Joest Racing steht vor einem Problem. Nachdem Audi den Ausstieg aus der Langstrecken-WM zum Ende der Saison 2016 verkündete, kam schon bald die Frage auf, was nun mit der Mannschaft von Reinhold Joest passiert, welche die Werkseinsätze von Audi seit 1999 durchgeführt und betreut hat. Schnell entstand die Überlegung, den bereits fertig entwickelten LMP1-Wagen für die Saison 2017 mit einem Kundenmotor in der Klasse für private LMP1-Teams einzusetzen. Das Problem: dieses Auto existiert bislang lediglich auf dem Papier.

Im Zuge des Rückzugs beendete Audi konsequenterweise auch sämtliche Verbindungen zu Geschäftspartnern in diesem Projekt. Wie Motorsport-Total.com von Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich erfahren hat, fehlen noch verschiedene Komponenten. „Das Auto ist noch nicht gebaut worden und die Teile, die für dieses Fahrzeug noch fehlen, gibt es auch nicht“, erklärt Ullrich. Der Hersteller habe im Zuge der Entscheidung des Rückzugs unverzüglich allen Aktivitäten ein Ende gesetzt, um unnötige Kosten zu vermeiden.

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„Im Normalfall wäre das erste Auto wahrscheinlich in zwei bis drei Wochen aufgebaut worden“, fährt Ullrich fort. Dazu kommt es allerdings nicht. Denn Audi hat keinerlei Pläne, den fertig entwickelten Prototypen in irgendeiner Form einzusetzen. Damit bleibt der Joest-Truppe nur die Möglichkeit, binnen kürzester Zeit das Auto komplett selbst aufzubauen und auf einen Kundenmotor anzupassen. Eine Mammutaufgabe, die wohl nahe der Unmöglichkeit anzusiedeln ist.

Und selbst wenn es Joest Racing gelänge, bleibt der Wettkampf mit den verbliebenen Herstellern Porsche und Toyota ein beinharter. Ralf Jüttner, Geschäftsführer bei Joest-Racing, ist überzeugt: „Ich bin mir sicher, dass dies ein brutal starkes Auto geworden wäre.“ Doch ähnlich dem Peugeot-LMP1 für die Saison 2012, wird das Publikum nie erfahren, zu welchen Leistungen das fertiggestellte Auto imstande gewesen wäre. Es bleibt also zu hoffen, dass wenigstens ein Teil des Autos durch Joest auf die Rennstrecken dieser Welt gebracht werden kann.