Jürgen Alzen hat seinen VLN-Ausstieg zum Saisonende begründet. Das Hauptgewicht seiner Kritik lastet auf den „drakonischen Strafen“, welche die Sportkommissare bei Gelbvergehen aussprechen. In Zukunft engagiert sich der Fahrer und Teamchef stattdessen in Sprintrennen, um den „Spaßfaktor“ zu erhalten.
Anlässlich des Grenzlandrennens hat Jürgen Alzen kundgetan, seine VLN-Laufbahn als Fahrer und Teamchef zu beenden, fährt in Zukunft stattdessen Sprintrennen. Äußerte sich Alzen in einer Mitteilung zunächst nur nebulös, begründete das Nordschleifen-Urgestein bei RN Vision TV seine Entscheidung detailliert. Es sei „die Summe der Dinge“, welche ihm letztlich die Entscheidung abgenötigt hätten.
Alles in allem herrsche ein Missverhältnis zwischen der Investition und dem Ertrag. „Das Verhältnis passt nicht mehr“, meint Alzen. „Den Aufwand, den du betreibst, die Kosten, die du einfach hast und der Spaß – das, was du am Ende da rausbekommst – passt, für mich, nicht mehr zusammen.“ Die Einsätze am Fuße der Nürburg finanziere Alzen Motorsport nicht allein aus Sponsorengeldern, sondern auch mit eigenen Mitteln.
Die Teilnahme an einem Vier-Stunden-Rennen der Langstreckenmeisterschaft beziffert Alzen im fünfstelligen Bereich. „Wenn wir mit einem GT3-Auto fahren, dann kostet uns das am Wochenende 30.000, wenn’s dumm läuft auch 40.000 Euro“, erläutert Alzen. Diese Aufwendung solle sich auch rentieren, was jedoch durch Eingriffe in das Geschehen auf der Piste konterkariert werde. Der Kardinalpunkt seiner Kritik: empfindliche Strafen bei Gelbvergehen.
Die Sanktion solcher Verstöße sei ärgerlich, da Geschwindigkeitsübertretungen nicht mit Vorsatz vollzogen würden, sondern zumeist in Missverständnissen oder schlichtweg Fehlern wurzelten. „Es wird hart durchgegriffen“, kehrt Alzen hervor. „Und diese Strafen, die du dann bekommst, die sind drakonisch. Drakonische Strafen für was? Für ein Gelbvergehen. Wir machen doch alle Fehler. Das heißt, ich bekomme dann drei oder vier Strafminuten – wenn’s gut ausgeht.“
Alzen: „Ich bin kein Kind mehr, das kannst du mit mir nicht machen“
Für Alzen sei in solchen Situationen die Fortsetzung des Rennens ausgeschlossen. „Was mache ich? Da sage ich: Hier, ein Funkspruch. Reinkommen, einpacken, nach Hause fahren. Haben dann dreißig bis vierzig Mille auf der Uhr. Spaßfaktor? Wo ist der? Gleich null“, fasst Alzen zusammen. „Von uns macht keiner etwas mit Vorsatz. Und dann fühle ich mich einfach unfair behandelt. Das ist nicht im Sinne des Sports. Man erwartet von uns Perfektion.“
Daher erregt die derzeitige Vorgehensweise Anstoß bei Alzen, der die Bestrafungen als eine Gängelung wahrnimmt. „So wie das jetzt im Moment läuft, das gefällt mir nicht“, wettert Alzen. „Wir haben Strafen, die sind drakonisch. Ich bin kein Kind mehr – kein kleines Kind, das kannst du mit mir nicht machen.“ Solch „schweren Eingriffe“ würden den Wettbewerb ruinieren. „Fakt ist, mir geht’s um den Sport“, bekräftigt Alzen.
Sein Vorschlag: eine halbminütige Stoß-and-Go-Strafe, um den Betroffenen zumindest eine Minimalchance einzuräumen, den Verlust zu kompensieren. „Die Strafe, die ich für korrekt halten würde, damit es tatsächlich auch funktionieren würde, ist einfach eine Stop-and-Go“, meint Alzen. „Kostet jeden dreißig Sekunden. Damit ist ein Rennen aber nicht komplett zerstört. Wenn ich Minutenstrafen bekomme, dann fühle ich mich verarscht.“
Ferner sehnt sich Alzen nach einem „autoritären Rennleiter“, welche Entscheidungen treffen dürfe. „Dass man einfach wieder mehr auf Kumpel macht“, legt Alzen klar. Zudem solle der DMSB den Veranstaltern der VLN-Langstreckenmeisterschaft bei diesen Entscheidungen mehr Freiheiten eingestehen. „Ich wünschte mir, dass die VLN mehr Befugnisse hätte“, fügt Alzen hinzu. Sein Vorhaben für den Ausstieg: ein letzter Start mit seinem Bruder Uwe Alzen beim Halbfinale oder Finale.
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