Olaf Manthey: „Die Aerodynamik der GT3-Autos ist längst ausgeufert“

„Im Motorsport geht es darum, schneller als der Konkurrent zu sein“ | © Porsche

Olaf Manthey diskutiert die Frage, ob GT3-Rennwagen zu schnell sind für die Nordschleife des Nürburgrings. Generell sei die permanente Weiterentwicklung dem Motorsport wegen des Wettbewerbs immanent. Allerdings errege die Aerodynamik Besorgnis. Sein Plädoyer: Verringerung des Abtriebs.

Haben die GT3-Sportwagen ein Geschwindigkeitslevel erreicht, das für den Wettbewerb auf der Nürburgring-Nordschleife ein ernstliches Sicherheitsrisiko darstellt? Diese Frage rollt Olaf Manthey in seiner aktuellen Racing-News-Kolumne auf. Seine Bedenken gelten zuvörderst den Fortentwicklungen im Bereich der Aerodynamik. „Dieser Trend muss gestoppt werden, das sollte mittlerweile jedem, wirklich jedem klar sein“, meint der ehemalige Teamchef.

Zunächst präpariert Manthey jedoch zwei Aspekte heraus, welche die Steigerung der Geschwindigkeiten forciere. Erstens: der generelle Wettstreit. „Im Motorsport, und das ist nun wirklich nichts Neues, geht es darum, schneller als der Konkurrent zu sein“, stellt Manthey vor Augen. „Also werden die Autos auch immer schneller, auch auf der Nordschleife, auch die Fahrzeuge der GT3.“

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Zweitens: der Asphalt auf dem Eifelaner Traditionskurs. Die Streckenbetreiber erneuern den Belag zu Saisonbeginn stets, was wiederum schnellere Rundenzeiten gestattet. Zumal dabei ein Asphalt zum Einsatz kommt, welcher „das höchstmögliche Grip-Level“ bietet. „Ich gebe an dieser Stelle zu bedenken, dass man dieses Prinzip in Zukunft nicht unbedingt beibehalten sollte“, mahnt Manthey in diesem Zusammenhang.

Überdies erwarte Manthey bei diesem Entwicklungsgang einen permanenten Reflexionsprozess. „In diesem Kontext muss ich feststellen, und jetzt komme ich wieder zur GT3, dass die Aerodynamik dieser Autos längst ausgeufert ist“, betont Manthey. „Von Jahr zu Jahr, von Modell zu Modell sind die Rennwagen der GT3 im Bereich der Aerodynamik konsequent und rigoros weiterentwickelt worden – weit über ein vernünftiges Niveau hinaus.“

Manthey: „Das allgemeine Ziel muss die deutliche Verringerung des Abtriebs sein“

Seine Forderung an die Regelgestalter: Restriktionen bei der Aerodynamik. „Für die Fahrzeuge der GT3 muss ein schmaleres Aerodynamik-Fenster festgelegt werden“, meint Manthey. Nach seinem Dafürhalten müsste das Reglement die Maße für Bauteile wie Frontsplitter, Flaps und Heckflügel, aber auch den Diffusor en détail festschreiben. „Das allgemeine Ziel muss die deutliche Verringerung des Abtriebs sein“, stellt Manthey heraus.

Ein Mehr an Anpressdruck stelle per se zwar kein Übel dar, aber „übertrieben viel Abtrieb“ sei wiederum „kontraproduktiv“ – namentlich bei der Erzeugung durch den Unterboden. Denn die Voraussetzung, damit diese reibungslos funktioniert, müssen sich der Sportwagen stets in unmittelbarer Nähe zur Fahrbahn befinden. In Ansehung der Charakteristika der Nordschleife – die Fahrzeuge heben gelegentlich ab – sei dies nicht gewährleistet.

Besorgniserregend sei zu dem: Zuweilen hadern auch die GT-Experten. „Wenn schon Profipiloten gelegentlich mit den aerodynamischen Besonderheiten der GT3-Autos nicht klarkommen, wie sollen dann Amateurrennfahrer mit aerodynamisch derart diffizilen Autos umgehen können?“, fragt Manthey. „GT3-Fahrzeuge sind aber Rennwagen, die ursprünglich speziell für den Kundensport konzipiert wurden, also eben für die Amateurrennfahrer.“

Erste zielführende Maßnahmen hätten die Organisatoren allerdings bereits zu Beginn der diesjährigen Saison ergriffen. „In dieser Saison wurde eine Mindestfahrhöhe für GT3-Fahrzeuge auf der Nordschleife vorgeschrieben“, merkt Manthey an. „Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.“ Explizit Stellung in der Debatte um die GT3-Sportwagen bezieht Manthey dennoch nicht.


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