Langstrecken-WM: Streitigkeiten um Reglement

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Audi versucht derzeit die Einstufung des Dieselkonzepts sowie die 2018er Regeln nochmals zur Diskussion zu bringen | © Ralf Kieven

Bei der Festlegung des Regelwerks in der LMP1-Klasse der Langstrecken-WM gibt es aktuell offenbar zwei Streitthemen, die die Teilnehmer missmutig stimmen. Einerseits versucht Audi bei der EoT-Regelung die Einstufung des Diesels zu verbessern, andererseits soll in Hinsicht auf die Kosteneinsparung im VW-Konzern das Reglement ab 2018 nochmals überdacht werden.

Dass Regelwerke festgelegt werden, ohne dass einige Teilnehmer darüber wettern, scheint in Zeiten der Balance-of-Performance im GT-Bereich und der Equivalence-of-Technology bei den Le Mans-Prototypen nicht mehr möglich zu sein. Aktuell strebt Audi eine Verbesserung der Einstufung der Dieselaggregate in der LMP1-Kategorie an, um mit Porsche, Toyota und möglicherweise in der Zukunft auch wieder Peugeot auf einer Augenhöhe kämpfen zu können.

Bei der derzeitigen EoT-Einstufung, die eigentlich immer von Ende Juni an ein Jahr gültig und damit festgeschrieben ist, sieht Audi den Diesel im Nachteil gegenüber den Ottomotoren der Konkurrenz. Die EoT, die die bauartbedingten Eigenheiten der jeweiligen Konzepte auf ein Performance-Level bringen soll, benachteilige den Selbstzünder bei Reichweite und Rundenzeitenvergütung, so die Audianer. Nun hoffen die Ingolstädter, dass sich ACO und FIA zu einer Erhöhung der Kraftstoffmenge für den Verbrennungsmotor zum 01. Januar 2017 durchringen können.

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2018er Reglement soll neu überdacht werden

Eine noch größere Baustelle stellt laut Auto, Motor und Sport das gänzlich neue LMP1-Reglement zur Saison 2018 dar. Ursprünglich war angedacht, die Höchstgrenze der Hybridenergie auf zehn Megajoule zu erhöhen und zur Erreichung dieser ein drittes Rekuperationssystem zu erlauben. Auch hier sind es die Ingolstädter, die ein Überdenken dieses Reglements fordern, und das offenbar aus zweierlei Gründen.

Einerseits wäre Audi durch die Erhöhung der maximal nutzbaren Hybridenergie gezwungen, mindestens in die 8-MJ-Klasse zu wechseln, in der Porsche und Toyota bereits in diesem Jahr antraten, um einigermaßen auf Augenhöhe beim Antriebskonzept zu bleiben. Andererseits wird im VW-Konzern seit dem Abgasskandal rigoros der Rotstift angesetzt, auch das LMP1-Team darf nicht mehr in dem Maße Millionensummen verwenden wie möglicherweise noch vor einiger Zeit.

Die Einführung des dritten Rekuperationssystems wäre demnach mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden, den Audi zu verhindern, oder wenigstens auf das Jahr 2020 zu verschieben versucht. Unterstützung kommt dabei offenbar von den früheren Le Mans-Teilnehmern von Peugeot. Immer wieder deuten Anzeichen daraufhin, dass die Franzosen nach wie vor mit einem Einstieg in die Langstrecken-WM liebäugeln.

Ganz und gar nicht begeistert sind von diesem Vorhaben die Mannen von Toyota. Obwohl ursprünglich die Einsatzmannschaften aus Köln-Marsdorf ebenfalls gegen die Einführung des dritten Rekuperationssystems waren, hat man seine Meinung nun geändert. Der einfache Grund dafür: Just vor kurzer Zeit genehmigten die Verantwortlichen das notwendige Budget, nur um dann zu erfahren, dass es möglicherweise gar nicht notwendig sein könnte. Wie die Entscheidungen bei beiden Themen fallen, bleibt abzuwarten.