Langstrecken-WM: Etliche Fragezeichen, fehlende Antworten

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Warum DTM? | © Audi Media Center
Warum DTM? | © Audi Media Center

> Warum befindet Audi die Formel E für zukunftsfähiger als die Langstrecken-WM? Und warum bleibt Audi dennoch in der DTM? Zum einen prognostiziert der Ingolstädter Konstrukteur, Elektromobilität sei die künftige Basis des Motorsports und des Straßenverkehrs. Zum anderen verweilen die vier Ringe in der DTM. Unzweifelhaft läuft ebenjener Einsatz eines antiquierten Motorenkonzepts der vermeintlich visionären Philosophie zuwider.

Ferner räumt das Formel-E-Reglement den Ingenieuren lediglich minimale Freiheitsmargen bei der Entwicklung ein. Auch erweist sich die Debatte um Hybridantriebe, Elektromotoren und die Wasserstoffzelle als ziellos. Vielmehr stellt Audis Verbleib in der DTM einen anderen Umstand vor Augen. Den Organisatoren der Langstrecken-WM ist es schlichtweg misslungen, ihre Weltmeisterschaft adäquat zu vermarkten.

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Faktisch findet die Langstrecken-WM auf der Hinterbühne des Rundstreckensports statt. Wenngleich die FIA World Endurance Championship im Mikrokosmos der Sportwagengemeinde ein zureichendes Renommee erlangt hat, kehrt sich die breite Öffentlichkeit nicht an dem Wettlauf der Technologien. Die DTM und Formel E verkörpern das Gegenteil. Das Tourenwagen-Masters generiert nach wie vor verhältnismäßig viel Aufmerksamkeit, die E-Monopostos erlangten binnen Kurzem einen größeren Bekanntheitsgrad als die Langstrecken-WM.

> Was gedenkt der ACO zu tun, um eine Misere abzuwenden? Bislang fußt das ACO-Konzept hauptsächlich auf dem Le-Mans-Mythos und einem fortschrittlichen Regelwerk. Die Reputation einer einzelnen Traditionsveranstaltung genügt allerdings nicht, um langfristig eine Weltmeisterschaft zu etablieren. Und was bringt ein originäres Regelwerk, das aber nur eine Minderheit versteht?

In puncto Vermarktung hat der ACO kläglich versagt. Vielmehr noch hat der Automobilklub des Westens widersinnige Entscheidungen getroffen, welche eine gedeihliche Entwicklung konterkarieren. Dabei ignorierte der ACO auch die Warnungen der Hersteller. Ein geradezu weltentrückter Entschluss: eine Paywall für den Livestream, die jedwede aussichtsreiche Eigenwerbung im Vorhinein verhindert.

Generell vermeidet es der ACO, den Bekanntheitsgrad der Langstrecken-WM zu erhöhen, verlässt sich stattdessen darauf, die Marke „Le Mans“ zu exportieren. Mit dieser Vorgangsweise scheiterte der ACO bereits mit seiner Veranstaltung in Austin. Aber die unbeholfene Herangehensweise tritt dann und wann auch in Kleinigkeiten zutage. Warum findet das einzige Nachtrennen in Nordamerika statt? Warum nicht in Fuji und Shanghai? Schließlich befindet sich das Kernpublikum doch in Westeuropa. Obendrein begibt sich der ACO unnötigerweise auf Nebenkriegsschauplätze.